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Bankster

Bankster

Titel: Bankster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudmundson
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schwingt, wie ein langsam eingestelltes Metronom, wenn sie eine Tasche über der Schulter trägt; doch jetzt sah Harpa mich auf den Schneematsch auf dem Gehweg starren, die Hände tief in den Jackentaschen vergraben, bis ich zum Laugavegur abbog: »Halt, stopp, kurze Pause. Du musst mir sagen, was du denkst, oder nein, nicht mir direkt, sondern du musst die Gedanken aus deinem Mund rauslassen, weiß du, und versuch nicht, mir zu erklären, dass du nichts gedacht hast, weil das unmöglich ist. // In Ordnung, aber das ist kein einfaches Spiel, man muss sich erst daran gewöhnen. // Das ist kein Spiel. // … // Das ist wichtig! // Vorhin dachte ich, dass es schon bald acht Uhr und der Himmel trotzdem noch ein bisschen hell ist, was vielleicht nicht besonders bemerkenswert ist. // Das spielt keine Rolle! Du musst alles sagen, vergiss mich und rede. // … // Nach einer Weile wird es dir leichter fallen. // Das ist ganz unmöglich, Harpa. // Du musst es versuchen. // Man zensiert sich, Liebes. // Du musst es versuchen! // Das ist dämlich. // Das ist das Wichtigste, was wir zusammen gemacht haben, Markús. Siehst du nicht, was mit uns passiert? // Das ist nur eine Phase. Das wird vorübergehen. Bald erzählen wir das unseren Kindern, nennen es die Monate, die … // Welche Kinder, Markús? Welche?! // … // Weißt du – weißt du, welcher Tag heute ist, welches Jahr, oder bloß, auf welchem Planeten du bist?! // Teufel, ist das nervig, sich vor den Leuten mit seiner Freundin zu streiten. // Sag mir … // Ich habe gedacht, Harpa! War das nicht das, was du wolltest?!«
    Sie schwieg, und ich sah einen neuen Ausdruck in ihrem Gesicht. Ich weiß immer noch nicht, was er bedeutete, bedeutet. Ich guckte weg und sah unsere Spiegelbilder in der Fensterscheibe des leeren Ladenlokals. Einige Autos rollten vorbei, bevor ich weiterging und hoffte, dass Harpa mir folgte – doch sie tat es nicht, sie stand noch an der Ecke, als ich zurückblickte. Sie kam mir dort mit ihrer Mütze über den Augen und den Händen in den Seiten schrecklich alleingelassen vor, ich dachte, dass ich hundert Schritte brauche, um die Stirn an ihre Mütze und die Hände auf ihre Schultern zu legen. Sie reagierte nicht auf mich, auf diese Nähe: »Sieben Jahre, Harpa, sieben gute Jahre. Wir sollten ein schlechtes aushalten können. // Ja. // Ich hoffe sehr, dass es in der Zukunft Platz für uns gibt. // Welche Zukunft, Markús? // Die neue. // Du hast mich nicht davon überzeugt, dass du sie angehen willst. // Wie macht man das, wie überzeugt man seine Liebste davon, dass man die Zukunft in Angriff nehmen will? // Man muss sie nicht in Angriff nehmen, es reicht schon, darüber zu reden, sie zu ordnen und Pläne zu schmieden. // Ich habe nicht viel davon getan. // Nichts. // Was soll ich sagen?«
    Ihr Gesicht war zu nah, als dass ich hätte sehen können, ob sie sich sträubte, zu antworten, oder ob sie nachdachte. »Sag, dass du dich arbeitslos melden wirst. // Das werde ich tun. // … // Fertig und erledigt, fast. // Es ist so wichtig, ins System aufgenommen zu werden und alle Informationen zu bekommen, die Möglichkeiten zu sehen. // Zweifellos. // Wir könnten auch ernsthaft darüber nachdenken, irgendwo zu studieren. // … // Dann hättest du einen Schritt in die Zukunft gemacht. // … // Da möchte ich nämlich hin. // … // Deine Kraftlosigkeit überrascht mich so. Du scheinst in irgendeiner Leere zu leben. Ich habe einen Kampf erwartet und musste dann eine totale Niederlage sehen. // Ich hätte auch irgendeinen fantastischen Kampf vortäuschen können, aber der wäre kein bisschen echt gewesen, nur verzweifelt und traurig. Es ist nichts mehr da, für das man kämpfen kann. // Was ist mit mir? // Was mit dir?«
    Harpa wandte sich von mir ab und stapfte durch den Schneematsch nach Hause. Ohne darüber nachzudenken, hatte ich mich an sie gelehnt, hatte sie mich sozusagen gehalten, während wir an der Ecke standen. Als sie verschwunden war, spürte ich wieder meine ganze Schwere.

26. Februar – Donnerstag

    »Cash is king.« Das wurde mir bestätigt, als ich gestern mit Karte bezahlen wollte. Das Mädchen, das mich bediente, war noch ganz neu, keines von denen, die genau wissen, was ich will, und es fiel ihr leicht, mir die Karte zurückzugeben und zu verkünden, dass das Limit überschritten sei. Ich erschrak und fühlte, wie mir überall heiß wurde, während ich auf die Brieftasche in meinen Händen guckte und sie ziellos durchsuchte, nur um

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