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Bankster

Bankster

Titel: Bankster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudmundson
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Steinbrocken zwischen den Gerüstebenen ab, Betonklumpen und Brocken, die mit großem Getöse unterschiedlich weit abstürzten, die meisten bis ganz unten, wo sie zersprangen. Ich fragte mich, ob der Turm gerade innerhalb der Baugerüstfestung zusammenstürzte, hinter den dunkelgrünen Vorhängen, die sich aufbauschten und knallten.
    Plötzlich stand ein alter, kleiner Mann in einem hellen Staubmantel neben mir. Er lächelte und sagte etwas, als er sah, wie ich mich erschreckt hatte. Ich hörte nichts, noch nicht einmal Wortfetzen. Ich zeigte auf mein Ohr und schrie in den Wind, der alles – vor allem unbedeutende Worte – mit sich fortriss, dass ich ihn nicht verstanden hätte, ohne selbst einen Ton davon zu hören. Der Mann zuckte mit den Achseln, schüttelte den Kopf und lachte. Als ich selbst von seinem intensiven Lachen nichts hörte, lachte auch ich, erst kontrolliert, dann aber, nachdem ich mehrmals zu ihm geguckt und ihn mit seinem offenen Mund und den tränennassen Augen gesehen hatte, musste auch ich richtig loslachen – und wir standen eine ganze Weile lachend zusammen, sahen hoch und runter und versuchten, uns auf den Beinen zu halten, während wir dem Instrument zuhörten, das um den Kirchturm herum errichtet worden war und auf dem der Himmel persönlich ein Konzert gab.

8/3 – Sonntag

    Lieder entstehen bestimmt oft aus einer Katermelancholie heraus, aus einer selbsterarbeiteten Traurigkeit der blaugrausten Art. Wenn im Gehirn Botenstoffe fehlen, verändern sich die Welt und die Zusammenhänge zwischen den Dingen. Der Kerl, der gestern so allein neben Anton und mir gesessen hatte, mit den Füßen stampfte und auf die Tischkante trommelte zu Musik, die man an diesem Ort nicht hören konnte – es war nichts als ohrenbetäubendes Gequatsche zu hören –, dieser Kerl ist so gesehen kein lustiger Vogel mehr, sondern ein trauriger Mensch.
    Mittlerweile bereue ich sehr, was ich über Antons Bekannten gesagt habe. Sie sind zusammen zur Grundschule gegangen und hatten sich viele Jahre nicht gesehen, als er plötzlich mit seiner Frau und einem Freund vor uns stand. Der Freund war im Rollstuhl, die Frau abenteuerlich dick und Antons Bekannter klein wie ein Zwerg. Die Unterhaltung dauerte nicht lang, war aber herzlich. Als sie gingen, und wir sahen, wie sie die Menschenmenge spalteten, sagte ich, dass die drei wie eine kleine Wanderzirkustruppe seien. Trotz des ganzen Biers und der Kurzen erinnere ich mich noch genau an meine Bemerkung, und ich weiß noch, wie lustig ich sie fand.

9/3 – Montag

    I.

    Heute Morgen haben sich Sonnenstrahlen an den Vorhängen vorbeigequetscht. Das Licht war warm, und auch im Zimmer war es warm. Wir hatten beide unsere Decken zur Seite geschlagen. Sie lagen wie ein breiter Gebirgszug in der Mitte des Bettes. Während ich zum Licht rund um die dunkelgrauen Vorhänge sah, fühlte ich mich wie bei einer Massage, giftige Spannung floss aus meinem Körper, aus den Fingern und Zehen. Ich atmete tief durch. Ohne ein Wort zu sagen, stand Harpa auf und ging auf direktem Weg ins Badezimmer. Erst nach ungewöhnlich langer Zeit war die Dusche zu hören.
    Ich stand erst auf, als Harpa gegangen war. Als sie am Bett stand und sich anzog, wuchs in mir das Verlangen, ihr zu sagen, dass ich heute gehen würde, und als sie den Rock hochzog, hätte ich es fast getan. Aber ich war mir nicht sicher genug, schwieg deswegen und lag mit geschlossenen Augen im Warmen. Und als ich sie im Flur die Stiefel zumachen hörte, verspürte ich wieder den Wunsch, es zu verkünden, aus dem Bett zu springen, in den Flur zu laufen und zu erklären, dass ich heute zum Arbeitsamt gehen und mich melden würde, tat es aber auch diesmal nicht. Es war der bisher hellste Morgen des Jahres, die ersten Morgensonnenstrahlen seit September, und ich wollte jeden einzelnen aufnehmen.
    Bevor ich das Bett machte, zog ich die Vorhänge auf. Die krasse Helligkeit zeigte schonungslos, wie dringend unsere Bettwäsche gewechselt werden musste. Nachdem ich die Zierkissen auf der glattgestrichenen Tagesdecke drapiert hatte, öffnete ich seit langem mal wieder den großen Kleiderschrank und ließ meinen Blick über all die Anzüge und Hemden auf der Kleiderstange wandern. Ich legte einen braunen Anzug aus feiner Wolle und ein cremeweißes Hemd aufs Bett. Während ich die Krawatte aussuchte, überlegte ich, wie viel Frühling wohl schon in der Luft liegt, kam zu dem Schluss, dass es eher wenig ist, und nahm eine der gestrickten

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