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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Anschirren der Ochsen in den Wald folgt. Erledigt alles so, wie ich es euch erklärt habe, und der Sieg wird unser sein.«
    Hormuks Kinnlinie begann unkontrolliert zu zucken. Sicher hatte er sich schon in den buntesten Farben ausgemalt, wie er Zerbe auf seinem letzten Gang folgen würde. Du dummer Narr , dachte Alvin mitleidig. Deiner Gefolgschaft ist er sich längst sicher, uns hingegen muss er noch umgarnen.
    »Haltet euch wacker, ihr iskandischen Recken!«, rief ihnen der unheimliche Waffenbruder zum Abschied zu, bevor er die Lichtung gemessenen Schrittes verließ. »Das vereinte Heer eurer Stämme vertraut auf eure Stärke!«
    Ohne sich noch einmal umzusehen, tauchte er ins Unterholz ein.
    Alvin sah Zerbe hinterher, bis er vollkommen mit dem satten Grün des Waldes verschmolz. Seine Neugier drängte ihn, der Flickengestalt sogleich zu folgen, um zu beobachten, was außerhalb ihrer Sichtweite geschah, doch das hätte Hormuk niemals zugelassen. Deshalb half er Rogge, den Karren der Gewürzhändlerin bereitzustellen, bevor er sich mit Bornus auf den Weg machte.
    Gemeinsam folgten die beiden den tief in den Waldboden eingesunkenen Fußabdrücken des Lederhäuters. Sie brauchten nicht weit zu gehen, kaum zwanzig oder dreißig Königsschritte. Sie hatten sich ihre Hände gerade an einem widerborstigen Strauch zerkratzt, als sie an einer freien, von einer Eichenkrone beschatteten Stelle anlangten, an der die Fährte abrupt endete. Zerbes leere Flickenhülle war direkt über den letzten beiden Abdrücken zusammengesunken.
    Von diesem Platz aus gab es keine Möglichkeit, spurlos zu verschwinden, nicht mal einen Ast, zu dem man hinaufspringen konnte. Trotzdem war nur das Ledergewand entleert zurückgeblieben, in dem es außer den Schlitzen für Mund und Augen keinerlei Öffnungen gab.
    Alvin hob die Hülle auf und faltete sie sorgfältig zusammen. Als er sie fest gegen den Leib presste, um den Rest darin verbliebener Luft herauszudrücken, fiel ihm eine Bewegung in der rechten Augenhöhle auf. Er entdeckte einen toten Käfer. Rabenschwarz und mit langen Kauwerkzeugen versehen, mit sichelförmigen Vorderbeinen, deren Außenbogen scharfe Zacken aufwiesen. Machte sich ein Schwarm solcher Biester über einen Menschen her, vermochte er ihm sicher das Fleisch von den Knochen zu schälen.
    Alvin erschauderte bei dem Gedanken.
    Zuerst wollte er das groteske Insekt wegschnippen, aber im letzten Moment besann er sich eines Besseren. Ohne etwas von seiner Entdeckung zu erwähnen, machte er sich auf den Rückweg. Bornus blieb die ganze Zeit schweigend an seiner Seite.
    »Was ist los?«, fragte Alvin den Waffenbruder. »Fürchtest du immer noch die Rache des Feuersängers?«
    Der Angesprochene kratzte an den allmählich nachwachsenden Stoppeln, die seinen Schädel immer dichter bedeckten. »Den Feuersänger oder irgendein anderes Unheil, das sich über unseren Köpfen zusammenbraut«, knurrte er mürrisch. »Wo liegt da bei Kerlen wie Zerbe schon der Unterschied? Ich frage mich nämlich, ob ein Verbündeter , der so wenig auf unsere Traditionen hält, sich nicht auch noch über ganz andere Dinge hinwegsetzt.«
    Alvin nickte verstehend, denn er wurde von ähnlichen Zweifeln geplagt. Aufgeben kam trotzdem nicht in Frage. Dafür waren sie schon zu weit auf ihrem Weg vorangekommen.
    Nach ihrer Rückkehr auf die Lichtung setzte sich Alvin neben Rogge auf den Kutschbock und übernahm von ihm die Zügel. Das Flickengewand warf er hinter sich auf die Ladefläche. Bornus schwang sich derweil in den Sattel und schloss zu ihnen auf. Da ihm einer der erbeuteten Waffenröcke wie angegossen passte, hatte er sich als Geleitschutz verkleidet.
    Ihre überzähligen Pferde ließen sie bei den Kriegern, die während des Überfalls verwundet worden waren. Sie würden sich in die Tiefen der Wälder zurückziehen und dort bis zum Sieg ausharren – oder, im Falle ihres Scheiterns, auf eigene Faust in die Heimat zurückkehren. Das war für Männer ihres Schlages ein Kinderspiel, selbst wenn sie verletzt waren.
    Auf Hormuks Signal hin machten sich alle auf den Weg. Unter dem Klappern der Zuggeschirre rollten die Wagenräder knarrend an. Alvins Herz begann in der Brust zu trommeln. Endlich war es so weit.
    Endlich zogen sie Greifenstein entgegen …
    Je näher sie der imposanten Feste kamen, desto deutlicher wurde jedem Einzelnen von ihnen, dass es auch ohne Dagomars Schwingenschild eines viele Tausend Krieger zählenden Heeres und einer ausgedehnten

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