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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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einäugigen Riesen, die tief im Wald wohnten und kleine Kinder fingen, um Suppe aus ihnen zu kochen und auf ihren Wadenknochen Flöte zu spielen, nicht bloß erfundene Schreckensgestalten? Rorn fragte lieber nicht nach, weil er die Antwort fürchtete, außerdem sprach Hatra bereits weiter.
    Die Alte hatte es plötzlich sehr eilig, und er ahnte auch warum. Die Nebelschlieren, die ihre Gestalt nachformten, wurden immer heller und durchscheinender. Gleichzeitig begann die Temperatur in der Mansarde zu steigen.
    »Die Iskander sammeln sich in den Bitterfelsen!«, rief sie, während ihre Konturen allmählich zerfaserten. »Sie wollen ein unheiliges Ritual durchführen, das einen Weltensturm auslösen könnte. Ich selbst habe schon einen überlebt, doch ich fürchte, dass dieser noch weitaus verheerender wird.«
    Rorn spürte, wie ihm kalte Schauer über den Rücken jagten.
    »Soll ich Dagomar davon berichten?«, fragte er, auch auf die Gefahr hin, sich wieder in die Gewalt des ihm feindlich gesinnten Herrschers begeben zu müssen.
    Hatras Gesicht war längst zu einem glatten Oval zerlaufen, in dem sich die Lippen nur noch als zitternde Linien abzeichneten. »Das weiß ich nicht.« Ihre Stimme sank zu einem fernen Flüstern herab. »Die Grenzen zwischen Gut und Böse sind verschwommen. Halte dich am besten an dein Bannschwert!«
    Der letzte Satz drang nur noch als eindringliches Raunen an sein Ohr. Falls Hatra noch mehr sagen wollte, war es zu spät. Die letzten noch in der Luft liegenden Dunstschwaden verwehten, obwohl nicht der leiseste Hauch zum Fenster hereindrang. Als auch noch der blaue Schimmer erlosch, den Grimmschnitter ausgestrahlt hatte, war der Spuk vorbei.
    Verwirrter denn je blieb Rorn im Dunkeln zurück. Seine Versuche, den Worten der Hexe einen Sinn abzugewinnen, liefen allesamt ins Leere. Bleierne Müdigkeit lastete auf seinen Augenlidern.
    Halte dich an dein Bannschwert …
    Das war der einzige Rat, der in ihm nachhallte, während er langsam zur Seite rutschte und in einen tiefen Schlaf verfiel.

Im Refugium
     
    Großmeister Ruppel wusste es gar nicht zu schätzen, dass ihn der König unangemeldet in den Tiefen der Burg aufsuchte, denn das bedeutete, dass Dagomar mehr über die geheimen Gänge und Räume wusste, als die Priesterschaft bisher geahnt hatte. Immerhin war der Herrscher ohne Leibwache gekommen, damit hielt sich der Schaden in Grenzen. Obwohl er seine Neugier sichtlich zu zähmen versuchte, erforschten Dagomars Blicke jeden Winkel des unterirdischen Gewölbes, in dem sich auch einige weitere Priester aufhielten und einfach nur stumm und abwartend dastanden. Als er den Weinbecher in Ruppels Hand bemerkte, schlich Missbilligung in seine Züge.
    »Die Stadtgarde ist ausgerückt und durchsucht jedes Haus und jeden Straßenwinkel«, begann der König in einem Tonfall, der das Ergebnis der Suche bereits vorwegnahm. »Bisher ohne Erfolg.«
    »Wir haben es mit einem mächtigen Gegner zu tun«, bestätigte Ruppel und nahm einen Schluck von seinem Wein. »Kaum zu glauben, dass er wirklich nur ein Dorfschmied gewesen sein soll.«
    »Ein Schwert, das dem Schlag des Schwingenschilds zu widerstehen vermag!« Dagomar ballte die Hände zu Fäusten. »Wenn das in Greifenstein die Runde macht, bricht endgültig Panik aus.« Donnernd fuhr seine Rechte auf den neben ihm stehenden Tisch herab. Die Wucht des Schlages schleuderte einige Tiegel in die Höhe, doch sie waren zu massiv, um beim Aufprall zu zerbrechen, und der Weinkrug war auch schon zu weit geleert, um noch überzuschwappen. Dagomar hätte die massive Platte sicher gern in Kleinholz verwandelt, doch der stechende Schmerz, der ihn bereits beim ersten Hieb durchzuckte, brachte ihn rasch wieder zur Besinnung.
    »Trinkt lieber einen Schluck«, empfahl Ruppel, seinen Becher lockend in die Höhe haltend. »Das beruhigt die Nerven.«
    Der König massierte seinen schmerzenden Handballen. Anstatt auf das Angebot einzugehen, fragte er: »Was ist mit Euren Priestern? Gibt es denn keinen Zauber, der diesen Bannkrieger aufzuspüren vermag?«
    »Leider nein.« Ruppel hob die Schultern. »Irgendetwas scheint Rorn vor allen bekannten Beschwörungen zu schützen.«
    »Vielleicht der Mantel, den er trägt? Ich fürchte, er gehörte einst einem der ALTEN.«
    »Nein, das ist es nicht.« Ruppel schüttelte entschieden den Kopf. »Ich nehme eher an, dass es ein Tarnzauber ist oder ganz einfach die Magie, die von dem Schwert ausgeht.«
    Mit dieser Antwort war der König nicht

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