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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Eingebung folgend, schlüpfte der Bannkrieger zum Fenster hinaus und wandte sich nach rechts, in Richtung Süden. Der flackernde Schein schwächte sich umgehend ab, egal, in welcher Hand er die Klinge auch hielt. Gleichzeitig spürte er eine innere Leere, ein Gefühl des Verlustes.
    Als er sich umdrehte und ein paar Schritte nach Norden tat, schwoll das Pulsieren wieder an, außerdem war er plötzlich euphorisch gestimmt. Kein Zweifel, Grimmschnitter wollte ihn in eine bestimmte Richtung lenken.
    Ohne lange nachzudenken lief Rorn über die Dachschrägen, bis er an ein flaches Gebäude gelangte, das durch einen schmalen Abgrund von dem seinem getrennt lag. Mit einem beherzten Sprung setzte er darüber hinweg, obwohl ihn auf der anderen Seite ein Meer aus Dunkelheit erwartete. Rorn wusste nicht, ob es Tag oder Nacht war, weil an dem über Greifenstein lastenden Insektenhimmel kein Mond und auch keine Sterne funkelten. Nur einige schwefelgelbe Lichtinseln, die sich aus den Gassen emporwölbten, ließen ihn die vor ihm liegenden Umrisse erahnen.
    Dem heftigsten Pulsieren folgend, überquerte er das Dach und tastete sich über den Sims eines angrenzenden Nachbarhauses hinweg. Unter ihm, in den Gassen und Innenhöfen, waren immer wieder Gardisten mit Fackeln zu sehen, die Menschen anhielten oder Gebäude durchsuchten. Keiner von ihnen kam auf die Idee, den Kopf in den Nacken zu legen und nach oben zu blicken. In der allumfassenden Dunkelheit hätten sie auch nur den flatternden Schatten eines Mantels gesehen oder einen unbeweglich verharrenden Umriss, der den grotesken Regenspeiern ähnelte, die zu Hunderten Greifensteins Dächer bevölkerten.
    Die dicht aneinandergrenzende Bauweise half Rorn, in luftigen Höhen von einem Straßenzug zum nächsten zu wechseln. An erleuchteten Fenstern ließ er besondere Vorsicht walten, aber der bedrückende Anblick des bezogenen Himmels sorgte dafür, dass sich das Volk lieber in seinen Gemächern verbarrikadierte, als nach draußen zu sehen.
    Das Speicherviertel lag längst hinter ihm, als er endlich das Ziel erreichte.
    Inmitten all der hohen, einander überlappenden Bauten wirkte der Ort, zu dem ihn Grimmschnitter geführt hatte, wie ein Krater in einer hügligen Felslandschaft. Es dauerte einen Moment, bis Rorn begriff, was das für ein weitläufiger Komplex war, dem der unerhörte Luxus einer zweigeschossigen Bauweise und eines von hohen Mauern umgebenen Innenhofes gewährt wurde.

Die Kaserne der Stadtgarde!
     
    Abgesehen vom Burghof war ihr Paradefeld zweifellos der größte freie Platz innerhalb der Stadtmauern.
    Es war immer noch angenehm warm in den Straßen, und der schnelle Lauf hatte Rorn ins Schwitzen gebracht, darum wollte er ein wenig verschnaufen. Als er sich mit weit auseinandergeschlagenen Mantelhälften in den Schatten eines Rauchfangs kauerte, flackerte das magische Licht ein letztes Mal heftig auf, bevor es übergangslos erlosch. »Was soll das?«, flüsterte Rorn verärgert. »Ich verstehe nicht, worum es eigentlich geht!«
    Voller Unmut starrte er auf das Schwert, das plötzlich so matt und kalt wie jede andere Waffe war. Da sich auch nach mehrmaligen Beschimpfungen nichts an diesem Zustand änderte, gürtete Rorn es wieder um und beobachtete, was in der Kaserne passierte.
    Außer einigen Posten, die auf den Wehrgängen patrouillierten, gab es dort nicht viel zu sehen. Der größte Teil der Garnison war ausgeschwärmt, um nach ihm zu suchen. Trotzdem schien es wenig ratsam, die gut abgesicherten Mauern zu erklimmen. Sicherlich gab es in den Unterkünften noch genügend Reserven, um einen Eindringling zu überwältigen, sobald die Wachen Alarm schlugen.
    Und überhaupt, warum sollte er das Risiko auch eingehen? Seiner Meinung nach gab es nichts, was sich im Herzen der feindlich gesinnten Truppe zu suchen lohnte.
    Während Rorn noch darüber grübelte, warum ihn Grimmschnitter hergelockt hatte, erklang direkt unter ihm ein metallisches Scheppern, als wäre eine Schwertscheide gegen etwas Massives wie eine Hauswand gestoßen. Alarmiert sah Rorn in die Tiefe, doch statt einiger Gardisten entdeckte er vermummte Kapuzenträger, die sich hastig in Hauseingänge flüchteten oder flach an die Fassaden drückten. Sie trugen keine Uniformen, sondern Mäntel in den unterschiedlichsten Formen und Farben.
    Rasch zog sich Rorn wieder in den Schatten des Schornsteins zurück und verfolgte gebannt, was da unten vor sich ging. Nachdem man in der Gasse überzeugt war, dass niemand

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