Bannkrieger
bestimmte Hauptmann ohne großes Bedauern. »Das Kastell, in dem er mit den anderen Dienst tat, lag außerhalb des Bannkreises, darum fiel das Geschmeiß auch über sie her. Rumol ist es als Einzigem von ihnen gelungen, in den Schutz der Bannburg zu fliehen, aber es heißt, er sei nur noch ein Bündel blutigen Fleisches, das auf dem Krankenlager dahinsiecht.«
Alvin konnte kaum glauben, was er da hörte. »Der Zauber des Urkriegers richtet sich auch gegen die unseren?«, fuhr er auf. »Wie ist das möglich?«
Hormuk stieß ein verächtliches Schnaufen aus. »Vergiss nicht, dass Rumol ein Verräter ist und den Waffenrock des Feindes trägt.«
Die Haut zwischen Alvins Schultern spannte sich. »Tatsächlich? «, fragte er mühsam beherrscht. »Und wie gelangen wir ohne die Hilfe solcher Verräter ans Ziel?«
»Keine Sorge!« Der Hauptmann grinste überheblich. »Ein paar Gardisten sind im Herzen Iskander geblieben. Vielleicht nicht aus deiner Grafschaft, aber aus der meinen.«
Bei der Beleidigung tastete Alvins Rechte unwillkürlich nach dem Schwertgriff an seiner Seite. In den Augen seines Gegenübers blitzte es überrascht auf, mit dieser heftigen Reaktion hatte er nicht gerechnet. Hormuk langte ebenfalls zur Waffe. Einen Herzschlag lang wirkte es tatsächlich, als wollten beide vor aller Augen aufeinander losgehen, bis Bornus an die Seite des Albinos trat und ihm eine Hand auf den Waffenarm legte.
»Wir sollten alle nicht vergessen, dass ein Barde zu Tode gekommen ist«, sagte er, den Blick seiner blassgrauen Augen fest auf Hormuk gerichtet. »Darum glaube ich eher, dass Rumol ein Opfer des Feuersängers wurde.«
Obwohl alle wussten, was Hormuk von den Legenden hielt, die sich um den Schutzpatron der Gaukler und Spielleute rankten, nahm er den Ausweg an, den ihm der hagere Kahlkopf aus dem drohenden Ehrenhändel aufzeigte.
»Sicher!«, brummte Hormuk mit verkniffener Miene. »Vielleicht gibt es auch einen Fluch des Feuersängers, der an allem schuld ist.«
Alvin sah, wie sich alle Blicke auf ihn richteten. Der Wunsch, Hormuk niederzustrecken, wühlte weiterhin wie mit glühenden Fingern in seinen Eingeweiden, aber natürlich wäre es unsinnig gewesen, ihre Mission eines solch lächerlichen Disputs wegen aufs Spiel zu setzen.
»Genau der gleiche Gedanke ist mir auch schon gekommen«, presste er bebend hervor und nahm die Hand vom Schwertgriff. Als der Hauptmann seinem Beispiel folgte, löste sich die Spannung, die auf den Umstehenden gelastet hatte.
»Lasst uns keine Zeit mehr verlieren«, forderte Hormuk mit belegter Stimme. »Ich habe mit einem Gardisten gesprochen, der aus meinem Gau stammt. Er hat bereits seinen Wachdienst angetreten, und es gibt ja kein Tagesende mehr, auf das wir warten müssten.«
Schweigend rüsteten sich alle zum Aufbruch.
Bevor er die Kapuze seines Mantels überstreifte, sah Alvin noch einmal zu Unke hinüber, die alles aus dem Hintergrund mit angesehen hatte. Weder er noch seine Schwester waren dafür geschaffen, sich mit großer Geste oder gar Umarmungen zu verabschieden. Ihnen genügte ein kurzes beiderseitiges Nicken, als stumme Übereinkunft, dass sie beide wünschten, sich schon bald unversehrt wiederzusehen.
Draußen umfing die Verschwörer eine tiefe, nur von einzelnen Laternen durchbrochene Finsternis. Unter der Glocke des flirrenden Geschmeißes herrschte weiterhin lichtlose Nacht, nur die fehlende Kälte ließ erahnen, dass die Sonne jenseits der schwarzen Barriere noch am Himmel stand.
Rorn wusste nicht, was ihn aufgeschreckt hatte, als er krächzend in die Höhe fuhr. Nur in seinen Mantel gehüllt, war er in einen tiefen Schlaf gefallen. Aufrecht an die Wand gelehnt, lauschte er nach einem Anzeichen von Gefahr, doch es war kein Geräusch, das ihn geweckt hatte, sondern ein pulsierender Schimmer, der seine Schwertscheide umhüllte.
Halte dich an dein Bannschwert. Die letzten Worte der Sumpfhexe hallten als leises Echo durch seine Gedanken.
Was hatte der magische Schein wohl zu bedeuten? Gab es vielleicht etwas, auf das der Jadesplitter reagierte? Eine Verschiebung in dem magischen Machtgefüge, von dem Hatra gesprochen hatte? Rorns Neugier war geweckt.
Rasch sprang er auf und versuchte zu ergründen, was mit Grimmschnitter vor sich ging. Nebel wallte diesmal nicht auf. Dafür stellte Rorn fest, dass sein Schwert schwächer pulsierte, wenn er es in die rechte Hand wechselte, und wieder schneller, wenn er es zurück in die Linke nahm.
Einer spontanen
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