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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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das Scheppern gehört hatte, lösten sich zwei Schemen aus ihren Verstecken und eilten zur nächsten Hausecke, die der Kaserne gegenüberlag. Geschickt verbarg sich die kleine Vorhut hinter einem herrenlosen Heukarren. Ihre Aufmerksamkeit galt den mit Hellebarden und Schwertern bewaffneten Wachen, die auf den Wehrgängen auf- und abmarschierten und dabei immer wieder in die umliegende Dunkelheit spähten.
    Feuerkörbe beleuchteten die vor der Schutzmauer verlaufende Schneise immerhin so gut, dass eine Lichtinsel an die nächste grenzte. Alles, was größer war als eine Ratte, wurde unweigerlich dem Schutz der Dunkelheit entrissen, sobald es sich der Zitadelle näherte. Falls kein überraschender Regenguss zu Hilfe kam, gab es keine Möglichkeit, sich unbemerkt anzuschleichen.
    Trotzdem winkten die Späher ihre Kameraden näher.
    Der ihnen zugewandte Eckturm schien nicht besetzt zu sein, und es gab immer wieder eine kurze Zeitspanne von zehn bis fünfzehn Atemzügen, in der ihnen die Posten, die im exakten Rhythmus umherwanderten, den Rücken zukehrten. Allerdings reichte diese Zeit nicht aus, um die Mauern zu überwinden und unbemerkt im Inneren der Kaserne zu verschwinden.
    Das verschworene Dutzend, das hinter dem Karren kauerte, schien sich nicht daran zu stören. Bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit lösten sich die beiden als Vorhut erprobten Gestalten aus ihrem Versteck und eilten lautlos auf den Eckturm zu. Erst als sie vollständig mit seinem Schatten verschmolzen, erkannte Rorn, dass es dort drüben ein kleines Tor gab, in dessen Rundbogen sie eingetaucht waren.
    Der Bannkrieger vernahm ein leises Schaben, das klang, als würden Tierkrallen über Holz kratzen. Unter anderen Umständen hätte er dem keinerlei Bedeutung zugemessen, doch als sich kurz darauf die Umrisse einer Tür in nach draußen sickerndem Fackelschein abzeichneten, wusste er, dass dieses unverfänglich klingende Geräusch ein Signal gewesen war.
    Die Eindringlinge hatten einen Verbündeten, der ihnen von innen öffnete.
    Der Turmposten! Natürlich!
    Der Kerl hatte seinen Platz nicht etwa verlassen, um sein Wasser abzuschlagen, sondern um den Seiteneingang zu öffnen. Die schwere Eichentür musste verdammt gut geschmiert sein, denn ihre Angeln gaben nicht das geringste Quietschen von sich. Auch nicht, nachdem die Vorhut im Turm verschwunden war und sie wieder angelehnt wurde.
    Kaum dass die Wachen auf den Wehrgängen erneut in die andere Richtung sahen, flog das Türblatt zur Gänze auf. Einer der beiden Vermummten erschien im Rundbogen, überprüfte kurz, ob kein Bürger zufällig des Weges kam, und signalisierte den Wartenden dann mit einem Wink, dass sie nachfolgen sollten.
    Sofort setzten sich alle in Bewegung.
    Mit der Geschmeidigkeit von Dieben, die sich aufs lautlose Anschleichen verstanden, eilten sie über die gepflasterte Straße und schlüpften nacheinander durch den Einlass, ohne dass einer von ihnen den anderen berührte und ihn dadurch vielleicht ins Stolpern gebracht hätte. Noch ehe ein Gardist auf den Mauern kehrtmachte, schloss sich der Eingang wieder.
    Rorn konnte nicht umhin, eine gewisse Bewunderung für den Wagemut der Eindringlinge zu empfinden. Trotzdem fragte er sich, was dort unten vor sich ging. Wurden diese Männer etwa, ähnlich wie er, zu Unrecht verfolgt? Oder hatte ihn Grimmschnitter zu diesem Turm geführt, um einen gemeinen Meuchelmord oder eine noch schlimmere Untat zu verhindern?
    Rorn wusste es nicht.
    Aber er wusste, wie sich das herausfinden ließ.
    »Das wurde aber auch Zeit!« Der Gardist, der sie eingelassen hatte, zitterte vor Aufregung. »Sind das alle, die unter deinem Kommando stehen?«
    »Zumindest alle, auf die es ankommt«, antwortete Hormuk herablassend. »Mehr sind nicht nötig für das, was wir vorhaben. Die Übrigen beobachten, was in der Stadt vor sich geht, und stehen in Reserve.«
    In Wirklichkeit legten sie Feuer in der Oberstadt, um Verwirrung zu stiften, aber so nervös, wie der aus Hormuks Gau stammende Kerl schon von einem Fuß auf den anderen trat, war es sicher besser, ihn nicht mit Einzelheiten zu belasten. In diesem Punkt waren Alvin und der Hauptmann ausnahmsweise einer Meinung.
    »Die Lagerräume unter der Nordmauer, wie gelangen wir dorthin?«, wollte Hormuk von dem fülligen Posten wissen, dessen Bauch sich über den Leibgurt wölbte.
    Der Landsmann musste schon sehr lange in Baros dienen. Er hatte nicht nur die schwammige Statur des verhassten Feindes angenommen,

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