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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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unterstützte, aber schon bald übertönte.
    Alvins Kehle wurde wund und brannte vor Schmerz. Es fühlte sich an, als würde ihm jemand flüssiges Blei in die Kehle gießen, doch selbst wenn er gewollt hätte, er hätte nicht mehr aufhören können. Es war wie ein innerer Zwang, der sich nicht abschütteln ließ, und so brach seine Stimme erst krächzend ab, als ein hell aufgleißendes Licht die Dunkelheit vertrieb.
    Auf einen Schlag war die Halle erleuchtet. Mit tränenden Augen erkannte Alvin, dass es die neben ihnen liegende Wand war, die von innen heraus aufglühte. Nach einem Augenblick puren Gleißens verwandelte sie sich in eine aus dicken Quadern errichtete Sandsteinmauer, in der ein Torbogen klaffte.
    Noch ehe die Krieger richtig begriffen, was eigentlich vor sich ging, war der Spuk auch schon vorbei. Während vor ihren Augen helle Punkte tanzten, kehrte die Dunkelheit zurück. Was blieb, waren die Fackeln in ihren Händen und das offene Portal, dem ein warmer Luftzug entströmte.
    Hormuk hielt es nicht länger auf seinem Platz. Mit einem Ausdruck höchster Verzückung im Gesicht ging er voran. Nach und nach lösten sich auch die anderen aus ihrer Erstarrung und folgten dem Hauptmann. Alvin war der Letzte, der die gewaltige Sandsteinpforte passierte, doch sobald er den dahinterliegenden Raum betrat, überfiel ihn die düstere Ahnung, gerade den größten Fehler seines Lebens zu begehen.
     
    Rorn hatte sich genau gemerkt, wie die Späher der Vermummten vorgegangen waren. Auch er zog seine Fingernägel zweimal schnell hintereinander über das rissige Türblatt und dann, nach einer kurzen Pause, ein weiteres Mal.
    Er war davon überzeugt, dass sich noch jemand im Erdgeschoss befand. Unter dem Türspalt drang jedenfalls schwacher Lichtschein hervor. Darum wiederholte er das Signal, bis jenseits der Eiche Schritte laut wurden. Ein bereits vorgelegter Querbalken wurde wieder angehoben, anschließend knirschte ein Schlüssel im Schloss.
    Hastig zog Rorn die Lederkapuze noch ein wenig tiefer, um sich unkenntlich zu machen. Die Tür wurde nur einen Spalt weit geöffnet. Dahinter zeichnete sich der für Stadtwachen übliche Helm mit der nach vorn spitz zulaufenden Krempe ab, unter dem jemand misstrauisch hervorspähte.
    »Entschuldige«, murmelte Rorn, ehe der Gardist irgendwelche Fragen stellen konnte. »Ich habe die anderen im Straßengewirr aus den Augen verloren.«
    Das füllige Gesicht, in das er sah, verfinsterte sich noch weiter. Unschlüssig darüber, was er von dem Nachzügler halten sollte, musterte ihn der Soldat von oben bis unten und sprach dabei kein Wort.
    Rorn trat einen Schritt zur Seite, damit der andere sehen konnte, dass er ganz allein war. »Mach schon«, drängte er. »Oder sollen mich deine Kameraden auf den Zinnen sehen?«
    Diese Drohung zeigte umgehend Wirkung. Ein furchtsames Flackern blitzte in den Augen des Gardisten auf. Rasch öffnete er die Tür gerade so weit, dass Rorn ins Innere huschen konnte, und drückte sie sofort wieder zu. Knirschend drehte sich der steckende Schlüssel dreimal herum. Danach war ein leises Aufatmen zu hören. Nach dem langen Weg durch die Dunkelheit benötigten Rorns Augen einen Moment, um sich an den schwefelgelben Schein der Pechfackel zu gewöhnen, die in einer Wandhalterung knisterte.
    »Bei allen Hungerleidern jenseits der Grenze!« Der wohlgenährte Gardist stand plötzlich neben ihm und sah angewidert auf Rorns zerschlissene Rockschöße hinab. »Steht es mittlerweile wirklich so schlecht in der Heimat?«
    Obwohl er mit seinen Worten die Iskander beleidigte, schien er selbst aus dem Nachbarland zu stammen. Rorn schob die Kapuze ein wenig zurück und setzte ein um Nachsicht bittendes Lächeln auf, das seine Wirkung nicht verfehlte.
    »Die anderen sind dort entlang«, erklärte der Gardist, auf einen gegenüberliegenden Durchgang deutend. »Gehörst du zu Hormuks oder zu Alvins Rudel?«
    »Zu dem des Hellhäutigen«, antwortete Rorn geistesgegenwärtig und schien damit die letzten Zweifel des Dicken zu zerstreuen.
    »Sei froh! Hormuk ist ein elender Schinder, der auch für seine eigenen Leute nur Verachtung übrighat. Daran kann ich mich noch gut erinnern.« Der Gardist nahm den Querbalken auf und platzierte ihn in den Widerlagern.
    Rorn lauschte inzwischen prüfend in die hinter dem Durchgang lastende Finsternis. Von den eingedrungenen Iskandern – dass es sich um solche handelte, wusste er nun – war nichts mehr zu hören, geschweige denn zu

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