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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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wieder.
    Es war einer der iskandischen Krieger, die sie im Schimmerwald überfallen und an der Seite des Lederhäuters verfolgt hatten. Wie war noch gleich sein Name?
    »Aber, das ist doch …«, rief der Magnus. »Der Iskander, der Alvin gerufen wurde.«
    »Ihr beide kennt euch?«, fragte der Gardist mit dem blutigen Waffenrock angewidert. »Das ist gut! Dann habt ihr euch wenigstens was zu erzählen, während ihr gemeinsam verrottet!« Nicht minder unfreundlich fuhr er an Yako gewandt fort: »Oben wartet ein Kamerad mit einer Nachricht auf dich. Du solltest sie entgegennehmen, damit er zurück zu seinem Haufen kann, wo er hingehört!«
    Die Phaa verspürte nicht übel Lust, den unverschämten Hund zurechtzustutzen, aber nachdem die ihrem Schutz unterstellte Jadeträgerin entführt worden war, war es wohl vorläufig besser, sich ein wenig zurückzuhalten. Darum folgte sie den beiden Uniformierten die Treppe hinauf, ohne ein Wort zu verlieren.
    Vor der Kerkertür stand tatsächlich ein Gardist mit schweißglänzender Stirn, der ihr vage bekannt vorkam. »Hier!«, sagte er mit deutlicher Erleichterung in der Stimme. »Das soll ich dir überbringen.«
    Das Pergament, das er ihr reichte, war fleckig und von minderer Qualität. Yako verstand, warum er so aufgewühlt war, als sie das Wachssiegel mit dem Wolfskopf sah. Der Kerl war nicht etwa für einen Vorgesetzten auf die Burg geeilt, sondern erledigte einen Botengang für die Wolfsgrube. Gerade jetzt, da alle zu den Waffen gerufen wurden. Entsprechend eilig, ohne einen Dank abzuwarten, machte er sich davon, um so schnell wie möglich sein Quartier aufzusuchen.
    Yako erinnerte sich nun, ihn häufiger bei ihren Besuchen in der Schenke bemerkt zu haben, konnte sich aber weiterhin keinen Reim darauf machen, warum er eine öffentliche Geißelung oder eine noch schlimmere Strafe in Kauf nahm, nur um Unke einen Gefallen zu tun.
    »Muss ja was ganz Wichtiges sein.« Die beiden Gardisten, von denen einer den Halsringschlüssel an den Kerkerposten zurückgab, kicherten blöde; vielleicht vermuteten sie hinter dem Schreiben eine Herzensangelegenheit. »Wir haben es dem Burschen angeboten, aber er wollte uns die Nachricht partout nicht ins Verlies mitgeben.«
    Die Phaa fixierte die beiden mit einem harten Blick, bis ihnen das Grinsen auf den Lippen erstarb. Dann wandte sie sich grußlos um. Es fiel ihr schwer, langsam davonzugehen, doch es gelang.
    Nachdem sie zwei abknickende Korridore und eine Treppe zwischen sich und die Männer gebracht hatte, zerbrach sie das Wachssiegel und faltete das Pergament auseinander. Die an sie gerichtete Nachricht umfasste nur wenige Zeilen, aber die hatten es in sich.
    Yakos Blut geriet in Wallung.
    Plötzlich ahnte sie, warum der Hauptmann eine drakonische Strafe riskierte, indem er sich von der Truppe entfernt hatte. Vermutlich ging es ihm wie ihr, und er hatte auch ein dunkles Geheimnis, von dem nicht jeder wissen sollte.
    Die Phaa spürte, wie ihre feuchte Nase vor Aufregung zu triefen begann, während sie leise flüsterte: »Unke, du elendes Miststück!«

In den Bitterfelsen
     
    Mea schwankte zwischen Ekel und Erleichterung, als sich die letzten Käfer von ihrer Haut lösten. Ekel, weil sie von dem hohen Vorsprung aus, auf dem sie lag, in eine Grube sah, in der weitere Menschen von lebenden Kokons umgeben waren, und Erleichterung, weil es ihr besser ging als diesen bedauernswerten Gestalten.
    Eine kühle Brise ließ die Jadeträgerin zittern.
    Sie trug nur ein dünnes Leibchen, ansonsten war sie der Witterung schutzlos ausgeliefert. Nach der schrecklichen Attacke in ihrem Schlafgemach hatte sie das Bewusstsein verloren und sich dann übergangslos in dieser trostlosen Felslandschaft wiedergefunden. Sie brauchte einige Zeit, um sich zu orientieren. Überrascht stellte sie fest, dass sie auf einem flachen Vorsprung saß, der aus einer hohen Steilwand hervorragte und höchstens für geübte Kletterer zu bezwingen war.
    Von hier oben aus konnte sie in einen mehrere hundert Königsschritte durchmessenden Talkessel sehen, der von schroffen Kämmen umgeben war und nach hinten hin offen lag. Durch diesen Einschnitt wehten immer wieder Fetzen eines rhythmischen Wechselgesangs heran, der aus mehreren tausend Kehlen erschallte. In den Himmel steigende Rauchsäulen deuteten an, wo sich das Feldlager befand, in dem die Beschwörung angestimmt wurde.
    »Endlich – du bist erwacht!«
    Erschrocken hob Mea die Hände in einer schützenden Geste vor die Brust.

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