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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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bis alle an ihr vorüber waren. Danach schlug sie einige Zeichen in die Luft und breitete ihre Hände aus, als wolle sie eine unsichtbare Kugel formen. Rorn sah nicht, ob sich ihre Augen dabei wieder verdrehten, weil er den anderen gerade den Weg wies, doch aus irgendeinem Grund war er fest davon überzeugt, dass es so sein musste.
    Vor ihnen erstreckte sich eine von dichtem Gestrüpp überwucherte Lichtung, in der die frischen Blüten einiger Ginsterbüsche wie ein Meer aus geschmolzenem Gold leuchteten. Schon immer hatte dieses dicht bewachsene Waldstück den Dorfkindern als Spielplatz gedient, und auch Rorn war jeder Fußbreit Boden bestens bekannt. Beherzt griff er in die Dornen eines üppigen Brombeerstrauchs und zog mehrere seiner Ranken weit genug zurück, dass dahinter ein verborgener Pfad sichtbar wurde, der sich um einige Büsche herumschlängelte und nach wenigen Schritten im Unterholz verlor.
    Er ließ seine Begleiter an sich vorbeigleiten und verschloss den Eingang wieder sorgfältig, bevor ihre Verfolger nahe genug heran waren, um das geheime Schlupfloch zu entdecken.
    Hatra hatte inzwischen den Platz im Schatten der Buche verlassen und war nicht mehr zu sehen. Rorn hatte nichts anderes erwartet.
    Während der Hufschlag hinter ihnen lauter wurde, drängte er sich an seinen Begleitern vorbei und führte sie tiefer in das Labyrinth sich stetig verzweigender und wieder zusammenführender Bogengänge. Generationen von Kinder- und Erwachsenenhänden hatten die Tunnel in das uferlose Geflecht aus Ranken, Büschen und Sträuchern geschnitten. Obwohl sie geduckt liefen und manchmal sogar auf allen vieren kriechen mussten, um nicht mit den Haaren in den über ihnen lastenden Gewölben hängen zu bleiben, kamen sie rasch voran.
    Weit hinter ihnen wurden erbitterte Rufe laut. Da sie den Blicken der Reiter entzogen waren, preschten diese wütend in das frisch begrünte Dickicht und ließen ihre Pferde wild umhertrampeln. Zusätzlich stocherten sie mit ihren Vrellen am Boden herum. Aber der überwucherte Bereich war zu groß, um auf diese Weise etwas zu erreichen. Außerdem scheuten die Tiere vor den zahllosen Dornen und spitz aufragenden Ästen zurück, die ihnen entgegenragten.
    »Was ist, wenn sie alles in Brand stecken?«, flüsterte Yako besorgt.
    »Jetzt, im Frühling, da alles im vollen Saft steht?«, fragte Rorn grinsend. »Da bräuchten sie schon Hunderte solcher Feuerbälle, wie sie euer Magnus verschleudert.«
    Nispe runzelte unwillig die Stirn, weil er meinte, Rorn würde die Wirkung seiner Zauber in Frage stellen. Statt sich zu beschweren, bekräftigte er jedoch dessen Position, indem er hinzufügte: »Außerdem wollen sie Mea lebend fangen und nicht bis zur Unkenntlichkeit rösten.«
    »Tatsächlich?«, fragte die Jadeträgerin mit einem säuerlichen Lächeln. »Wie überaus tröstlich für mich.«
    »Still«, mahnte Rorn. »Am Ende hören sie uns noch.«
    Die anderen verstummten tatsächlich, dafür wurde Alvins Stimme laut. »Was ist los, Zerbe?«, rief der Iskander verärgert. »Wo müssen wir entlang?«
    Sein Ruf galt dem Lederhäuter, der unruhig im Sattel umherrutschte und nach allen Seiten Ausschau hielt. »Es wurde ein Zauber gewoben«, drang es seltsam dumpf unter der Ledermaske hervor. »Viel zu gut und zu dicht für den jungen Magnus an ihrer Seite.«
    Rorn sah, wie Nispe bis unter die Haarspitzen errötete, bevor er sich die Kapuze über den Kopf zog, um sich den Blicken der anderen zu entziehen.
    »Was soll das heißen?«, rief Alvin unterdessen. »Kannst du die Jadeträgerin etwa nicht mehr aufspüren?«
    Dicht beieinanderkauernd und durch ein gemeinsames Triumphgefühl verbunden, lauschten sie der Antwort, die leider ganz anders als erhofft ausfiel.
    »Natürlich kann ich das!«, grollte Zerbe und hämmerte seinem Gaul die Sporen in die Flanken. Plötzlich schien er sich seiner Sache wieder sicher.
    Zu Rorns Entsetzen jagte der Lederhäuter in direkter Linie auf sie zu. Die übrigen Iskander vertrauten ihrem Gefährten blindlings und schlossen zu ihm auf.
    Rorn und seine Begleiter eilten sofort im Entengang davon. Doch sobald sie sich über einen gewundenen Pfad in Richtung Osten abgesetzt hatten, bemerkte Zerbe den Positionswechsel. Rasch zügelte er das Pferd, orientierte sich neu und hielt gleich darauf schon wieder direkt auf sie zu.
    Verblüfft sah Rorn in die Höhe, weil er befürchtete, sie hätten sich durch irgendetwas verraten, doch so war es nicht. Über ihnen spannte sich ein

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