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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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natürliches Gewölbe aus ineinander verflochtenen Zweigen, die ein dicht belaubtes Blätterdach bildeten. Selbst die Sonne drang nur als grün gefiltertes Zwielicht zu ihnen herab. An dieser Barriere musste jedes menschliche Auge unweigerlich scheitern. Zwar konnte Rorn aus dem Versteck heraus die Verfolger beobachten, doch sie selbst waren vor fremden Blicken gut verborgen.
    Trotzdem wusste Zerbe ganz genau, wo sie waren. Er spürte ihnen also irgendwie anders nach. Vermutlich mit irgendeiner Art von Zauber, die Rorns Vorstellungsvermögen bei Weitem überstieg.
    Zum Glück kannte der Kerl nicht die geheimen Tunnel, die sie benutzten, sondern musste sich quer durch das Gestrüpp zu ihnen durchschlagen. Das hielt Zerbe und seine Begleiter immer wieder auf.
    Rasch schlug Rorn einen neuen Weg ein, der in einem leichten Bogen um ein Meer aus verfilzten Dornenranken führte. Das würde die feindlichen Rösser behindern, bis sich die Iskander den Weg mit ihren Schwertern freigeschlagen hatten oder sie auf die Idee kamen, sich zu teilen und die Barriere von beiden Seiten zu umrunden.
    »Das hat alles keinen Zweck. Der Lederhäuter stöbert euch immer wieder von Neuem auf.« Das war ein Gedanke, der sie alle quälte, doch es war die auf einmal neben ihnen kauernde Hatra, die ihn laut aussprach.
    Rorn war der Einzige, den ihr plötzliches Auftauchen nicht sonderlich überraschte. Mochte der heilige Amboss wissen, wie sie sich zu ihnen durchgeschlagen hatte, er würde es ohnehin nie erraten.
    »Kannst du keinen besseren Tarnzauber wirken?«, flüsterte Nispe leise.
    Hatra schüttelte den Kopf. »Die Schwingungen der Schattenjade sind zu stark. Sie lassen sich nicht so einfach verhüllen.«
    Außer dem Magnus verstand niemand, was sie damit meinte. Trotzdem flackerte bei allen Hoffnung auf, als Hatra erklärte, dass sie etwas anderes versuchen wolle. Entschlossen langte sie in den Ausschnitt ihres Kleides und zog ein Lederband hervor, das sie um ihren faltigen Hals trug. In die untere Hälfte der primitiven Kette waren mehrere Steine von Kieselgröße eingeknotet. Einige von ihnen schimmerten von innen heraus in einem warmen goldfarbenen Bernsteinton, andere erinnerten eher an Perlmutt oder schillernde Opale.
    »Folgt dem Pfad, der vor euch liegt«, verlangte die Hexe von Mea, Nispe und Yako. »Rorn und ich werden versuchen, die Iskander zu überlisten, sobald sie auf die neue Spur des Geschmeides einschwenken. Falls das misslingt, bleibt uns nur noch rohe Gewalt.«
    Der Magnus nickte, Mea und die Leibwächterin sahen eher zweifelnd drein. Sie fürchteten wohl, Hatra wolle sich mit dem Schmied heimlich davonstehlen und sie ihrem Schicksal überlassen. Jedenfalls umfasste die Phaa den Griff ihres Einhänders derart entschlossen, als bereite sie sich darauf vor, alle Last des Kampfes allein zu tragen.
    Wortlos schlichen die drei davon.
    Sobald sie ein wenig Abstand gewonnen hatten, erfasste Zerbe die Bewegung der Jadeträgerin und wies seine Gefährten in eine neue Richtung. Erfreut stellten die Iskander fest, dass sie dafür die vor ihnen liegende Dornenbarriere umgehen konnten.
    »Ich hoffe, du hast recht mit dem, was du tust«, zischte Hatra leise, sobald die anderen drei außer Hörweite waren. »Hoffentlich erwartet das Schicksal wirklich von uns, dass wir uns in diesen Zwist einmischen.«
    Ihre Worte verunsicherten Rorn.
    Von einem Herzschlag auf den anderen hatte der junge Schmied das Gefühl, auf ihm laste eine Verantwortung, für die er nicht geschaffen war. Zum Glück fehlte Rorn die Zeit, mit seiner Situation zu hadern.
    Hatra hatte inzwischen einen Perlmuttsplitter aus der Kette gelöst. Sobald sie das graue Halbrund berührte, schien es zum Leben zu erwachen. Sicher lag es nur an einem verirrten Sonnenstrahl, der durch irgendeine Lücke des Laubdachs einfiel, aber es sah tatsächlich aus, als waberten unter der Oberfläche plötzlich feine Nebelschleier, die langsam umeinander zu kreisen begannen.
    »Schade, dass wir nichts Persönliches von diesen Reitern besitzen«, bedauerte die Hexe, während sie den schimmernden Gegenstand abwägend zwischen ihren Fingern hin und her rollte.
    Nicht einmal fünfzehn Königsschritte von ihnen entfernt bahnten sich die Iskander einen Weg durchs Unterholz. Keiner von ihnen kam auf den Gedanken, zur Seite hin abzusichern. Alle strebten nur der Stelle zu, auf die Zerbe mit großen Gesten wies. In Rorns Köcher steckten noch zwei Pfeile, die er ohne große Mühe zweien von ihnen

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