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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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der sich ein wenig abseits hielt.
    Ein dichter Fliegenschwarm stieg von irgendeinem Kadaver auf, steuerte den Lederhäuter an und umschwirrte seine Flickenmaske. Alvin beobachtete seinen Anflug aus den Augenwinkeln heraus. Wie erwartet, schlug Zerbe nicht nach den lästigen Insekten, sondern ließ sich vollkommen ruhig von ihnen bedrängen.
    Alvin wandte den Blick für kurze Zeit ab, weil er von Rogge angesprochen wurde. Als er wieder zu Zerbe sah, war der Schwarm spurlos verschwunden. Er verfluchte seine Unaufmerksamkeit im Stillen, denn er hätte gern beobachtet, ob das verdammte Geschmeiß in Zerbes Augen gelandet oder wieder davongeflogen war. Dem Lederhäuter war weder das eine noch das andere anzumerken. Reglos stand er da und schien einer leisen, nur für ihn hörbaren Stimme zu lauschen.
    Als er aus seiner Erstarrung erwachte, erhoben sich drei Insekten, die in oder auf der Flickenmaske gesessen hatten, und stiegen in den Himmel. Schon nach wenigen Atemzügen verloren sie sich im strahlenden Blau, sodass Alvin nicht erkennen konnte, ob sie sich in alle Winde zerstreuten oder auf einem der rundum verteilt liegenden Kadaver niedergingen.
    »Alle Mann sammeln!«, forderte Zerbe lautstark. »Ich habe Neuigkeiten zu verkünden.« Das war eine Angelegenheit, die sich in den letzten Tagen verändert hatte. Aus irgendeinem Grund benötigte der Urkrieger keine Aufenthalte im Beschwörungszelt mehr, um eine göttliche Eingebung zu erlangen. Inzwischen schien er seine Anweisungen direkt aus der Luft – oder durch umherschwirrendes Ungeziefer – zu erlangen. Jedenfalls hatte ihn die Niederlage gegen die Jadeträgerin eher gestärkt als geschwächt, obwohl er inzwischen einen eisernen Brustpanzer trug, den sie bei einem kleinen Scharmützel mit barosischen Spähern erbeutet hatten.
    Angesichts der allgemeinen Langeweile, die im Lager herrschte, sprangen die meisten Krieger sofort in die Höhe. Selbst der an einer durchgebratenen Schafsrippe kauende Hormuk, der ihre Ankunft bisher geflissentlich ignoriert hatte, schlenderte neugierig näher. Ohne dass es eines entsprechenden Befehls bedurft hätte, bauten sich die Krieger im Halbkreis auf. Ein jeder suchte dabei die Nähe seines Unterführers sowie der Männer, mit denen er in den letzten Tagen gekämpft hatte. Es war kein Zufall, dass sich dabei eine Kluft zwischen Alvins und Hormuks Rudel bildete, die durch einige ahnungslose Nekalesen besetzt wurde.
    »Unsere Pläne erfüllen sich!«, frohlockte Zerbe, von den für ihn typischen Knack- und Zischlauten untermalt. »Sipur hält seine Gardisten hinter den Mauern zurück, weil es einen massierten Angriff befürchtet, sobald seine Truppen ausschwärmen. Die Stadtfürsten der anderen Grenzfestungen verhalten sich ebenso zurückhaltend.«
    Spott- und Hohngelächter klang unter den Versammelten auf, dabei war das Verhalten von Sipurs Kommandanten durchaus verständlich. In den letzten Jahren waren Angriffe auf barosische Grenzstädte das Äußerste gewesen, das sich iskandische Truppen zugetraut hatten. Tiefer in Baros einzudringen hätte nur einen alles vernichtenden Bannzauber heraufbeschworen. Selbst Städte wie Garam und Torus waren unangetastet geblieben, seit Dagomar und sein Schwingenschild zu einem groß angelegten Rachefeldzug angetreten waren. Alvin konnte sich noch gut an die breite Spur der Vernichtung erinnern, die der barosische König und die Jadepriester hinterlassen hatten, ohne dass einer ihrer Gardisten auch nur das Schwert hatte ziehen oder eine Fackel hatte schwingen müssen.
    Aber diesmal war alles anders.
    Diesmal ging es nicht um einen aus Hunger und Verzweiflung geborenen Raubzug, diesmal führten die Iskander einen wohl vorbereiteten Krieg, an dem sich auch zahlreiche Nachbarstaaten beteiligten.
    »Im Hinterland ziehen Dagomars Schergen die ersten Streitkräfte zusammen«, bestätigte Zerbe die Überlegungen des Bleichhäutigen. »Doch sie wissen noch nicht, wo sie den Feind suchen sollen. Und da in Thyrm und Nekal die verabredeten Aufstände ausgebrochen sind, haben sie auch keine Verstärkung zu erwarten.«
    Die anwesenden Thyrmer und Nekalesen brachen in lautes Triumphgeheul aus, in das viele Iskander mit einstimmten. Veteranen wie Alvin und Bornus blieben allerdings stumm und verhielten sich abwartend.
    »Natürlich besitzt Dagomar immer noch den Schwingenschild«, dämpfte Zerbe die allgemeine Euphorie. »Und da uns die Jadeträgerin entkommen ist, bilden die Magier des Königs weiterhin unsere

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