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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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größte Bedrohung.«
    Das übermütige Geheul verebbte ebenso schnell, wie es aufgebrandet war. Einige der dummen Köter, die eben noch laut gekläfft hatten, sahen betreten zu Boden.
    »Doch damit haben wir gerechnet!«, munterte der Lederhäuter die Menge umgehend auf. »Genau darum seid ihr schließlich hier versammelt. Weil ihr alle , ob ihr nun aus Iskan, Thyrm, Uman oder Nekal stammt, eines gemeinsam habt – einen Verwandten in Greifenstein, auf den ihr euch verlassen könnt!«

15
     

Der Schwingenschild
     
    Selbst aus der Ferne bot Greifenstein einen imposanten Anblick. Die steinerne Feste lag in den fruchtbaren Marschen des Flussdeltas, und ihre schlanken Türme schienen den Himmel zu berühren.
    Yako war der Spross eines sterbenden Bergvolks, und das Schicksal hatte sie schon in jungen Jahren in die Fremde verschlagen. Trotz ihrer privilegierten Stellung fühlte sie sich nirgendwo richtig heimisch, und bei all den Blicken, die sie jeden Tag zugeworfen bekam, würde sich das wohl auch niemals ändern. Es kam bloß selten vor – eigentlich nur bei ganz bestimmten Anlässen –, dass sie vergaß, wie stark ihr Aussehen von dem der Tiefländer abwich. Nach allem, was hinter ihnen lag, spürte aber selbst die Phaa ein Gefühl der Erleichterung, als sie Greifenstein ansichtig wurde.
    Das bevorstehende Ende der beschwerlichen Reise setzte bei Mensch und Tier die letzten Kräfte frei. Das graue Band der Landstraße, das sich durch Wiesen und Felder schlängelte, erbebte unter dem Hufschlag der Rösser. Bauern und Händler, die Greifenstein mit Gütern versorgten, fuhren beim Anblick der heransprengenden Gardisten eilig ihre Karren zur Seite, um den Weg freizugeben.
    Während sie sich der Feste immer weiter näherten, wehte ihnen eine Brise die Gerüche des Gerberviertels entgegen, das seine ätzenden Laugen in die Uchte leitete, den großen Strom, der sich vor der Stadt teilte und hinter ihr wieder zusammenschloss und auf diese Weise eine schwer einnehmbare Felseninsel schuf. Viele der höheren Stände hätten das als unrein geltende Handwerk gern aus den Stadtmauern verbannt, doch damit hätten sie auch die anderen Stände vertrieben, die in der flussabwärts gelegenen Unterstadt lebten, die Schmieden und die Färbereien, aber vor allem die verruchten Schänken, in denen nicht nur Wein und Bier in Strömen flossen, sondern auch das Laster herrschte. Da es in der Stadt viele Honoratioren gab, die für ihre nächtlichen Ausschweifungen keine langen Wege in Kauf nehmen wollten, wurden entsprechende Bestrebungen jedes Mal schnellstens im Keim erstickt.
    An der diesseitigen Bastion angelangt, wurde der Tross von der Stadtwache aufgehalten. Der Anblick der abgekämpften Jadeträgerin entband die Fagoner allerdings von näheren Erklärungen, und sie durften sofort passieren.
    Das Rauschen der unter ihnen fließenden Uchte ging in dem hohlen Knallen unter, mit dem die Hufeisen der erschöpften Rösser auf die Bohlen hämmerten. Dreiviertel des hölzernen Übergangs waren fest im Grund verankert, das letzte Stück bestand aus einer Zugbrücke.
    In dem großen Gewölbe zwischen den Wachtürmen trennten sich Mea, Nispe und Yako von ihrer Eskorte, die sie in den letzten Tagen sicher nach Greifenstein begleitet hatte. Stattdessen übernahmen es drei Männer der Stadtwache, sie den Weg bis zur Burg zu geleiten. Das war eine reine Standesangelegenheit, denn hier, unter dem Schutz des Schwingenschilds, stand nichts mehr zu befürchten.
    Nachdem drei frische Pferde der angrenzenden Stallung gesattelt waren, ging es in Richtung Oberstadt. Dagomar und der Großmeister erwarteten einen sofortigen Bericht, das war den Bemerkungen der Soldaten zu entnehmen.
    Greifenstein war eine außergewöhnlich saubere Stadt, mit gepflasterten Plätzen und sorgsam gestutzten Büschen, Hecken und Bäumen. Nur in den Innenhöfen einiger Stallungen türmten sich dampfende Misthaufen.
    Doch keiner von ihnen wurde von Fliegen oder anderem Geschmeiß umkreist. Spinnen suchte das menschliche Auge ebenso vergeblich. Nicht etwa, weil sie ebenso dem Bann unterlagen wie ihre Beute, sondern schlicht und einfach, weil sie in Greifenstein verhungert wären. Gegen den Dunggeruch, der aus den Höfen herüberwehte, vermochte aber auch die Allmacht der Priester nicht zu helfen.
    Je höher es die sanft ansteigenden Gassen hinaufging, desto seltener wurden die unangenehmen Ausdünstungen.
    Selbst in den besser betuchten Vierteln war Wohnraum ein heiß begehrtes

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