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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Vrelle erreichten, auf deren Enden weitere Köpfe steckten. Ohne Rücksicht auf den Standesunterschied waren hier, vom einfachen Knecht über den Hirten bis zum Bauern, gut zwei Dutzend Baroser in stiller Eintracht versammelt und glotzten sich aus leeren Augen gegenseitig an.
    »Hormuk!«, knurrte Alvin gereizt, denn es wäre die Aufgabe des Hauptmanns gewesen, die Mordlust seiner Krieger beizeiten zu zügeln.
    Zerbe, der nur ein kurzes Stück vorausritt, sah sich abrupt zu ihm um. Der Blick aus seinen schwarzen Augenhöhlen wirkte vorwurfsvoll. Alvin fühlte ein unbehagliches Prickeln im Nacken, hielt dem Starren aber stand, selbst als Zerbe fragte: »Hältst du Hormuks Verhalten für unangemessen?«
    »Na und?«, schnappte Alvin übellaunig, um dem unausgesprochenen Vorwurf entgegenzuwirken, dass er zu viel Mitleid mit dem Feind empfände. »Ich würde die barosischen Pfeffersäcke eben lieber elendig verhungern als erschlagen sehen. Was dagegen?«
    Statt auf die Gegenfrage zu antworten, sah Zerbe wieder geradeaus.
    »Es ist unabdingbar, das ganze Grenzgebiet in Angst und Schrecken zu versetzen«, führte er nach einer längeren Pause seine Sicht der Dinge aus. »Feuer und Schwert sind genau das richtige Mittel, um für Aufruhr zu sorgen. Hormuk hat vollkommen richtig gehandelt.«
    Alvin verspürte wenig Lust, sich über Fragen der Taktik zu streiten, weder mit Zerbe noch mit sonst irgendjemandem. Er hatte schon zu viele Raub- und Rachefeldzüge unternommen, um noch an gerechte Kriege zu glauben. Deshalb war ihm von Anfang an klar gewesen, dass es schmutzig und gemein werden würde. Außerdem konnte man sich nicht immer aussuchen, an wessen Seite man ritt.
    Beim Anblick einer aufs Rad geflochtenen Frau, die nicht nur geschändet, sondern auch mit glühenden Eisen zu Tode gefoltert worden war, erbrach sich einer der jüngeren Krieger aus seinem Rudel, sitzend, aus dem Sattel heraus. Natürlich sprach es für Rogge, dass er noch nicht so abgebrüht wie die anderen war, trotzdem schützte ihn Alvin nicht vor dem Spott, der sich daraufhin über den Jungen ergoss. Das hätte Rogges Ansehen unter den Kameraden nur noch mehr geschadet.
    Bornus konnte Hormuk ebenfalls nicht ausstehen. Nachdem sich Zerbe außer Hörweite befand, brachte er das durch entsprechende Bemerkungen zum Ausdruck.
    »Was beklagst du dich?«, stichelte Alvin. »Hättest du diesem Hundesohn in Darvan den Hals aufgeschlitzt, müsstest du dich heute nicht über ihn ärgern.«
    »Ich hab’s ja versucht, aber mir ist leider so ein blauäugiger Albino in die Quere gekommen, der mich unbedingt mit dem Messer kitzeln musste.« Bornus grinste absichtlich so breit, dass die Narbe an seinem Halsansatz sichtbar wurde, genau dort, wo ihn Alvins Klinge seinerzeit im dicksten Getümmel getroffen hatte.
    »Was soll ich sagen?« Der Bleichhäutige zuckte mit den Schultern. »Ich entschuldige mich bestimmt nicht dafür, dass ich der beste Krieger aller Zeiten bin – aber du hast recht, in diesem Fall hätte ich meine überragende Kampfkraft lieber zügeln sollen.«
    Der Kahlgeschorene sah ihn eine Weile durchdringend an. »Der beste Krieger aller Zeiten?«, wiederholte er bedächtig. »Redest du dabei von dem Trottel, der keine Pferde stehlen kann, ohne im Misthaufen zu landen?«
    »Ach, hör doch auf, da war ich erst vierzehn!« Alvin spuckte angewidert zur Seite, als wäre er es leid, mit dieser alten Geschichte aufgezogen zu werden. »Außerdem wurde die elende Mähre mitten im Sprung von einem Pfeil getroffen.«
    »Weiß ich«, antwortete Bornus trocken. »Schließlich war ich es, der damals geschossen hat.«
    Das war eine dreiste Lüge. Bornus war seinerzeit nicht einmal annähernd in der Nähe gewesen und kannte die Anekdote nur aus Erzählungen. Trotzdem lachten sie über ihre vergangenen Missgeschicke, die sie alle mit mehr Glück als Verstand überlebt hatten. Sie lachten, obwohl ihnen der Geruch vergossenen Blutes in die Nase stach. Was hätten sie sonst auch tun sollen? In einem hatte Zerbe vollkommen recht: Sie befanden sich bereits mitten im Krieg, mit all seinen grausamen Begleiterscheinungen.
    An einem toten Schwein vorbei, dessen aufgeblähter Kadaver zum Himmel stank, gelangten sie an einige Tränken. Bornus und Alvin füllten ihre Lederschläuche an einem Holztrog auf, dessen Wasser nur von wenigen roten Schlieren verunreinigt war. Nachdem sich auch das übrige Rudel erfrischt hatte, gaben sie den Pferden zu saufen. Zerbe war der Einzige von ihnen,

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