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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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in den Fingern, das weißt du genau.«
    »Gut möglich«, antwortete Ruppel, bevor er Nispe, der etwas einzuwenden versuchte, mit einer ärgerlichen Geste zum Verstummen brachte. »Letztlich ist das aber vollkommen gleichgültig. Entscheidend ist nur, dass unsere Gegner in den Besitz eines Jadesteins gelangt sind. Nicht auszudenken, was passiert wäre, hätten sie tatsächlich Mea mitsamt ihrem gesamten Geschmeide entführt. Und dass ein Kräuterweib geschafft hat, was eigentlich die Aufgabe des begleitenden Magnus gewesen wäre, macht die Sache keineswegs besser.«
    Mea, die bisher geschwiegen hatte, langte mit ihrer Rechten für alle sichtbar nach Nispes Hand und sah dem Großmeister fest ins Gesicht. Ruppel zog missbilligend die Augenbrauen über der Nasenwurzel zusammen, kommentierte die unangemessene Vertraulichkeit aber mit keinem Wort.
    »Hinter der Jadeträgerin liegt eine Zeit der schweren Prüfungen«, wandte er sich stattdessen an den König. »Sie braucht dringend ein Bad und etwas Ruhe. Wir sollten die Audienz ohne sie fortsetzen. Sicherlich reicht es aus, was uns der Magnus und die Leibwächterin berichten können.«
    »Nispe weicht nicht von meiner Seite!«, stellte Mea mit schneidender Stimme klar, ehe der König in irgendeiner Weise antworten konnte. »Seine Unterstützung ist für mich unverzichtbar.«
    Jadeträgerin oder nicht, dass sie den Mächtigsten des Reiches so unverfroren die Stirn bot, war einfach unentschuldbar. Dagomar sah sie nur mit großen Augen an, während sich das Gesicht des Großmeisters verhärtete.
    Verärgert presste Ruppel die Lippen fest aufeinander, bis sie zu einem dünnen, blutleeren Strich verliefen.
    Ein unangenehmer Moment des Schweigens entstand, in dem der König das Greifenzepter mehrmals zwischen den Fingern hin und her rollte, bevor er zu Ruppel sagte: »Wir sollten allen dreien eine Ruhepause gönnen. Das Wichtigste ist uns nun bekannt, weitere Einzelheiten können wir später klären. Schließlich gibt es noch eine Reihe von Depeschen, die auf den Weg zu bringen sind. Unsere Garden müssen dringend formiert und neue Truppen ausgehoben werden.«
    »Eure Weisheit steht der Eures Vaters in keiner Weise nach«, stimmte Ruppel mit gepresster Stimme zu.
    »Das höre ich gern, lieber Großmeister.« Dagomar ließ sein gewinnendes Lächeln aufblitzen, für das er überall im Reich bekannt war. »Außerdem werde ich meine schnellsten Jagdfalken nach Fagon aussenden, um zu veranlassen, dass eine Abteilung berittener Gardisten noch einmal das Unterholz absucht, in dem Yako und dieser geheimnisvolle Urkrieger miteinander gerungen haben. Nach allem, was die Phaa erzählt hat, ist Zerbe vielleicht gar nicht dazu gekommen, den verlorenen Ring an seine Vasallen weiterzugeben.«
    Ohne seine Worte näher auszuführen, sprang der König in die Höhe und eilte mit federnden Schritten durch einen hinter dem Greifenthron liegenden Gang davon.
    Die Phaa sah ihm verblüfft hinterher.
    Dagomar war ein junger Herrscher, der weitaus weniger Wert auf Etikette legte als sein vor zwei Jahren verstorbener Vater, doch dass er den Saal selbst als Erster verließ, anstatt seine Besucher mit einem lässigen Winken der Hand zu entlassen, erlebte sie zum ersten Mal.
    Während sie noch versuchte, ihre Verblüffung zu verbergen, wurden Mea und Nispe von den Jademeistern hinausbegleitet. Nur Ruppel blieb zurück. Als sie sah, dass er sie mit durchdringenden Blicken musterte, wusste die Phaa, dass sie gut daran getan hatte, auf ihrem Platz auszuharren.
    »Folge mir«, forderte sie der Großmeister auf. »Es gibt noch einiges zu besprechen.«

16
     

Unter der Knute
     
    Zu Beginn der Plage hatte Bento noch gedacht, dass es nichts Schlimmeres auf der Welt geben könnte als den Anblick der wogenden Schwärme, die über ihr Dorf und die angrenzenden Felder hereingebrochen waren. Doch seit sie sich im Haus verbarrikadiert hatten, wusste er es besser. Das ständige Summen, Zirpen und Knacken der so unterschiedlichen, aber allesamt gefräßigen Insekten zerrte auf Dauer noch viel stärker an seinen Nerven als ihr bloßer Anblick.
    Von allem Mut verlassen, stopfte Bento einen letzten Kanten Brot in sich hinein, obwohl er vollkommen satt war. Aber alles, was er jetzt nicht aß, würde früher oder später in den schier unersättlichen Mägen des Geschmeißes enden, das nicht nur alles Grünende und Blühende aus der Natur wischte, sondern sich auch an den Vorräten verging. Alle Versuche, die Fensterläden

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