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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Magnus zuvorkommen konnten.
    Ihre Worte erzielten die gewünschte Wirkung. Das war deutlich zu sehen, als sie den Blick gerade weit genug hob, um das Erschrecken in den Gesichtern der Priester zu entdecken. König Dagomar war der Urkrieger, jene mystische Gestalt aus den Legenden der Phaa, hingegen völlig unbekannt.
    »Sieh mich an!«, forderte er, wenn auch nicht mehr ganz so harsch wie zu Beginn der Audienz. »Und berichte mir, was es mit diesem geheimnisvollen Maskierten auf sich hat!«
    Gehorsam hob Yako das Gesicht. Statt den Herrscher direkt anzublicken, konzentrierte sie sich auf den mächtigen Adlerkopf, der den Greifenthron nach oben hin abschloss und der dem Zepterknauf bis ins kleinste Detail glich.
    Nicht, dass der König unansehnlich gewesen wäre, im Gegenteil.
    Sein ebenmäßig geschnittenes Gesicht, das erst zweiunddreißig Sommer gesehen hatte, wirkte jugendlich und markant zugleich. Wenn es denn Sorgenfalten gab, die sich bereits darin eingegraben hatten, wurden sie von seinem langen Haar und einem leicht bronzen schimmernden Vollbart verdeckt.
    Obwohl Yako schon so lange unter den Menschen verweilte, war sie immer noch ein Kind der Einsamkeit und der Berge, dem es schwerfiel, lange Reden zu halten. Dagomar, der um diese Schwäche wusste, ließ sie gewähren. Und so berichtete sie, einen direkten Blickkontakt vermeidend, von dem Überfall auf ihren Tross, der Flucht vor dem Lederhäuter und seinen Spießgesellen sowie den anschließenden Kämpfen im Schimmerwald.
    Dass Rorn sie zuerst in die Irre geschickt hatte, verschwieg sie ebenso wie mehrere andere unwesentliche Details. Wichtig war vor allem, den Flickenhäuter zu beschreiben und zu schildern, wie es zum Verlust des Jaderings gekommen war.
    »Ein Nebelzauber?«, unterbrach sie Hagow, einer der beiden Jademeister, als sie geendet hatte. »Bist du dir ganz sicher, dass der weiße Dunst von dieser Sumpfhexe stammte? Denk lieber noch einmal nach. Hat ihn nicht vielmehr Zerbe geschaffen, um schneller mit dem erbeuteten Geschmeide fliehen zu können?«
    Yakos Blick bohrte sich in den des Priesters. Seine Fragen machten sie wütend, und Wut ließ sie übergangslos jede Angst verlieren.
    »Ich verstehe sicher nicht viel von Magie«, antwortete sie mit mühsam unterdrücktem Zorn. »Aber ich kenne mich mit Kriegern aus, die für das Schwert leben und durch das Schwert sterben. Und der Flickenhäuter, mit dem ich gekämpft habe, wollte nicht fliehen, sondern den Magnus und mich töten, um danach die Jadeträgerin zu entführen.«
    »Niemand von uns zieht deine Fähigkeiten in Zweifel«, beschwichtigte Ruppel sie, der ihr aufmerksam zugehört hatte. »Aber ein Dutzend Reiter in ferne Gefilde zu verbannen, ist ein mächtiger Zauber, der für gewöhnlich die Fähigkeiten eines Kräuterweibs übersteigt.«
    »Hatra ist mehr als nur ein Kräuterweib.« Nispes Stimme schwankte vor Aufregung, trotzdem setzte er seinen Einwand nach einem Räuspern fort. »Ich bin mir sicher, dass sie eine Alte ist!« So wie er die Bezeichnung betonte, wollte er mit ihr zweifellos mehr ausdrücken, als dass sie eine Greisin war. »Die magische Aura, die Hatra umgab, war gewaltig. Eine Präsenz wie diese habe ich noch nie zuvor gespürt.«
    Dies in Gegenwart des Großmeisters und seiner engsten Stellvertreter auszusprechen, war natürlich ein mächtiger Affront gegen die gesamte Jadepriesterschaft. Nispe erschrak selbst über seine Worte, hielt aber den wütenden Blicken stand, mit denen er daraufhin von seinen Meistern bedacht wurde.
    »Ich weiß, wie das klingt«, stammelte der Magnus verlegen. »Aber es ist nun einmal die Wahrheit.«
    König Dagomar wischte sich über seinen rot schimmernden Bart, um ein Zucken seiner Mundwinkel zu verbergen. Ruppel und den anderen Jademeistern war hingegen nicht zum Lachen zumute. Erzürnt zupften sie an ihren blauen Gewändern herum, besonders an den weiten Beutelärmeln, die zwar an Schultern und Handgelenk eng anlagen, sich ansonsten aber beinahe sackförmig ausdehnten.
    »Der Flickenhäuter war nicht in der Lage, die Schattenjade anzufassen«, fügte Nispe, ein wenig mutiger geworden, hinzu. »Ich habe genau gesehen, wie ihm die magische Aura zum Verhängnis wurde. Die Kräfte des Steins waren zu stark für ihn, sie haben ihm die Hand zu Asche verbrannt.«
    »Darum hatte er seine iskandischen Vasallen dabei«, fuhr ihn Hagow an. »Die Amulette der Jadeträgerin vermögen Magielosen nichts anzuhaben, die spüren nicht einmal ein Kribbeln

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