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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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anzufangen, aber er konnte sich noch gut an seine Kindheit erinnern, in der sein Magen oft tagelang geknurrt hatte. Gryff hatte natürlich recht mit dem, was er da prophezeite, aber das führte dem Schulzen nur die eigene Hilflosigkeit vor Augen, anstatt etwas zu ändern.
    »Verschwinde endlich!«, verlangte er streng. »Dein hysterisches Geschrei ängstigt mein Weib und meine Kinder.«
    Daraufhin wurde es draußen ruhig.
    Bento glaubte schon, Gryff wäre leise davongeschlichen, ohne sich zu verabschieden, als der Alte sich doch noch einmal zu Wort meldete.
    »Bitte lasst mich ein!«, flehte er. »Ich weiß nicht, ob ich allein zurückfinde!«
    Bento stieß ein lautes Seufzen aus. Die Vordertür zu öffnen war nun wirklich das Letzte, was er tun mochte. Dieser verdammte alte Narr, warum kam er bloß immer zu ihm gelaufen, wenn ihm etwas nicht passte?
    Sein Weib berührte ihn sanft an der Schulter. »Du darfst ihn nicht abweisen, Mann!«, sagte sie. »Gryff ist doch ganz allein.«
    Damit hatte sie natürlich recht, das wusste er genau.
    »Also gut, wenn du darauf bestehst«, knurrte Bento, um ihr schon jetzt alle Schuld für die Unannehmlichkeiten zuzuschieben, die seine Barmherzigkeit zwangsläufig mit sich bringen würde. Mürrisch wandte er sich wieder der Tür zu. »Versuch, so viel von dem Geschmeiß zu vertreiben, wie du nur kannst!«, verlangte er von Gryff, bevor er seine drei Frauen anwies, sich mit Fackeln zu bewaffnen.
    Sobald die in Pech getränkten Hölzer knisterten, hob Bento den Querbalken aus den Halterungen und hob vorsichtig den Riegel an. Schwer gegen die Tür gelehnt, verkündete er laut: »Es ist so weit!«
    Seine Worte hallten noch von den Lehmwänden wider, als er die Tür am Riegel nach innen hin aufriss. Gryff, der mit seinem Rücken gegen das Holz gelehnt hatte, stürzte, von einer dunklen Wolke umgeben, mehr zu ihnen herein, als dass er stolperte. Sobald er auf den Dielen lag, warf sich Bento mit seinem ganzen Gewicht gegen die Tür und drückte sie sofort wieder zu. Trotz der drei Fackeln, die die Frauen in den klaffenden Spalt gehalten hatten, war ein dicker Schwall schwarz glänzender Insekten zu ihnen hereingedrungen. Ein hässliches Knacken ertönte, als jene, die zwischen Rahmen und Zarge gerieten, beim Zuschlagen zerdrückt wurden.
    Draußen schwoll das Summen der ausgesperrten Schwaden an. Bento hatte nur einen kurzen Blick auf die wogenden Schleier erhascht, die zwischen den Hütten wogten. Kalte Schauer rieselten seinen Rücken hinab, während er den Riegel fallen ließ und den Querbalken in die Höhe wuchtete.
    Das Wissen um das draußen wütende Grauen gefror ihm das Mark in den Knochen, sodass er Mühe hatte, den Balken in die eingemauerte Halterung gleiten zu lassen. Am liebsten wäre er auf die Knie gesunken, doch damit hätte er seine Familie im Stich gelassen, die das umherfliegende Getier, das mit Gryff hereingedrungen war, mit Hitze und Schlägen auszumerzen versuchte. Unter Einsatz aller Kräfte schafften sie es, des Großteils des Geschmeißes habhaft zu werden.
    Waren erst einmal die Flügel durch das Feuer verbrannt, ließen sich die umherkriechenden Chitinkörper gut unter den Absätzen der schweren Holzpantinen zertreten. Bei jenen, die über die Wände davonzukrabbeln versuchten, blieb aber oft nichts anderes übrig, als sie zwischen Daumen- und Zeigefingernagel zu klemmen und mit bloßer Muskelkraft zu zerquetschen.
    Was sie nicht gleich erwischten, würden sie später mit Brotkrumen und Käserinden anlocken. Erst einmal galt es allerdings, sich um Gryff zu kümmern, der in besserer Verfassung war, als Bento erwartet hatte. Dicke Leinenstreifen umgaben das Gesicht und die Hände des Alten. Seine Hosenbeine hatte er ebenfalls zusammengebunden, damit ihm nichts unter die Kleidung kriechen konnte. Als sie ihn auswickelten, kamen dennoch einige grotesk geformte Vierflügler mit langen, scharf zulaufenden Vorderbeinen und breiten Kauwerkzeugen zum Vorschein.
    Selbst in Gryffs grauem Bart hatte sich Ungeziefer eingenistet.
    »Danke«, sagte er leise, während er einige kleine Käfer aus den Haaren fischte und zerknackte. »Ich hätte wirklich nicht mehr allein zurückgefunden. Draußen kannst du kaum zehn Königsschritte weit sehen.«
    Wenn im Herbst und Frühjahr dicke Nebelschwaden aufstiegen, konnte ein Mann kaum die eigenen Fußspitzen erkennen, trotzdem trieb sich Gryff bei diesem Wetter regelmäßig im Freien herum. Aber natürlich war beides nicht miteinander zu

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