Bannkrieger
wirbelte er jedoch herum und sprang mitten unter die übrigen Soldaten. Seiner blitzschnellen Attacke fiel einer der Kerle zum Opfer, zwei andere trieb Rorn mit wuchtigen Schlägen in die Flucht.
Der Kreis seiner Gegner fächerte weit auseinander.
Rorn verspürte ein warmes Gefühl des Triumphes in sich aufsteigen, bis zu dem demütigenden Augenblick, da er Kraals Schildbuckel im Rücken spürte. Dieser elende Feldweibel! Auch entwaffnet blieb er ein gefährlicher Gegner. Statt sein Schwert aufzuheben, war er Rorn hinterhergesprungen und hatte mit dem Schild zugeschlagen. Damit hatte der junge Schmied nicht gerechnet.
Ich muss noch viel lernen , schoss es Rorn durch den Kopf, während er zu Boden stürzte. Geschickt nutzte er den Schwung des Falls dazu, sich über die Schulter abzurollen. Noch ehe er Zeit hatte, wieder in die Höhe zu federn, war Kraal jedoch heran und trat ihm das Schwert aus der Hand.
Nun standen sie beide ohne scharfe Waffe da.
Während Rorns Klinge durch die Luft flog, schien ihre Magie zu versiegen. Als sie fünf Ellen entfernt landete, gleißte nicht mal mehr der kleinste Funken auf. Sie hatte sich in eine ganz normale Waffe zurückverwandelt.
Hasserfüllt starrten sich die beiden Kontrahenten in die Augen.
»Tötet ihn!«, forderte Kraal von seinen Gardisten und trat einen Schritt zurück. »Jetzt ist er wehrlos.«
Das war die Wahrheit. Leider. Unbewaffnet und von mehreren Gegnern umzingelt, blieb Rorn nichts mehr übrig, als den Tod zu empfangen. Ausgerechnet jetzt, da sein Schwert auf so geheimnisvolle, wenn nicht sogar verzauberte Weise reagiert hatte. Rorn hätte gern gewusst, was es mit diesen geheimnisvollen Lichtbogen auf sich hatte, würde aber wohl nie mehr die Gelegenheit erhalten, es herauszufinden.
Gleich von drei Seiten mit blankem Stahl bedrängt, war ihm jeder Ausweg abgeschnitten, bis hinter den Gardisten wütende Schreie erklangen. Rorn verstand zuerst nicht, was das zu bedeuten hatte, bis einer der Soldaten herumwirbelte – und dabei den Blick auf eine wütende Bauernmeute freigab, die mit Forken, Dreschflegeln und Sicheln bewaffnet näher eilte.
Das Paar, das die Horde anführte, sah mitgenommen aus.
Die Frau war die von den Gardisten grün und blau geschlagene Magd. Obwohl ihr immer noch Blut aus der gebrochenen Nase lief, stachelte sie ihre Begleiter auf, keine Gnade zu zeigen. Der Mann an ihrer Seite trug ein am Rücken zerrissenes Leinenhemd, unter dessen blutdurchtränkten Fetzen sich ein Geflecht aus Peitschenstriemen abzeichnete.
Das mussten der Dorfschulze und seine Frau sein.
Goras und Miekes Eltern.
Noch ehe die Bauern mit vereinten Kräften über die verbliebenen Gardisten herfielen, hechtete Rorn zur Seite, packte sein Schwert am Knauf und federte wieder in die Höhe. An der Stelle, an der er eben noch gekniet hatte, steckte Kraals Schwert im Erdboden. Der Versuch, Rorn von hinten niederzustrecken, war nur knapp gescheitert.
Wütend zerrte der Feldweibel die Klinge frei und rannte dem Schmied entgegen.
Neben ihnen durchbohrte ein Gardist einen älteren Dörfler, bevor dessen eigener Hinterkopf unter einem herabsausenden Dreschflegel zerplatzte. Den verletzten Bauern, einen hageren Mann mit rissigen, von der Feldarbeit gezeichneten Händen, bewahrte das leider nicht vor dem Sterben. Stöhnend wälzte er sich auf den Rücken und warf seine Gliedmaßen wie eine zappelnde Spinne umher.
»Ihr verdammten Hunde!«, schrie Rorn wütend auf. »Diesmal mache ich ein Ende mit euch!«
Bei diesen Worten glühte die Klinge in seiner Rechten wieder auf, noch stärker und greller als beim ersten Mal. Vielleicht lag es an der Wut, die jetzt durch seine Adern pumpte, doch die gleißende Waffe wirkte plötzlich federleicht in seiner Hand.
Knurrend holte er aus und drosch auf den Gegner ein.
Kraal hob den Schild, um sich vor dem bogenförmig herabsausenden Schlag zu schützen. Anstatt das stählerne Rund nur zu verbeulen, fuhr Rorns Klinge geradewegs durch das Metall hindurch und durchtrennte es mitsamt dem dahinter befindlichen Schildarm.
Gemeinsam fielen die gespaltenen Teile zu Boden.
Einige Herzschläge lang starrte Kraal überrascht auf seinen glatten Armstumpf, aus dem nicht der kleinste Blutstropfen drang. Statt eines zertrümmerten Knochens oder rohen Fleisches zeichnete sich bloß undurchdringliche Schwärze ab. Selbst ein verrotteter Leichnam hätte dem Auge mehr geboten.
»Lederhäuter!«, schimpfte Rorn, der dieses Phänomen kannte. Dabei
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