Bannsänger
Dann öffnete sich mit hölzernem Stöhnen ein Portal gerade weit genug, um eine vertraute Gestalt durch zulassen, und schloß sich rasch hinter ihr.
»Das ist besser.« Jon-Tom musterte den Biber, der jetzt erheblich weniger streitlustig aussah. »Wir haben über irgendwelche Identitätsmarken diskutiert.«
»Tsie werden in dietsem Augenblick vorbereitet«, unterrichtete ihn der Offizier, dessen Blick immer wieder zu dem feueräugigen Gesicht des Drachen hochschnellte.
»Das ist nett. Es war auch die Rede von einer großen Zahl von Silberstücken.«
»Nein, nein, nein! Tsei doch nicht albern! Ein abtsurdets Mitsverständnits!«
Einen Augenblick später breitete sich Dankbarkeit über sein Gesicht, als sich das Tor wieder öffnete. Er verschwand im Innern und kehrte mit einer Handvoll winziger Metallrechtecke zurück. In jede Karte waren winzige Symbole und ein paar Worte geprägt.
»Bitte tsehr!« Er reichte sie rasch herüber. »Ihr mütst eure Namen hier eingravieren latsen.« Er zeigte auf eine unbeschriftete Fläche auf einer der Marken. »Wenn es euch beliebt, natürlich«, fügte er unterwürfig hinzu.
»Aber es sind nur sieben Marken.« Der Biber sah ihn verwirrt an. »Hast du vergessen, daß unsere Gruppe jetzt aus acht Individuen besteht?«
»Ich vertstehe nicht«, murmelte der nervöse Offizier. Er wies mit einer angedeuteten Kopfbewegung in Falameezars Richtung.
»Tsicherlich wird das da nicht in die Tstadt kommen.«
»Die bourgeoiseste Äußerung, die ich je hörte!« Der Drache beugte sich so weit vor, daß der Geruch von Feuer und Schwefel den Gestank der Abwässer überdeckte. Daß er den Biber mit einem Biß verschlucken konnte, war ein Umstand, der dem wackeren Streiter nicht entging.
»Nein, nein... ein Mitsverständnits, dats itst allets. Ich... es tut mir ehrlich leid, Herr Drache. Ets war mir nicht klar, dats Ihr ein Mitglied dietser Gruppe tseid... nicht genau... wenn Ihr mich bitte entschuldigt!« Er verschwand schneller, als Jon-Tom es bei solchen Säbelbeinen für möglich gehalten hätte.
Diesmal vergingen einige Minuten, bis er wieder auftauchte.
»Die letste Marke«, sagte er keuchend und streckte die frischgeprägte Metallplatte vor.
»Ich werde auf sie achtgeben.« Jon-Tom ließ sie in eine Hemdtasche gleiten. »Und wenn du jetzt so freundlich wärst, das Tor zu öffnen!«
»Macht auf da drinnen!« schrie der Offizier. Die Neuankömmlinge schlenderten hinein. Falameezar mußte den Kopf einziehen und schaffte es kaum, seinen Körper durch die Öffnung zu quetschen.
Sie fanden sich auf einem verlassenen umbauten Platz wieder. Hunderte interessierter Augen beobachteten sie durch kaum geöffnete Fensterläden.
Auf allen Seiten erhoben sich mächtige Steinbauten. Wie in Lynchbany erweckten sie den Eindruck, als seien sie aus Dutzenden kleinerer Gebäude zusammengewachsen, nur daß hier der Maßstab größer war. Die Stadt vermittelte das Bild einer grauen Sandsteinburg. Einige der Gebäude waren sechs oder sieben Stockwerke hoch. Zerklüftete Wohnbauten zeigten sonderbar geformte Fenster und unterschiedlichste Balkone.
Die Straßen, die sie sahen, waren erheblich breiter als im provinziellen Lynchbany, obwohl vorstehende Erker und Fensterkästen sie schmaler erscheinen ließen. Da die Straßen über den Platz alle zum Hafentor führten, war es verständlich, daß sie breiter waren als der Durchschnitt. Zweifellos verfügte auch diese Stadt über ihren Anteil an Gassen und verwinkelten Hinterhöfen.
Hinweise auf relativ starken Verkehr waren überreichlich vorhanden, von den abgenutzten Pflastersteinen bis zu den gewaltigen Haufen weggeworfenen Abfalls. Mehrere Dutzend Verkaufsstände und Buden umringten den großen Platz.
Jon-Tom vermutete, daß sie noch vor kurzem von geschäftigen Verkäufern bevölkert gewesen waren, die ihre Waren an Matrosen und andere Käufer verhökert hatten. Ein paar Kaufleute kauerten sich immer noch in ihnen zusammen, zu schwach oder zu gierig, um zu fliehen. Die meisten der Gesichter waren bepelzt, ein paar menschlich glatt.
»Sieh sie dir an, wie sie sich 'inter ihre Bäuche zurückzie'en!« Mudge schnitt den halbverborgenen Zuschauern beleidigende Grimassen. Falameezars Masse direkt hinter sich, fühlte er sich so gut wie unverletzlich. »Willkommen im wundervollen Polastrindu! Pah! Die Straßen stinken, die Leute stinken. Je e'er wir mit der ganzen Sache fertig sind und in den sauberen Wald zurückkehren können, desto besser wird es
Weitere Kostenlose Bücher