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Bannsänger

Bannsänger

Titel: Bannsänger
Autoren: Alan Dean Foster
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euch?« Die Schnurrhaare des Bibers zuckten, als er sich umdrehte, um auf das träge schmutzige Wasser zu blicken. »Wo itst derjenige? Vertsteckt tsich wohl in einem Boot? Dats wird euch weitere hundert Tsilbertstücke kotsten. Ich habe jetst genug. Entweder ihr betsahlt jetst oder...« Drohend wirbelte er seinen Streitkolben durch die Luft.
    Ein lautes, müdes Krachen übertönte die letzten Worte der Drohung, als zwei Schiffe leibhaftig beiseite gedrängt wurden. Dockplanken gaben unwiderstehlichem Druck von unten nach. Darunter tauchte ein gewaltiger schwarzer Schädel auf, von dem Wasser und zerschmetterte Bohlen regneten. Große Klauen, gruben sich in zerbrochenen Stein, und Kohlenaugen starrten wild auf die Gruppe hinunter.
    Der Biber stierte offenen Mundes auf die feuchten schimmernden Zähne, die sich direkt über ihm schlössen.
    »Dddd...« Es gelang ihm nicht, das vollständige Wort auszusprechen, aber er schaffte es, an der Hälfte seiner Untergebenen vorbeizuwatscheln, die mit ihm zum Stadttor rannten.
    Matrosen verließen ihre Schiffe, Händler und Stauer ließen ihre Waren im Stich, alles raste wie verrückt zum Tor. Auf der Stadtmauer brach Panik aus, brutal aufgescheuchte Truppen rannten sich beinahe gegenseitig um, als sie ihre Verteidigungspositionen einnahmen.
    Die jetzt einsame Reisegruppe ergriff ihre eigenen Waffen.
    »Genau zum richtigen Zeitpunkt aufgetaucht, Genosse Falameezar!« rief Jon-Tom. »Ich hoffte, daß du noch in der Nähe warst, hatte aber keine Ahnung, daß es so nahe war.« Falameezar blickte auf die entsetzten Gesichter, die über den Mauerrand spähten. »Was ist los mit ihnen?« Er war mehr neugierig als ärgerlich. »Ich hörte deinen Ruf und kam wie versprochen, aber ich dachte, sie behandeln euch als Genossen und Waffenbrüder in dem bevorstehenden großen Streit.«
    »Ja, aber erinnerst du dich an das, was ich dir über die Anwesenheit von Konterrevolutionären sagte?« fragte Jon-Tom düster.
    »Oho, so ist das also!« Falameezar stieß ein wildwütendes Zischen aus, und drei kleine nebeneinanderliegende Läden brachen in Flammen aus.
    »Vorsichtig! Wir wollen nur hineinkommen, aber nicht die Stadt niederbrennen.«
    Ein massiger Schwanz peitschte ins Wasser, und die Flammen wurden augenblicklich gelöscht, was den unschuldigen Geschäften ebensowenig guttat wie das Feuer.
    »Halt deine Wut unter Kontrolle, Falameezar!« riet ihm Jon- Tom. »Ich bin sicher, daß wir alles aufklären werden, sobald wir mit den Stadtkommissaren sprechen können.«
    »Das will ich doch meinen!« sagte der Drache gereizt. »Die Vorstellung, daß Konterrevolutionäre unschuldigen Reisenden etwas verbieten dürfen!«
    »Es ist oft schwer, die Revolutionäre von ihren geheimen Feinden zu unterscheiden.«
    »Das wird wohl so sein«, gab der Drache zu.
    »Es könnte sogar noch schlimmer kommen«, informierte ihn Jon-Tom, als sie alle zu dem festverschlossenen Holztor hinübergingen.
    »In welcher Hinsicht, Genosse?«
    »Revisionisten«, flüsterte Jon-Tom.
    Falameezar schüttelte den Kopf und murmelte müde: »Gibt es denn keinen Anstand mehr in der Welt?«
    »Beherrsch dich ein wenig!« bat Jon-Tom. »Wir wollen ja nicht unabsichtlich irgendwelche ehrlichen Proletarier einäschern.«
    »Ich werde vorsichtig sein«, versicherte ihm der Drache, »aber innerlich zittere ich vor Empörung. Doch selbst ein schmutziger Revisionist kann umerzogen werden.«
    »Ja, es ist klar, daß der Aufbau von Instruktionskadern hier Vorrang haben sollte«, pflichtete ihm Jon-Tom bei.
    Polastrindu hatte plötzlich das Aussehen einer Geisterstadt. Mit dem Näherkommen des Drachen waren alle interessierten Gesichter von der Mauer verschwunden. Nur hier und da zeigte sich ein schwankender Speer, das war alles.
    Jon-Tom spürte die Blicke der verborgenen Matrosen und Schauerleute im Rücken, aber aus dieser Richtung waren keine Probleme zu erwarten. Tatsächlich war so gut wie überhaupt nichts zu befürchten, solange Falameezar bei ihnen blieb.
    Er sah Caz an. Der Hase lächelte und nickte ihm zu. Da er derjenige war, der die Kontrolle über den Drachen hatte, oblag die Gesprächsführung Jon-Tom. Also marschierte er zum Tor und klopfte arrogant gegen das Holz.
    »He, Torhüter, zeig dich!« Als weder eine Antwort noch ein Anzeichen von Bewegung erfolgte, fügte er hinzu: »Zeig dich, oder wir brennen dein Tor nieder und machen dich zum Aschehüter!«
    Von der anderen Seite drangen die Geräusche eines Streits herüber.
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