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Bannsänger

Bannsänger

Titel: Bannsänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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eingedrungene Sporenfäule verdorben worden waren. Oder daß an drei aufeinanderfolgenden Tagen die Sonne geschienen hatte oder daß mehrere Angehörige des Imperialen Hofs dabei entdeckt worden waren, wie sie sich vom Körper eines einfachen Arbeiters nährten und sofort ausgestoßen worden waren.
    Die Wahrheit war weit schlimmer als die Gerüchte. Jene, die informiert waren, verbargen sich in Furcht und blickten während ihres Tagewerks ängstlich über die Schultern (diejenigen, die dazu imstande waren, denn einige hatten keine Hälse... und einige keine Schultern).
    Jagdtrupps nutzten jede Gelegenheit, sich aus der Hauptstadt zu entfernen, unter dem Vorwand, die schon enormen Vorräte noch weiter zu ergänzen. Buchhalter und Revisoren beugten sich tief über ihre Listen. Alle standen unter der Wirkung der Panik, einer Panik, die über die Vernunft hinausreichte, über die normale Angst zu sterben, und sogar die zuckenden und zitternden Larven in ihren Kokons erreichte.
    Die Kaiserin Skrritch tobte ihre Wut aus. Blut und Fleischstücke markierten ihren Weg, als sie durch die Kammern und Räume des labyrinthischen Zentralpalastes stürmte.
    Sicher vor ihrem Grimm, exerzierten endlose Legionen mandibelbewehrter, facettenäugiger Truppen meachanisch auf den moosbewachsenen Feldern vor der Stadt. Schwächlich nur durchdrangen die Strahlen der Sonne den graubraunen Himmel, so als fürchteten sie, den Boden zu erreichen.
    Wachen und Diener, umherhuschende Boten und Bürokraten bekamen gleichermaßen den Zorn der Kaiserin zu spüren. Schließlich verbrauchte sich die Wut, und sie ließ sich in einer der unbedeutenderen Audienzkammern nieder.
    Ihre Gedanken galten ihrer eigenen Angst. Beiläufig knabberte sie an dem kopflosen Leichnahm eines immer noch zuckenden Blaukäfer-Kämmerers, der nicht schnell genug gewesen war, ihr aus dem Weg zu gehen. Chitin krachte unter ungeheuer kräftigen Kiefern.
    Es verging einige Zeit, bis Kesylict, der Minister, es wagte, bebende Antennen um die Ecke des gewölbten Durchgangs zur Kammer zu strecken. Da er nur nachlassenden Zorn und keine blinde Wut spürte, schob er zunächst den Kopf und dann den Rest des ameisenhaften Körpers in den Raum.
    Sein erster Blick fiel auf einen kopfgroßen Rubin, der roter war als sein Blut. In der obersten Facette sah Kesylict das Spiegelbild der Kaiserin. Sie ruhte auf vier Beinen. Der Körper des unglücklichen Kämmerers baumelte von einer Hand, während das wundervoll symmetrische, mit eingelegtem Porzellan geschmückte Gesicht der Kaiserin nach draußen starrte, ohne daß sie ihn zu sehen schien.
    Obwohl nicht so verschwenderisch geschmückt wie die Hauptaudienzkammer oder die düstere Lagerstatt des Todes, die als imperiales Schlafzimmer bestimmt war, war diese Kammer immer noch überreich an Juwelen und edlen Metallen. Die Grünauen waren voll von solchen natürlichen Reichtümern, als habe die Erde das Land für seine widerwärtige, übelriechende Oberfläche und ewige Wolkendecke entschädigen wollen.
    Sie wurden von den hartschaligen Einwohnern dieser Lande hoch geschätzt – ihr Funkeln und ihre Farben lieferten viel Schönheit. Alle Formen von Korrund wurden in großen Mengen geschürft: Beryll, Saphir, Rubin. Seltenere Diamanten rahmten die Fenster des Raumes und Tausende minderer Gemmen, von Topas bis Chrysoberyll, übersäten Mobiliar, Skulpturen und sogar die Decke.
    Aber Kesylict hatte den Kopf nicht dadurch behalten, daß er seine Zeit verschwendete, indem er gewöhnlichen Tand bestaunte, wie ein gerade Ausgeschlüpftes. Er wartete und war bereit, als der dreieckige, smaragdgrüne Schädel herumfuhr und vielfacettige Augen mit falschen schwarzen Pupillen wild auf ihn herunterstarrten.
    Kesylict erwog, ob es nicht klug sei, sich zurück zuziehen und noch etwas zu warten, bevor er der Kaiserin seine Aufwartung machte. Allerdings – Feigheit konnte ihn auf denselben Weg bringen, den der Kämmerer gegangen war. Dieser war jetzt nur noch eine leere, von der unersättlichen Kaiserin säuberlich ausgeschabte Hülle.
    »Warum verkriechst du dich in den Durchgang, Kesylict? Ja, ich erkenne dich.« Ihre Stimme war rauh und kratzend wie geöltes Sandpapier. Nutzlose Flügel zitterten unter einem langen fließenden Umhang aus reiner Seide, an dem die kaiserlichen Näherinnen Zehntausende von den besten Steinschneidern des Reiches gefertigte Amethyste und Rauchquarze befestigt hatten.
    »Pardon, Euer Majestät«, sagte der hoffnungsvolle Kesylict,

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