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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Vernichtung.«
    Andere, nur in Inneren Zirkeln verbreitete Überlieferungen besagten hingegen, dass die Mamuth schon damals in ihren Türmen geschlafen hätten und nur geweckt worden waren, weil ihnen machthungrige Schlangenpriester ihre Geheimnisse stehlen wollten. Aber dies war weder die Zeit noch der Ort, um die Leu mit solchen Nichtigkeiten zu verwirren.
    »Als ich endlich begriffen hatte, wie ihre Portale zu betreten oder zu versiegeln sind, war es leider schon zu spät«, führte Perac weiter aus. »Das Volk der Seth war bereits unwiederbringlich dem Untergang geweiht, darum blieb mir nichts anderes übrig, als mit Hatra an einen Ort jenseits der Zeit zu fliehen. Dort warteten wir darauf, dass eine neue Rasse heranwuchs, die intelligent und stark genug war, die Macht der Mamuth zu brechen. Natürlich kam es uns entgegen, dass die Kräfte von KhorAh-Tep und den Seinen mit der Zeit nachließen.«
    »Du bist ein Mann von großer Weisheit«, lobte Kimue. »Es ist gut, dich an der Seite der Leu zu wissen.«
    Perac neigte sein greises Schlangenhaupt. Wusste ich es doch , dachte er dabei. Diese Leu ist nicht durch Kraftprotzerei oder Großmäuligkeit zu beeindrucken, sondern durch Wissen, das das ihre übersteigt.
    »Wäre es nicht am sichersten, die Steinbögen abzureißen?«, fragte Kimue, den Blick weiter auf die Gebeine ihrer ärgsten Feinde gerichtet.
    Sie war wirklich klug, das musste man ihr lassen. Genau genommen klüger, als Eonis je sein würde.
    »Das könnte gefährlicher werden, als die Portale zu verschließen«, wehrte Perac ab.
    Über der Nasenwurzel der geflügelten Leu entstanden zwei tiefe Falten. Sie misstraute ihm noch immer, und wer wollte ihr das schon verdenken? Das Volk der Seth war an seiner Selbstsucht zugrunde gegangen, und er, der Oberste aller Schlangenpriester, war der Selbstsüchtigste von ihnen allen gewesen. Hätte er sonst alles hinter sich lassen und alleine – nur mit Hatra an seiner Seite – die Flucht durch die Zeiten antreten können?
    Perac hatte schon immer seine eigenen Ziele verfolgt, und er würde jetzt, als Fremder unter Fremden, nicht damit aufhören.
    »Die Portale gehorchen den Gesetzen der Zyklopen«, erklärte er, um Kimues Zweifel zu zerstreuen. »Auch wenn ich es inzwischen verstehe, mich ihrer zu bedienen, so bin ich noch lange nicht bis auf den Grund ihrer Geheimnisse vorgestoßen. Sie einfach zu zerstören könnte Risse hinterlassen, die kein Siegel mehr verschließen kann. Außerdem mag noch einmal der Tag kommen, an dem wir die Tore zu unseren eigenen Zwecken nutzen wollen.«
    Die Falten auf ihrer Stirn vertieften sich noch, anstatt sich zu glätten.
    »Die Tore der Zyklopen bergen noch Geheimnisse für dich?«, fasste sie mit kalter Stimme zusammen, was ihr Sorge bereitete. »Wie kannst du dann so sicher sein, das deine Siegel halten?«
    Niemals zeigen, wie viel Kraft und Mühe ein Zauber kostet! Wie hatte er auch nur einen Atemzug lang vergessen können, diesen Grundsatz zu beherzigen.
    Anderen seines Alters hätte nun das Herz bis zum Hals geschlagen, und selbst Perac musste sein magisches Talent bemühen, um einen Anflug von Nervosität zu unterdrücken.
    »Man braucht fremde Zauber nicht vollständig zu verstehen, um sie zu besiegen oder zu beherrschen«, antwortete er mit einer Zuversicht, die er leider in Wirklichkeit nicht verspürte. »Ich dachte, das hätte der bisherige Kriegsverlauf bewiesen. Aber um Euch völlig zu beruhigen, stelle ich einige Wachen auf, die jeden Durchbruch verhindern und uns bei Gefahr warnen werden.«
    Misstrauisch verfolgte Kimue, wie er mehrere Gryff zur Treppe beorderte, um ihnen den Rückweg zu leuchten. Auf sein Geheiß hin reihten sich die Gardisten links und rechts der Stufen auf und drehten sich dabei so, dass sie einander ansahen.
    Perac und Kimue passierten das Spalier der schweigenden Trutzadler, bis sie den obersten Absatz erreichten. Durch einen schmalen Tunnel, der sie weiter an die Oberfläche führen würde, wehte ihnen ein frischer Hauch entgegen. Die Fackeln der ihnen am nächsten stehenden Gryff flackerten so laut wie Fahnen im Wind, als Perac nach der Jadekugel in seiner Umhängetasche griff.
    Still in sich hinein lächelnd bemerkte er die hellen Flecken, die sich inzwischen von Kimues Fingerspitzen abhoben. Die Leu hatte tatsächlich ihre Krallen ausgefahren, um gegen einen Angriff von seiner Seite gewappnet zu sein. Törichtes Weib , dachte er bei sich. Wenn ich dich mit einem Zauber belegen wollte,

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