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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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den übrigen Haremsdamen nicht verborgen geblieben.
    »Ich will nicht schlecht über meine Begleiterin reden«, versicherte Perac eilig, obwohl es natürlich genau das war, was er mit seinen Worten bezweckte. »Doch sie wandelt längst auf Pfaden, die nie die meinen waren.«
    In Kimues Augen blitzte es hasserfüllt auf.
    »Hilf mir, das Hexenweib zu vertreiben!«, forderte sie so heftig, dass sich ihre Schwingen bei jedem zweiten Wort spreizten. »Dann soll dein Platz stets an der Seite unseres Königs sein.«
    Die Wut auf ihre Rivalin machte es ihr unmöglich, ihre Gefühle zu verbergen. Man brauchte kein Magier von Peracs Format zu sein, um zu erkennen, dass Kimue in diesem Moment die Wahrheit sprach. Wenn er Hatra opferte, würde das seine Stellung bei Hofe für alle Zeiten festigen.
    Der Schlangenmagier hatte große Mühe, ein Lächeln zu unterdrücken.
    Endlich.
    Endlich war er am Ziel all seiner Wünsche angelangt.

15. Die Zusammenkunft
    Gerwin erkundigte sich nicht nach den beiden Fremden; es genügte ihm, dass sie grünen Klee an ihren Lederwämsern trugen. Sein Augenmerk gehörte ohnehin den beiden Krummschwertern, die Bornus im Waffengurt trug. Ihre langen Griffe, deren Knäufe aus stilisierten Adlerköpfen bestanden, waren ein Blickfang, der viele faszinierte. Wenn Bornus in weinseliger Runde davon erzählte, dass es sich um alte Greifenklingen handelte, wurde dies meist als Aufschneiderei abgetan, dabei sprach er in diesem Punkt die Wahrheit.
    Unablässig auf die Erwachsenen einredend führte Gerwin sie durch die engen Gassen der Altstadt, vorbei an hohen Fassaden, die das fahle Mondlicht aussperrten.
    »Hat Euer Grauer inzwischen einen Namen?«, wollte er unterwegs von Rorn wissen.
    »Ja«, flunkerte Rorn, um dem Kleinen eine Freude zu machen. »Seit wir uns getroffen haben, nenne ich ihn Gerwin.«
    »Idiot«, brummelte Bornus hinter ihm. »Damit kannst du dich von deinem Gaul schon so gut wie verabschieden.« Raue Gesellen wie Alvin und er vermieden es natürlich aus genau den gleichen Gründen wie Rorn, ihre Pferde zu benennen.
    Venea strich dem Bannstreiter dagegen flüchtig über den Handrücken und sagte dabei amüsiert: »Ich werde dich von nun an daran erinnern, wie dein Grauschimmel heißt.«
    Ihre Berührung tat Rorn wohl. Trotzdem kroch in ihm sofort die Angst hoch, dass es der Hexe wie Neele, Yako oder anderen Frauen ergehen könnte, die ihm zu nahe gekommen waren.
    An einer alten Mauer angelangt, die wie mit Pech übergossen wirkte, bemerkten die fünf Gefährten, dass sie nicht die Einzigen waren, die es hierherzog. Von allen Seiten strömten kleinere und größere Menschengruppen herbei, die auf einen sich nach unten verjüngenden Durchbruch zuhielten, durch den sie ins Innere des verlassenen Grundstücks klettern konnten. Das mussten alles Pilger sein, die sich zur Zusammenkunft trafen.
    Rorn schlug den Kragen seines Greifenmantels hoch, um die in seinem Ohrläppchen pendelnde Spinne zu verdecken. Wegen Gerwin hatte er das Zeichen der Oberen nicht ablegen können, doch nun erschien es ihm besser, erst einmal möglichst unauffällig mit der Menge zu verschmelzen.
    Auf dem ummauerten Grundstück, das die Eingeweihten ansteuerten, wucherten hohe Büsche und Sträucher, durch die ab und zu etwas Fahles im Mondlicht aufleuchtete. Eine von unzähligen Pilgersohlen ausgewalzte Schneise führte in leichten Windungen durch das Dickicht. Von hier an hätten sie Gerwin nicht mehr gebraucht, doch leider war es nicht möglich, ihn zurückzuschicken.
    Seine Eltern warteten bereits auf ihn.
    Sichtlich stolz darauf, dass er einen Oberen und mehrere Novizen begleitete, begrüßten sie die Gefährten mit einer Abwandlung der üblichen Redewendung. »Heute geht es für viele zur Domäne«, verkündeten Gerwins Eltern mit einem verzückten Ausdruck in den Augen.
    »Dorthin, wo nur das Volk herrscht und nicht der König«, gaben Rorn und die Hexen wie selbstverständlich zurück, während Alvin und Bornus verächtlich die Mundwinkel verzogen.
    Gemeinsam ging es durch den engen Mauerspalt, der auf Kniehöhe endete. An seinem untersten Punkt war er kaum breiter als eine Handspanne, strebte aber nach oben hin sehr schnell zu beiden Seiten auseinander. Als sie den vorangegangenen Pilgern über den Trampelpfad folgten, entdeckte Rorn die Ursache für die fahlen Lichter in den Büschen. Es handelte sich um mit Bronzeplaketten versehene Sandsteinblöcke, die schräg in den Boden eingesunken oder gänzlich

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