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Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan

Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan

Titel: Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Stellen wuchsen Fleischbäume, die mit lianenartigen Auswüchsen Tiere und Menschen fingen und einer Speiseöffnung im Unterteil des Stammes zuführten. In den Sümpfen und Dschungelseen hausten mehrere Sorten Alligatoren; die größten von ihnen maßen bis zu sieben Meter Länge und bevorzugten Touristen als Diät. Es gab wandernde Atznelken, die sich der Umgebung anpaßten, so daß die Sicherheitsdistanz von zwei Metern (so weit vermochten sie ihre Säure zu sprühen) nicht immer einzuhalten war. Vor allem aber gab es den Shihueti, eine riesige Raubkatze mit reißen den Fängen und mächtigen Pranken. Das Shilgat-Abkommen behielt moderne Waffen der Garnison von Cadhras vor; wer in den Dschungeln auf Safari gehen wollte, war auf Pfeil, Bogen und Messer angewiesen. Zahllose kleinere Katzen mit schönem Fell standen nicht so hoch im Kurs wie der Shihueti, dessen silbergraue Decke mit verschlungenen Goldzeichnungen als Trophäe unter Fachleuten für unvergleichlichen Ruhm sorgte, als Handelsobjekt unvergleichlich teuer war.
    Touristen zahlten für die Reise nach Cadhras, dann per Schiff nach Huasiringa, Teilnahme an einer Safari und Rückreise pauschal 15 000 Drachmen. Barakuda verdiente 25 Drachmen pro Tag; nur die Gouverneurin wurde auf Shilgat noch besser bezahlt. Im Commonwealth übernahm keine Versicherung das Risiko einer Shihueti-Jagd; die Safa ri-Touristen unterzeichneten vor Beginn des Unternehmens eine Erklärung, in der sie die Veranstalter von jeglicher Verantwortung entbanden. Für das letzte Jahrzehnt verzeichnete die Statistik 30 erlegte Shihuetis und 87 zerrissene Touristen. Hinzu kamen jene, die im Sumpf versunken, von Fleischbäumen gefressen, von Ätznelken zersetzt, von Sumpfnattern vergiftet oder von Alligatoren zerstückelt worden waren. Insgesamt führte der Dschungel etwa 6:1 gegen die Touristen. Wem es jedoch gelang, einen Shihueti zur Strecke zu bringen, konnte für das Fell Preise verlangen, die weit jenseits des Zehnfachen der Reisekosten lagen. Eine Summe, für die er 600 Tage arbeiten mußte, in eine Überlebenschance von 1:6 zu investieren, fand Barakuda bei allem Verständnis für ein wenig Nervenkitzel reichlich übertrieben.
    Das Grand Hotel war ein zweigeschossiger weißer Bau zwischen den Klippen und dem Küstenwald. Die Bungalows lagen ohne Sichtverbindung untereinander an Buchten, um geben von üppigen Orchideenhecken und Zinnobersträuchern. Tashila war eine Ansammlung massiver, dunkler Holzhäuser um einen Naturhafen, in dem viele kleine Fischerboote dümpelten. Die Luxusclipper wirkten fehl am Platz.
    Am zweiten Tag inspizierte er die Fischerkneipen von Tashila. Als die Rede auf die Touristen kam, zuckte ein alter Shil mit den Achseln und zitierte eine Legende. »Die Göt ter«, sagte er lächelnd, »waren kurz nach Beginn unzufrieden mit der Lage der Dinge, da zum Erreichen der Stabilität eine gewisse Ordnung gehörte, die ihnen langweilig erschien. So förderten sie dann im Rahmen der unabdingbaren Naturgesetze das Chaos, und wunderbar ist ihr Tierreich geworden. Dieser Vogel« – er wies auf ein graugelbes Tier, ähnlich einer Krähe; es hockte träge schaukelnd auf einer Rahe und musterte die Fische, die eine weibliche Bootsbesatzung körbeweise an Land schleppte – »sitzt dort und wägt ab. Bald wird er einen Fisch nehmen und zu den Klippen fliegen, um ihn zu verzehren. Er baut ein Nest und sucht einen Partner; sein Leben hindurch rackert er sich ab, um stark genug für die Paarung und den Nestbau zu sein. Wenn die Eier gelegt sind, bedecken die Vögel sie mit bestimmten Moosen, die Sonnenhitze speichern. Danach verstopfen sie ihre Schnäbel mit Kräutern, beschmieren die Flügel mit Lehm und stürzen sich von den Klippen zu Tode. Und du willst, daß ich mich über die Jäger wundere?«
    Die meisten Waffen, deren Existenz die Steppe unsicher machte und für Cadhras das Hauptproblem darstellte, waren nach Tashila geliefert worden, an eine nichtexistente Adres se. Bei seinen Versuchen, Licht in dieses spezifische Dunkel zu bringen, kam Barakuda nicht viel weiter. Er erfuhr lediglich, die Lieferungen seien von der Hafenwerkerzunft angenom men und gelagert worden. Innerhalb weniger Tage sei je weils ein großer Segler ohne auffällige Kennzeichen, bedient von Shil und Mulis, in den Hafen eingelaufen. Die Besatzung habe die entsprechenden Gebühren entrichtet und die Lieferungen mitgenommen. Sie seien nach Norden gesegelt, aber niemand konnte Genaueres sagen – die Leute

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