Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan
nicht zu finden. In der Bibliothek mit ihren dunklen Eichenpaneelen, schwarzgebeizten Regalen aus Shilgat-Esche und bequemen Polstersesseln gab es nur Bücher. Es war viel Unterhaltungslektüre, aber auch ortsbezogenes Material dabei, und da Barakuda bei seinen Nachforschungen in Cadhras immer wieder auf Zitate aus nicht mikrolibrierten Büchern gestoßen war, hatte er die Hoffnung, einige dieser im Isthmus unauffindbaren Werke vielleicht in der Bibliothek zu finden. Sie enthielt jedoch nur die üblichen Werke über den Planeten Shilgat, die er sämtlich kannte, und von denen er die meisten geringschätzte. Erbgott, Fischfisch und Stadtsklave – Institutionen der Shil auf Shilgat , das Werk eines Reisejournalisten namens Ireneo Fnuse, der über der Aufzählung oft falscher Details eine Untersuchung ihrer Be deutung vergessen hatte; Linguistische Betrachtungen: Banyashilgu von Berengar Z. Golyubin, eine Arbeit mit verdienstvollen darstellenden Kapiteln und waghalsigen Hypothesen im Hauptteil; Geschichte von Shilgat von Isis Myer – ein von pseudowissenschaftlichen Termini durchsetztes Werk, dessen Hauptproblem der Titel war, da es keine Geschichte von Shilgat jenseits von Legenden und Anekdoten gab; dar an litt auch die Untersuchung der Annalen von Sa’orq aus der Feder eines akademischen Schwätzers namens Shalmassi Vankvard, der zwei Wochen in Cadhras verbracht, Fischern und Händlern gelauscht und dann diese bedeutende Arbeit vorgelegt hatte – ein Werk, in dem behauptet wurde, Sa’orq, vermutlich älteste Stadt auf Shilgat, sei eine Ratsdemokratie, und seine Annalen – die der Autor nie gesehen hatte – enthielten eine Fülle interessanter Berichte, die er im Anschluß daran zitierte: wiederum Legenden und Märchen. {2} Ferner standen in den Regalen Handbuch des Shihueti-Jägers auf Huasiringa von Julo Bonotze; Ich zog mit der Nordkarawa ne von Flimmer Bundobust; Die Irren von Pasdan, Banyadir und Gashiri von Eira Enxol, ein Buch, das Barakuda kannte und dessen Titel er schätzte, das aber keine substantiellen Nachrichten enthielt; Mythen und Legenden der Banyashil v on Uglesa Husmin; außerdem die offiziellen Handbücher, Gesetzestexte usw.
Seufzend gab Barakuda die Suche auf und widmete sich der Lektüre von Band LXII des Lexikons der bewohnten Welten (»Sa-Smu«). Er blätterte »Shilgat« durch, entdeckte nichts Neues und stieß dafür weiter hinten auf eine fesselnde Darstellung der »Formen des sanktionierten Totschlags durch Lob und Handlesekunst sowie Bauchpinseln bei den Drogol von Skaamtgi IV«, in die er sich lächelnd vertiefte.
Kurze Zeit später trat der Manager mit einem breitschultrigen Touristen ein, den er als Hludon Gerames vorstellte. »Nachdem Sie mich zu diesen Matriarchinnen befragt hatten«, sagte der Manager, »fiel mir ein, daß Herr Gerames vor einiger Zeit ebenfalls etwas über Pasdan wissen wollte.« Er ließ sie allein.
Barakuda musterte Gerames. Der Mann war einen halben Kopf größer als er und schwarz gebrannt von Sonne. Er trug einen cremefarbenen Strandanzug und ein transparentes Sei denhemd, durch das die titanische Brustbehaarung eindrucksvoll sichtbar war. Ein kantiger Schädel mit einer kurzen Matte blaugrauen Haares, wulstige Lippen, wuchtiges Kinn und grellgraue Augen – der Mann gab ein formidables Bild ab. Barakuda hatte ihn schon mehrfach von weitem gesehen, meist mit wechselnden Gespielinnen der Luxusklasse.
Gerames balancierte auf dem Handteller seiner Rechten eine Flasche Wein und zwei Pharlit-Schwenker. Als er diese wichtigen Objekte auf den Tisch in der Sitzecke gestellt hat te, schüttelte er Barakudas Hand mit einem mörderischen Griff. Dann zog er ein Buch aus seiner Jacke und legte es auf die Platte.
»Hier«, sagte er. »Habe ich vor Jahren in einem Antiquariat gefunden und aus reiner Neugier gekauft – Kuriosität, Sie verstehen. Es ist der zweite Band. Ich hatte gehofft, auf Shilgat den ersten zu finden. Vor ein paar Tagen habe ich mich mit dem Geschäftsführer darüber unterhalten. Das ist ihm jetzt eingefallen. Wer sind Sie eigentlich?«
Barakuda umschrieb in dürren Worten seine Noch-Funktion. Gerames grinste. »Netter Job«, sagte er, »aber meiner ist besser.«
Er besaß auf Osiris, einem der Antaresplaneten, eine Fa brik für Sportgleiter, ultrateure Raumyachten und ähnlich kostspielige Gegenstände. Er konnte sich den Luxusurlaub auf Shilgat ebenso leisten wie den Wein, den Barakuda verstört betrachtete: ein dreißigjähriger
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