Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan

Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan

Titel: Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
angenommen hätte und noch lebte, wäre Gortahork nicht Fürst. Jedenfalls ist der alte Mann eine Art Überfürst. Außerdem gilt er als besonders fähiger Heiler und hat, wie alle ausgebildeten Heiler, eine gewisse telepathische Begabung. Er ist immer da, wo Katastrophen geschehen könnten, die sich vorher in den Köpfen der Menschen abzeichnen. Deshalb ist es gut zu wissen, wo Saravyi sich aufhält. Und das wüßte ich gern.«
    Gerames wiegte zweifelnd den Kopf. »Mag sein, das mit der Telepathie. Aber wenn diese drei wichtigen Shil, deine Freunde, nichts Genaues sagen, kann es doch auch bedeuten, daß sie nichts Genaues wissen, oder?«
    Barakuda grunzte nur.
    »Sag mal, wie heißen die Fürsten eigentlich auf Banyashilgu?« fragte Gerames.
    Barakuda murmelte ein Wort; Gerames bat um Übersetzung. »Potentiell-Notfalls-Haupt«, sagte Dante.
    Gerames rümpfte die Nase. »Und was, wenn potentiell al le Notfälle eingetreten und bewältigt sind?«
     
    Nach dem Abendessen setzten sie sich zu anderen Gästen vor den gemauerten Kamin, tranken heißes Würzbier und lauschten der Musik, die zwei junge Shil in einer Ecke des Gastraums machten. Einer spielte einen komplizierten Dudelsack; mit den Füßen betätigte er einen Blasebalg, aus dem der unter seinem linken Arm hängende Sack gefüllt wurde. Mit dem Arm preßte er die Luft in zwei Baßpfeifen, von denen die eine eine Dezime höher gestimmt war als die andere, und eine mit zehn Löchern versehene Melodieflöte, die er mit beiden Händen bediente. Der Grundton der Flöte lag eine weitere Dezime über der höheren Baßpfeife. Ein Schlauch führte vom Luftsack zu dem Instrument, das der zweite Musiker bearbeitete, einem rechteckigen Kasten mit halboffener Oberfläche, über der fünfzehn Saiten angebracht waren, die der junge Mann abwechselnd zupfte, mit den Fingerkuppen strich oder mit den Knöcheln drückte. Durch das große Schalloch sah man fächerförmig auslaufende Windkanäle mit Membranen. Auf Knopfdruck öffnete sich einer, mehrere oder alle Kanäle, die Luft aus dem Schlauch strich durch das Instrument und versetzte die Membranen in Schwingungen.
    Die Musik war unvergleichlich. Trotz des wärmenden Feuers lief es Barakuda eiskalt den Rücken hinauf und hin ab; seine Haare standen zu Berge.
    Das entsetzliche Stück endete; die Shil trampelten beifällig mit den Füßen, und der Dudelsackspieler verneigte sich. »Nach diesem sanften Wiegenlied«, sagte er, »wollen wir nun eine Improvisation in der Art des großen Veng’ga vortragen. Sie heißt Dämonen verbringen die Winternacht auf einer Eisscholle und zählen tote Sterne.«
    Nach den ersten Takten stieß Gerames Barakuda an. »Da wird die Milch im Mund des Säuglings sauer«, sagte er lei se.
    Barakuda nickte; sie leerten ihre Humpen und verließen die Taverne. Einige Shil blickten ihnen kopfschüttelnd nach.
    In der Nähe des Nordtors fanden sie Stallungen, die noch erleuchtet waren. Sie traten in das Büro. Nach einer halben Stunde hatten sie sich mit dem Besitzer auf zwei Pferde geeinigt. Das Ende des Feilschens – Barakuda drückte den Preis von 180 auf 100 Foldar pro Pferd, einschließlich Sattel und Zaumzeug – wurde mit Händeschütteln und einem Ge treideschnaps gefeiert, der, wie Gerames hustend befand, »die Löcher in den Socken von innen zuzieht«.
    Sie schlenderten durch die Nacht den Kai entlang. In den Hafentavernen war Betrieb; Gejohle, Musik und bisweilen spitze Schreie schallten ins Freie. Eine dunkle Gestalt kam ihnen im Laufschritt entgegen; ein schmächtiger Mann, der eine weite Jacke mit Kapuze trug, die er über den Kopf gezogen hatte. Er lief an ihnen vorbei, blieb stehen, drehte sich um und ergriff Barakudas Ärmel.
    »Ang’har«, sagte Gerames erstaunt, »was willst du denn in dieser Verkleidung?«
    Der junge Shil verstand nur seinen Namen; sein Blick war gehetzt. »Leyso«, stieß er hervor. Er verzog den Mund zu einem bitteren Grinsen.
    »Was ist mit dem Mädchen?« fragte Barakuda, der sofort unerfreuliche Gedanken dachte.
    »Ich habe mit ihr abgemacht, daß wir Schiff und Ladung verkaufen und an die Küste ziehen«, sagte Ang’har. »Fünftausend Foldar habe ich herausgeschlagen. Als wir das Geld in der Hand hatten, ist sie zu den Bütteln gelaufen. Sie wird ihnen erzählen, ihr und ich, wir hätten Forsal umgebracht.«
    Am Südende des Kais glommen Laternen auf; eine Grup pe von Männern kam aus einer der Gassenmündungen. Gerames hatte nur »Büttel« und »Forsal

Weitere Kostenlose Bücher