Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan
blickte zu den Pferden hinüber, die neben einem hellen Block standen. Alle vier waren da. »Sie sind wach und wittern«, flüsterte er. Der leichte Nachtwind kam von Norden; die Pferde hatten die Köpfe den Hügeln zugewandt. Baraku da schnüffelte; eine Ahnung von Rauch war in der Luft.
Er nahm die Pistole in die Hand. »Kriech zu den Pfer den«, sagte er leise. »Und bleib hinter den Steinen.«
Gerames gehorchte ohne Widerspruch.
Dante schlich zu den Hügeln; vorsichtig suchte er einen Weg zum Gipfel, wenn man die vielleicht 50 Meter aufragende Spitze der Formation so nennen mochte. Oben kroch er auf dem Bauch zum Nordrand der Kuppe.
Knapp unter ihm flackerte ein winziges Feuer. Daneben hockte eine Gestalt, zweifellos Ang’har. Der junge Shil starrte nach Norden. In diesem Moment machte Barakuda in der klaren Nacht eine undeutliche Masse aus, die sich zu nähern schien; er hörte das Trappeln der Hufe vieler Pferde.
Gerames wartete ungeduldig, als er zurückkam. »Was ist los?«
Barakuda sattelte eilig sein Pferd. »Los«, sagte er, »wir sind in Eile. Ang’har hat sich offenbar mit Freunden verabredet. Frag mich nicht, wie oder seit wann, ich weiß es nicht. Wir müssen weg.«
Gerames knurrte. »Gott erhalte meinen Magen. Ich bin wach geworden, weil ich Hunger hatte.« Er schwang sich in den Sattel und nahm den Zügel von Ang’hars Pferd.
Sie ritten langsam und leise nach Süden; bald trieb Barakuda sein Pferd an. In einem großen Halbkreis galoppierten sie zunächst nach Osten, dann nach Norden. Als die Pferde müde wurden, ließ Dante sie in Schritt fallen. Lange vor Sonnenaufgang überquerten sie den kleinen Bach und erreichten die von Buschwerk umgebene Baumgruppe.
Sie ließen die Pferde saufen und rauchten einige Zigaretten. Gerames spekulierte laut über Ang’har, seine Motive und seine Freunde. Die Steppe in der Nähe des Gebüschs war leer.
Im Morgengrauen ging Barakuda zu einer Stelle, von der er Drei-Bleiche-Schwestern sehen konnte; Gerames beobachte te die Steppe nördlich des Bachs.
Bei den Hügeln stieg Rauch auf – Zeichen für ein Lager. Gerames pfiff leise. »Da vorn ist was«, sagte er, als Dante zu ihm trat.
»Wo?«
»Da drüben. Jetzt nicht mehr, aber eben habe ich eine Bewegung gesehen.«
Plötzlich hörten sie von den Hügeln her Schüsse. Baraku da fluchte.
»Banditen«, sagte er, »oder Matriarchinnen. Oder der Sa tan persönlich.« Er schaute in den naßblauen Morgenhimmel und schrie: »Warum wollt ihr diese verdammte Welt mit aller Gewalt zerstören? Reicht es nicht aus, daß man wie ein Wurm von allein krepiert, sobald es an der Zeit ist? Ich möchte einfach wieder durch die Steppe reiten können und sicher sein, daß, wenn mich etwas trifft und tötet, es nur ein Pfeil ist. Ich bin wählerisch geworden; ich hasse diese zischenden Bleikugeln. Die elf Götter von Sa’orq und der Große Fisch sollen euch alle in Schlangengalle ertränken!«
Er war übermüdet und überaus wütend. Gerames klopfte ihm auf die Schulter; Barakuda erkannte echte Besorgnis in seinem Gesicht.
»O Bruder«, sagte er aufatmend, »keine Sorge, ich bin schon wieder in Ordnung.«
»Trotzdem danke für die Vorstellung«, sagte Gerames grinsend. »Ich schätze …«
Er verstummte abrupt. Zwischen den Büschen tauchten zwei Köpfe auf. Barakuda seufzte erleichtert.
»Avlok«, sagte er, »Gatvas – ich bin glücklich, euch zu sehen. Woher kommt ihr?«
Die beiden jungen Shil sahen erschöpft aus und zogen ih re Pferde hinter sich her.
»Wir haben diese Abkömmlinge obszöner Schleimpflanzen verfolgt«, sagte Avlok. Er spie aus. »Sie sind blind und dumm. Ihre Mütter hätten sie bei der Geburt in ein Jauche faß werfen sollen.«
Barakuda lachte. »Wo hast du Saravyi getroffen?«
Avlok zuckte zusammen. »Woher weißt du …?«
Dante winkte ab. »Ich kenne ihn und weiß, wie anstec kend seine Reden sind. Du bist zu jung, um selbst auf so etwas zu verfallen.«
Gatvas lachte. Sein graues Gesicht erzählte, daß er seit Tagen nicht geschlafen hatte.
Avlok berichtete knapp. Gerames lauschte und beobachtete gleichzeitig die Hügel, wo noch immer ohne sichtbaren Grund Karabiner knatterten.
Avlok war von McVitie in der Steppe abgesetzt worden und hatte bei einem der Treffpunkte, die Barakudas Agenten untereinander abgesprochen (und wo sie Depots mit den wichtigsten Dingen eingerichtet) hatten, Gatvas getroffen. Sie hatten Gerüchte gesammelt, aus denen keine handfesten Informationen zu machen
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