Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan
sich wortlos. In diesem Augenblick hörte Barakuda ein leises Summen. Er wandte sich um. Ein nicht weit entfernt sitzender Bandit sah betont gleichgültig drein. Dante winkte einigen Shil.
In der Innentasche der Jacke fand Barakuda das Funkge rät. Es summte wieder. Gedankenvoll nahm er es in die Hand und aktivierte den Empfänger.
»Ja?« sagte er unverbindlich auf banyashilgu.
»Bist du das, Mirekhi?« Die Stimme war rauh und schien aus weiter Ferne zu kommen.
Barakuda erkannte sie. Er räusperte sich und sagte auf ga laktein: »Nicht direkt, Nobrega. Mirekhi steht neben mir, ich habe ihm das Gerät gerade abgenommen. Barakuda.«
Nach einer winzigen Pause kam ein dröhnendes Lachen aus dem Gerät. »Ah, Barakuda«, sagte Großer-Töter alias Schwarzbart alias Nobrega. »Hast du wieder Spaziergänger überfallen?«
Barakuda sagte nichts.
Nobrega schwieg; er schien zu überlegen. Dann sagte er: »Nun ja, früher oder später war das unvermeidlich. Zu deiner Information: Du sprichst mit dem künftigen Generalgouverneur. Ich werde dich entlassen, wenn es soweit ist. Hoffentlich wird dich vorher die Hölle verschlingen. Wenn nicht, werde ich mir für dich eine besonders raffinierte Methode ausdenken, um dich an diesen warmen Ort zu be fördern.«
Barakuda klickte mit der Zunge. »Ich zittere, Großer-Töter«, sagte er. »Wieviel Lebenszeit verbleibt mir noch, daß ich die Kunst lerne, dich anzubeten? Oder bist du nicht Gott?«
»Welcher Gott?«
»Gott Lubangi.«
»Wer ist Lubangi?«
»Im Herzen des Südkontinents«, sagte Barakuda laut und auf banyashilgu, so daß die umstehenden und umsitzenden Shil einschließlich der Banditen es hören konnten, »gibt es einen Ort namens Langlava. Zum Pantheon der lokalen Göt ter gehört Lubangi; er ist aufdringlich und größenwahnsinnig und gilt als Inbegriff der Lächerlichkeit. Man pflegt ihn als Schmeißfliege und Kotfresser darzustellen.«
Nobrega schaltete wortlos ab.
Sarela, Dante und Saravyi gingen zu einer Gruppe kleiner Felsbrocken, für eine Art Kriegsrat. Ein Blick in das Gesicht der jungen Leutnantin hatte Barakuda gezeigt, daß die Gouverneurin sich zu dem gleichen Vorgehen durchgerungen haben mußte, das er seit Tagen abwechselnd auskalkulierte und dann wieder für irrsinnig hielt. Und daß Lydia Hsiang neben dem Hauptteil des Plans auch etliche Einzelteile ähn lich wie er konzipiert haben mußte; andernfalls hätte sie Sarela McVitie nicht eingeweiht. Und das Gesicht der jun gen Frau zeigte deutlich, daß sie wußte.
Saravyi lehnte sich mit geschlossenen Augen an einen Felsen. »Wie geht es der Hüterin von Cadhras?« fragte er.
In diesem Moment erst erinnerte Barakuda sich daran, daß der alte Mann bereits vor vielen Zehntagen die Gouver neurin immer Hüterin genannt hatte. Als habe er testen wol len, ob Barakuda im Besitz bestimmter Informationen sei. »Des halb also«, sagte Dante erstaunt.
Saravyi hob die Achseln. »Natürlich. Aber damals hast du nicht reagiert. Wieso jetzt?«
Barakuda seufzte und berichtete in knappen Worten von dem zufällig gefundenen Buch. McVitie schwieg. Saravyi warf einen Blick zu den anderen hinüber. »Der lange Mann dort?« Er deutete mit dem Kinn auf Gerames.
»Ja. Was hättest du gemacht, wenn dieser Zufall nicht eingetreten wäre?«
»Es gibt mehrere Möglichkeiten.« Der alte Mann blickte in die menschenleere, graugrüne Steppe und blinzelte. »Ich hätte dir, spätestens bei diesem Treffen hier oder sonst bei nächster Gelegenheit mit Hilfe der Funkgeräte deiner Kundschafter, die nötigen Dinge erzählt.«
»Und wenn ich nichts davon hätte wissen wollen?«
Saravyi verschränkte die Arme. Seine Augen bohrten sich in die Barakudas, und der Blick war eisig und sehr weit weg. Unter der Maske des verschmitzten alten Mannes sah Dante für Sekundenbruchteile erstmals jenen Saravyi, den die Fürsten und die Heiler der Shil respektierten. »Es gibt gewisse Erzeugnisse meiner Vorfahren«, sagte Saravyi tonlos. »Erinnerst du dich an die hübschen Kästchen?«
Dante nickte nur. Wie hätte er die unheimlichen Hyperkästchen je vergessen können?
Sarela hockte vor ihnen auf dem Boden und blickte zwi schen den Männern hin und her. Bei Erwähnung der Kästchen riß sie die Augen weit auf.
Saravyis Blick senkte sich zu ihrem Gesicht; er lächelte. »Du wirst dies vergessen, meine liebe Tochter«, sagte er. Der Ton war sanft, aber er ließ keine Widerrede zu.
»Darüber reden wir später«, knurrte Barakuda. Ihn
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