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Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Titel: Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Sarg, den man schüttelte und mit dröhnenden Brocken bewarf; später wurde eine Kiste daraus, in der er lag, gefesselt und geknebelt, und die sich bisweilen bewegte. Es war eine gleitende Bewegung, wenn überhaupt, aber meistens herrschte Ruhe und Stille. Gelegentlich hörte er Stimmen, aber sie waren weit entfernt, und er konnte weder etwas verstehen noch sagen, ob es sich um Frauen oder Männer handelte, noch, in welcher Sprache sie redeten. Er glaubte zu ersticken, aber von irgendwoher kam Luft in den Sarg. Sein ausgestreckter gefesselter Körper gehorchte ihm nicht; als die Kiste sich mit seinen eigenen Ausscheidungen füllte, bemerkte Vlad, daß er nackt war. Dann versank er wieder in die bizarren Träume, in denen er von monströsen lebenden Steinen verfolgt wurde, die sich zu Gallertklumpen wandelten.
    Einmal, vielleicht auch häufiger, wurde die Kiste geöff net; dann sah er einen Sternenhimmel und mehrere undeutliche Gestalten. Sie verbanden ihm trotz der Dunkelheit die Augen, holten ihn aus dem Sarg, reinigten und fütterten ihn schweigend. In dem Wasser, das sie ihm einflößten, mußte eine Droge sein, denn er schlief wieder, noch ehe man ihn in den Sarg zurücklegte.
    Wie oft dies geschah, konnte er nicht sagen. Vielleicht war es nur einmal geschehen und er hatte mehrere Wiederholungen geträumt; ohnehin waren seine Träume repetitiv. Er besaß keinerlei Zeitgefühl. Kurz vor dem Offnen des Sargs hatte er sich an seinen Namen erinnern können und an Barakuda und Learoyd und Bu’ndai gedacht; dann trank er von dem Wasser und zog sich unter eine dumpfe, klebrige Schicht zurück, die alle Eindrücke fernhielt, einschließlich der inneren. Irgendwann holten sie ihn wieder aus der Kiste, fütterten ihn, flößten ihm dieses seltsame und seltsam schmeckende Wasser ein, streiften ihm einen Kittel über. So fühlte das Kleidungsstück sich an – ein Kittel oder Poncho, aus einem Stück. Erst als er den rauhen Stoff auf der Haut spürte, wurde ihm bewußt, daß er vor Kälte geschlottert hatte.
    Er dämmerte wieder ein. Er lag auf einem Karren und wurde hin und her geschleudert. Er konnte sich nirgendwo anklammern, denn seine Arme und Beine waren noch immer gefesselt. Er sah nichts, die Augen waren verbunden. Aus den Bewegungen des Karrens schloß er, daß man über steile, holprige Bergstraßen fuhr. Er hörte die Hufschläge von Pferden. Dann mußte er erneut von dem Wasser trinken und verlor die Fähigkeit, Schlüsse zu ziehen.
    Man brachte ihn zu einem Ort, an dem es Mauern und hölzerne Böden gab. Es war kalt, aber es gab auch Feuer und Betten. Und heiße Bäder. Er fand sich entsetzlich abgemagert und verwahrlost, soweit er dies mit den tastenden Händen feststellen konnte, als man die Fesseln vorübergehend löste. Er erhielt feste Nahrung, die er nur mühsam bewältigen und kaum bei sich behalten konnte. Auch diese Speisen schienen Drogen zu enthalten; er hielt sich nun un ausgesetzt in einem Zwielicht auf, das ihm Denken und äußere Wahrnehmung unmöglich machte. Etwas tief in ihm registrierte die Einstiche von Kanülen, eine kleine Operati on. Halbwach kam er zu sich, lag in einer gemauerten Zelle, auf einer Pritsche, unter Decken. Allmählich wurde er klarer. Die Zelle verdunkelte sich; das Licht fiel durch einen Schlitz knapp unter der Decke. Draußen schien es Abend zu wer den. Die schwere Holztür öffnete sich knirschend. Er richte te sich auf und starrte den drei maskierten Männern entgegen. Zwei hielten ihn fest, er war zu jeder Gegenwehr zu schwach. Der dritte murmelte etwas, betastete ihn und stieß ihm eine Kanüle in die linke Ellenbeuge. Danach ließen die beiden anderen ihn los; die Männer gingen, schlossen die Tür hinter sich. Er lag schwach und hilflos und fühlte, wie von seinen Füßen, die in unendlicher Höhe über dem Kopf zu schweben schienen, Eisschollen durch seinen Körper herabtrieben, Packeis zu bilden begannen.
     
    *****
     
    Drei Tage nach dem Messerkampf ging Terence Learoyd morgens von Lerios Wohnung zum Gasthaus. Dort traf er den Taucher an, der Barakuda und Oubou gesucht hatte.
    »Ich habe am Abend, bevor die beiden verschwanden, wie ich jetzt weiß, mit ihnen verhandelt«, sagte der Shil.
    »Woher weißt du, wo du mich findest?« fragte er.
    Der Taucher sah ihn abschätzend an. »Deine Freunde ha ben gesagt, sie seien im Gasthaus. Ich bin gleich hergekommen, und eben erst hat mir der Wirt erzählt, was geschehen ist. Und daß es einen dritten Cadhrassi hier

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