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Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Titel: Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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gestohlen und früh morgens auf See gesichtet worden sei, als es zu den Atollen und Inseln segelte. Terence geleitete Lerio zu ihrer Wohnung und verschwand wieder, unter dem Vorwand, er wolle noch einmal kurz ins Gasthaus.
    Er näherte sich dem Nordende des Kais mit großer Vorsicht, durch eine Seitengasse. An der angegebenen Stelle erwartete ihn eine Gestalt mit verhülltem Gesicht. Eine Männerstimme sagte auf Galaktein, mit einem undefinierbaren Akzent: »Hier bin ich, Cadhrassi!« Dabei breitete der Mann die Arme aus und zeigte die Handflächen als Zeichen, daß er keine Waffe trug.
    Learoyd trat zögernd näher. »Wo ist Barakuda?«
    Der Mann lachte dumpf unter dem Gesichtstuch. »Er lebt«, sagte er. »Der andere auch. Wenn dich das beruhigt, Cadhrassi.«
    Einen Augenblick lang fühlte Terence sich erleichtert. Die Erleichterung war stärker als die Vorsicht. Der Mann vor ihm ließ die Arme sinken; aus der Dunkelheit sprangen zwei Gestalten.
    Learoyd sah sie beinahe zu spät. Er schleuderte das kurze Messer auf die linke der beiden Gestalten; mit der gleichen Bewegung riß er den langen Dolch aus der Scheide. Stahl klirrte auf Stahl, als er in der Luft den Stoß des Mannes auffing, der von rechts gekommen war. Der Vermummte wich dem zweiten aus, der langsam zusammenbrach. Learoyd stieß seinem Gegner das Knie in den Unterleib, packte mit der Linken nach der Messerhand, preßte sie zusammen.
    Mit einem Aufschrei sackte der Mann vornüber; das Messer klirrte zu Boden, und im Licht der Hafenlaternen sah Learoyd die gebrochene Hand, die beinahe einen rechten Winkel mit dem Arm bildete. Der Vermummte sprang ihn an, trat ihn in die Brust. Terence fiel auf den Rücken, entging durch eine Drehung dem niederfahrenden Messer, stach selbst noch in der Drehbewegung zu und fühlte Widerstand. Der Vermummte stöhnte auf, hielt sich die Hand. Learoyd kam wieder auf die Beine; sein Gegner ließ die Wunde los, wechselte das Messer in die Linke und duckte sich.
    In der Nähe wurden Stimmen und Fußtritte laut. Der Vermummte bewegte den Kopf, blickte zum Kai. Terence wich zurück, tänzelnd, bis er im Rücken eine Hauswand spürte. Sein Gegner folgte vorsichtig. Learoyd duckte sich unter einem zu hoch angesetzten Stoß, das Messer ließ an der Hauswand Funken regnen. Terence stieß dem Mann den Knauf in die Achselhöhle und griff nach dem Kopftuch.
    In der Nähe flackerte Licht auf. Der Mann mit dem gebrochenenen Gelenk hatte sich aufgerafft; auch er schien beidhändig mit dem Messer umgehen zu können und attac kierte Terence. Learoyd stieß den Vermummten von sich, dessen Tuch er in der Hand behielt, ließ sich schräg nach vorn fallen und streckte sich unter dem Messer des Gegners in einen aufwärts geführten Stich.
    Um die Ecke bogen Fischer mit Laternen. Learoyd blickte dorthin, wo der Mann, der ihn angeredet hatte, eben wieder auf die Beine kam. Blut rann aus der Hand, wo Learoyds ungezielter Stich den kleinen und den Ringfinger abgetrennt hatte. Das Gesicht war verzerrt; mit einem halblauten Fluch sprang der nicht länger Vermummte in die Dunkelheit und verschwand. Learoyd kam auf die Beine und rannte hinterher, fand ihn aber nicht. Langsam ging er zurück zum Kai. Dabei bemühte er sich, jede Einzelheit des Gesichts fest in seinem Gedächtnis einzugravieren. Ein hellbraunes Gesicht, das Gesicht eines Cadhrassi. Oder vielleicht eines Anar-choVegetariers. Jedenfalls weder ein Shil noch ein Mischling.
    Die Fischer beugten sich über die beiden Toten. Beide waren Mischlinge. Erst jetzt sah Terence, daß einer der Fischer eine Fischerin war, Lerio. Sie blickte ihn vorwurfsvoll an.
    »Trottel«, sagte sie. »Wenn du etwas gesagt hättest – wir hätten sie lebend fangen können. Warum hast du das allein gemacht?«
    Terence zuckte mit den Achseln. Er fühlte sich zerschlagen und verwirrt, wütend und gleichzeitig apathisch. Er preßte die Lippen zusammen und zog das lange Messer aus der Brust des Mannes, der vor ihm lag. Einer der Fischer reichte ihm Barakudas kleines Messer; er hatte es bereits abgewischt.
    »Ich weiß nicht. Ich wollte keinen hineinziehen. Außerdem konnte ich nicht wissen …« Dann schüttelte er langsam und lange den Kopf, ohne jemanden anzusehen. »Aber was soll das alles?«

 
10. Kapitel
     
    Vlad Oubou erwachte nicht wirklich; es war ein fortgesetzter Albtraum mit wenigen Stellen, an denen das Gewebe des Irrealen sich ausdünnte und äußere Eindrücke gefiltert durchsickern ließ. Er war in einem

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