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Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Titel: Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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die so zwischen vorspringenden und zurückweichenden Wänden verkeilt schienen, daß nur ein artistischer Navigator sie ohne Schiffbruch anlaufen konnte. Auf der Basisebene des nächstschwimmenden Gebäudes ragte versetzt wie die zweite Stufe einer Pyramide ein beinahe ovales Stockwerk in den Himmel, versehen mit dreieckigen Fenstern und runden Türöffnungen, umgeben von einer unebenen Terrasse, auf der vielleicht Möbel, vielleicht Koralltrümmer standen, über die große Fischernetze zum Trocknen gebreitet waren. Auf der ovalen Etage thronte ein rosa Quader, der keinerlei Öffnungen aufwies. Eine unbebaute Meergasse von etwa dreißig Metern trennte dieses vom nächsten Gebäude, das keine geraden Kanten besaß; die zackigen Wände lehnten nach außen und endeten in stilisierten Schwertern und Blüten, von denen Strickleitern baumelten. Es schien keine andere Möglichkeit zu geben, dieses Korallkastell zu betreten. Hinter den Schwertern und Blumen dehnte sich eine Plattform aus, die poliert und eben war und in einer wahnsinnigen Wucherung von Flächen, Kurven, Kuben, Wülsten und Nadeln endete. In diesem Aufbau wirkten rechteckige Türen und quadratische Fenster schlicht absurd.
    Keines dieser zigtausend Gebäude glich einem anderen. Die jüngeren äußeren waren sämtlich Variationen zum Thema Schachtel – Quader, dreidimensionale Verbindungen von Rhomben und schiefen Ebenen, Trapeze mit durchhängenden Dächern. Die großen Kastelle in der Mitte erhoben sich in aufeinandergetürmten Blöcken wie düstere Fragmen te eines erstarrten, von Riesenfäusten zerbrochenen und von den Zuckungen eines kranken Planeten sinnlos aufgeschichteten Lavastroms in allen Schattierungen von Rosa.
    Learoyd kratzte seinen rostroten Kopf. »Ich hätte nie geglaubt«, sagte er, »daß Rosa finster und bedrohlich sein kann. Ob es da drin viele Leute mit Glatze gibt, die mich sofort zum Oberkorsaren wählen würden?«
    Seine unsinnige Rede löste die Spannung. Die Leute lachten leise. Sarela warf Terence einen dankbaren Blick zu.
    »Das müssen mehrere hunderttausend Menschen sein«, sagte sie. »Wie sollen wir hier eine bestimmte Person finden?«
     
    Die Pilotin manövrierte den Gleiter neben eines der größeren Segelschiffe, das in einer Art Binnensee lag, umgeben von Riesenburgen. Frauen und Männer entluden eine Fischladung. Der Gleiter schwebte in Höhe der Bordwand.
    Die Korallkorsaren warfen ihnen flüchtige, desinteressier te Blicke zu und arbeiteten weiter. Sarela runzelte die Stirn und gab kurze Anweisungen.
    Der Gleiter legte schwebend an der Bordwand des Schiffes an; vier Frauen sprangen hinüber, packten den ältesten der Korsaren und schleppten ihn zum Gleiter. Die anderen Frauen und Männer ließen sofort ihre Lasten fallen, stießen Wutschreie aus und griffen zu langen Entermessern und Bogen.
    Die Pilotin ließ den Gleiter schnell steigen; Schiff und Wasserfläche blieben zurück.
    Der alte Korsar wirkte gelassen. Er saß mit verschränkten Armen auf einer Bank und musterte die Gesichter und die Ausrüstung.
    »Warum wollt ihr nicht mit uns reden?« fragte Sarela.
    Der Mann hob die Achseln. »Warum sollten wir?«
    »Aus Neugier oder Höflichkeit.«
    »Wir leben mit dem Wasser, und das Wasser gehört uns«, sagte der Alte stolz. »Was in der Luft vorgeht, ist bedeutungslos.«
    »Und wenn wir mit einem Boot gekommen wären?«
    Der Korsar spuckte aus. »Dann hätten wir euch gefangen und verkauft.«
    »Ihr hättet also auch dann nicht mit uns geredet?«
    »Wir hätten euch Befehle erteilt, soweit es nötig gewesen wäre.«
    Sarela nickte nachdenklich. »Also was aus der Luft kommt ist euch gleichgültig; mit den Leuten an Land macht ihr Geschäfte, und was auf dem Wasser schwimmt, gehört euch. Wie kann man denn überhaupt mit euch reden?«
    Der Alte grinste. »Indem man uns zwingt. Wie du es ge tan hast, Frau aus Cadhras.«
    »Du weißt, woher wir kommen?«
    Er machte eine geringschätzige Handbewegung. »Daß wir auf dem Wasser leben, heißt nicht, daß wir nicht wüßten, wie die öden Teile der Welt beschaffen sind.«
    »Wir suchen zwei Männer.«
    Der Alte grinste wieder. »Du hast doch« – er blickte die Besatzung an – »fünf Männer an Bord. Mit mir sechs. Wieviel willst du denn noch?«
    Sarela lächelte; einige der Leute lachten. »Wir suchen zwei bestimmte Männer, die vor einigen Tagen aus Bu’ndai verschleppt worden sind und wahrscheinlich zu euch gebracht wurden.«
    »Das kann sein, aber davon weiß ich

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