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Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Titel: Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Station führte nur eine Spur fort. Dann fiel ihm ein, daß die Förderkörbe Schienen aufwiesen. Vermutlich wurden aus dem Kopf bahnhof am Berg bei Bedarf Wagen hochgebracht. Er zöger te, entschied sich dann gegen ein längeres Frühstück mit dem Bewohner des Hauses. Learoyd steckte eine Münze in den dafür vorgesehenen Behälter der Station und legte seine Ta sche in den vorderen Wagen.

 
22. Kapitel
     
    Sekunden nach dem Sonnenaufgang war die glatte Ebene des Lysangrischen Ozeans von einem Kupferfirnis bedeckt, und die Frühlingsbrise schien milder. Es war, als nähme die Luft Farben auf und gäbe sie gefiltert und neu gruppiert weiter.
    Der alte Mann auf der Terrasse bewegte sich, zwinkerte dem Diener zu, der dampfende Brühe in einem schweren Becher brachte. Die Augen waren hell und wach zwischen den tausend Falten und Runzeln.
    »Du brauchst nicht zu schleichen, Freund«, sagte Saravyi. »Ich habe nicht geschlafen. Manche Nächte sind zum Den ken da, vor allem, wenn man zu alt ist, um sie mit anderem als seinen Gedanken oder Träumen zu teilen.«
    Der Diener lächelte. Er war jung, Sohn einer der großen Familien von Kelgarla, und leistete seinen zweijährigen Gemeinschaftsdienst im Palast ab.
    Am anderen Ende der Terrasse klang Musik auf. Es war ein altirdisches Stück. Die Königin liebte exotische Musik wie die von Bach; der Resident des Gouvernements versorg te sie regelmäßig mit neuen musikubes und Batterien.
    »Die Herrin erwacht«, sagte Saravyi. Er nahm einen Schluck von der Brühe. »Dann darf auch Shalga steigen.«
    Die Sonne erhob sich langsam über das Meer. Hinter den verzierten Türen aus Eisenholz und Kristall wurden Vor hänge beiseite geschoben.
    Der Palast lag nördlich der Stadt in den Felsen, direkt über dem Meer. Er war aus orangefarbenem Naturstein gebaut, schlicht und weitläufig. Im Inneren endete die Schlichtheit in unentwirrbaren Gangknäueln und grell ausgeschmückten Sälen jeder denkbaren Form. Die Palastküche war rechtec kig; der große Konferenzsaal rund, der kleine oval. Das Archiv befand sich in mehreren sechseckigen Räumen, das Schlafgemach der Königin hatte den Grundriß eines Karos. Die Terrasse – eigentlich war es eine Serie von Terrassen – be stand aus gleichseitigen Dreiecken, deren Spitzen über das Meer ragten; es gab keine Brüstung (»einer lebensmüden Königin soll nimmer der Große Sprung verwehrt sein«), doch waren die Dreiecke durch kleine Stege verbunden, die die Mittelpunkte der Seiten berührten und mit den vielfarbi gen Mosaiken der Dreiecksflächen, den Schnittpunkten der Lote und dem blaugrünen Hintergrund des Meeres ein Lehrstück der Geometrie schienen.
    Der junge Diener erstarrte, als die Königin verschlafen auf die Terrasse trat. Aus der geöffneten Doppeltür dröhnte terranische Musik.
    Varanira zwinkerte der Sonne zu und rieb sich die Augen. Die Herrscherin war Mitte Dreißig; ihre gebleichten weißen Haare ringelten sich wie Maden dem Tag entgegen. Den beinahe kugelförmigen Leib hatte Varanira in ein Gewand von der Farbe blutiger Orangen gehüllt.
    »Ah«, sagte sie. »Der edle Greis ist bereits wach, wie?« Sie trat zu Saravyi, der ihr lächelnd entgegensah und in sei nem bequemen Sessel liegenblieb.
    »Deine Träume sollen gewesen sein wie Flaumwölkchen im Morgenrot«, sagte er, »und dein Schlummer leicht wie der Herzschlag eines Kolibris, o Fürstin.« Neben irdischer Musik liebte Varanira auch exotische Tiere.
    Die Königin klatschte in die Hände und deutete auf einen Korbsessel. Der Diener stellte ihn neben Saravyi.
    Varanira ließ sich hineinfallen. »Ächz nicht so, dummes Stück«, sagte sie. Dann beugte sie sich vor und schnupperte an Saravyis Becher. »Ha, ba, ba«, machte sie. »Brühe so früh? Furchtbar. Mein übliches Frühstück, Söhnchen!«
    Der Diener lächelte und verschwand. Varanira sah seufzend auf das Meer hinaus. Saravyi schlürfte lautstark und steckte sich eine der monströsen Zigaretten in den Mund, die er im Lauf der Nacht gedreht hatte.
    Varanira warf ihm einen mißbilligenden Blick zu. »Natürlich will und kann ich einen gelehrten Gast nicht daran hindern, zu rauchen, bevor ich gefrühstückt habe. Aber muß es denn sein?«
    »Herrscherin des Südens«, sagte Saravyi sanft, »es muß.« Er entzündete das Machwerk.
    Varanira verfolgte den aufsteigenden Rauch mit den Au gen. »Ei ja«, sagte sie leise. »Es gibt Schlimmeres.«
    Zwei Dienerinnen brachten Tabletts. Varanira hatte eine entschiedene

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