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Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Titel: Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Gefällstrecke. Sie schien kein Ende zu nehmen, führte Kilometer um Kilometer den Hang eines tief eingeschnittenen Flußtals hinab. Unter sich sah Learoyd Pfahldörfer und auf dem Wasser vereinzelte Nachen. Immer noch fiel die Strecke; der leichte Wagen begann zu rütteln, das Tempo mußte inzwischen über 100 km/h betragen. Dann führte die Taggabahn in einer eleganten Schleife aufwärts, der Wagen überwand einen Kamm, der Fluß blieb zurück.
    Learoyd blickte durch das Bugfenster. Vor ihm ragte eine steile Felswand auf, rötlich im Sonnenuntergang. Der Wa gen wurde langsamer und rollte schließlich in eine überdachte Station am Fuß des Berges.
     
    Morgens bedankte Terence Learoyd sich bei dem alten Shil für das Nachtlager im Haus neben der Station, für Essen und Trinken, vor allem für Informationen. Dann schulterte er seine Tasche und machte sich an den langen Aufstieg. »Gutes Training«, murmelte er mit zusammengebissenen Zähnen. Es gab ein kompliziertes, vielfach abgesichertes Transportsystem zur Beförderung von Lasten oder größeren Reisegruppen; für einen einzelnen rüstigen Mann mit geringem Gepäck war es jedoch zu aufwendig, wie der Hüter der Bergräder versicherte. Learoyd gab ihm recht. Während er die flachen Stufen in Angriff nahm, um die 1400 Meter Höhenunterschied zu überwinden, hatte er genug Gelegen heit, das System zu betrachten. Und nachzudenken.
    Die Westseite des graubeigen Berges war entweder von Natur aus oder durch Bearbeitung vor nicht abschätzbarer Zeit abgeschrägt und längst nicht so steil wie sie aus der Ferne wirkte. Dennoch war der Aufstieg über die in den Fels gehauenen, ausgetretenen Stufen auch für einen rüstigen Mann beschwerlich.
    Nachts hatte Learoyd vom Hüter der Bergräder erfahren, wie die Zugvorrichtungen an den Steilstrecken der Taggabahn funktionierten.
    Unter der eigentlichen Bahnstrecke verlief ein schräger Schacht, in dem auf Rollen ein riesiger Felsblock lag. Sein Gewicht reichte aus, um einen vollbesetzten Wagen langsam bergauf zu ziehen – wenn nicht, mußten eben einige Passagiere aussteigen. Auf dem jeweiligen Gipfel angekommen verließ der Wagen das Zieh-System, gewann freilaufend bergab Geschwindigkeit und hakte sich ins zweite, ins Schlepp-System auf der anderen Seite ein. Auch dort gab es einen unterirdischen Schacht, in dem über einige gegeneinander versetzte Zahnradkreise fünf kleinere Steine nacheinander durch das Gewicht des abrollenden Wagens gehoben wurden. Zusammen waren sie schwerer als der Felsblock der Gegenseite, konnten jedoch einzeln den Wagen nicht völlig bremsen. Die Gefällstrecke reichte aus, um alle fünf an die Schachtspitze zu heben. Wenn der letzte oben war, löste er beim Anschlagen eine weitere Arretierung aus. Die fünf kleineren Brocken rollten dann wieder den Schacht hinab und zogen dabei den großen Felsen auf der anderen Seite hoch.
    Die Hebestrecke hier am Berg funktionierte nach einem ähnlichen Prinzip. Es gab 15 Abschnitte vom Fuß zum Gipfel. In jedem Abschnitt liefen gesicherte Stahltrossen um ein Boden- und ein Kopfrad; an einer Seite befand sich ein Transportkorb, an der anderen ein schwerer verketteter Felsbrocken; beide liefen in Stahlschienen am Berg. Nicht voll besetzte Körbe mußten abgebremst werden. Hatte der Fels den Korb 80 Meter gehoben (die tatsächlich zurückgelegte Strecke war größer, wegen der Schräge des Hangs), stiegen die Passagiere mit ihren Packen in den nächsten Korb um.
    Die sanfter abfallende Südseite des Bergs bestand vor allem aus Bergweiden. Es gab mehrere P’aodhu-Herden, die sich zum Gipfel hinaufgrasten. Oben wurden die zottigen Tiere bei Bedarf in den Korb gepfercht; ihr Gewicht reichte aus, das System umgekehrt zu bewegen, die Steine wieder hochzuziehen. Wenn die Rinder unten angekommen waren, wurden sie erneut auf die Bergweide gebracht. Der Hüter der Bergräder hatte die Tiere mit einem Namen belegt, den Learoyd sich leicht grinsend mit Orbitbullen übersetzte.
    Als er den Gipfel erreichte, war er total ausgepumpt. Hier befand sich, fast zweieinhalbtausend Meter über dem Meer, die nächste Station der Taggab ahn. Unterhalb der überdachten Halle, in der zehn Wagen standen, sah er ein Wohnhaus mit Gemüsegarten und kleiner Quelle, darunter wiederum eine ausgedehnte Weide mit mindestens dreihundert P’aodhus, aber auch Pferden und zahmem Hochlandwild. Einen Au genblick lang zerbrach er sich den Kopf darüber, woher die Wagen kommen mochten, denn von dieser

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