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Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Titel: Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Vorliebe für exotische Genüsse. Auf einem der Tabletts stand eine Kanne aus hauchdünnem Pharlit, ein Geschenk der Gouverneurin zu Cadhras; darin dampfte sü ßer Kakao, importiert von der alten Erde. Die Mädchen entluden die Tabletts. Kakao, Pharlitgeschirr, Berge von Gebäck, Fettkringel, heiße Pfannkuchen mit Rosinen aus dem Commonwealth, kandierte Früchte.
    Varanira begann konzentriert mit der Nahrungsaufnahme. Saravyi schaute ihr bewundernd zu. Schließlich seufzte die Herrscherin, wischte ihre Hände am unförmigen Gewand ab und lehnte sich zurück.
    »Ah«, sagte sie. »Ah ja.«
    Saravyi nickte. »Alle Tage ist es eine Freude, dir zuzuschauen.«
    Varanira faltete die Hände über dem Bauch und blinzelte; sie streckte die Beine aus, wackelte mit den bloßen Zehen und gähnte. »Wenn ich schon all meine Kraft dem Amt op fere – soll ich dann auch noch hungern? – Söhnchen!«
    Der Diener erschien und blieb neben ihr stehen, stumm.
    »Wir brechen in einer Stunde auf«, sagte Varanira. »Stell die Musik in meinem Schlafgemach ab; es ist der grüne Knopf. Dann sorge dafür, daß meine Zofen alles bereitlegen. Ich werde in wenigen Minuten kommen.«
    Sie sah ihm hinterher und wandte sich Saravyi zu. »Ach ja, dieser Gang«, sagte sie wehmütig, »und die Hüften. – Hast du eine Entscheidung gefällt, alter Mann?«
    Saravyi nickte.
    »Und wie sieht sie aus, deine Entscheidung?«
    Saravyi breitete die Arme aus, als wolle er die Welt oder die Fürstin umarmen. »Ich habe keine Lust«, sagte er.
    Varanira verzog schmollend den Mund. »Ich weiß, daß es langsam gehen wird. Die Garde kann nicht schneller reiten als die Pferde meinen Eisenkarren ziehen. Aber du alter Mann kannst doch ohnehin nicht mehr galoppieren wie ein Jüngling.«
    »Das ist wahr«, gab Saravyi zu. »Aber besser als ein sol cher jederzeit.« Mit einer geschmeidigen Bewegung streifte er die Decke ab und stand auf.
    »Und wer«, fragte die Königin, »wird an meiner Seite sein und mir raten im Gemetzel?«
    Saravyi zuckte mit den Schultern. »Wenn es zu einem Gemetzel kommt, Varanira, weißt du selbst am besten, was zu tun ist. Die Heiler haben dich vorgeschlagen, das Volk hat dich gewählt, und zehn Jahre hast du prächtig regiert. Du bist das Bollwerk des Südens.«
    Varanira kicherte. »Ein breites Bollwerk, das stimmt. Aber was wirst du tun, Vater? Was wäre aus dem Norden geworden, ohne deine Hilfe? Glaubst du, Tremughati und Gortahork hätten es ohne dich geschafft?«
    »Tremughati ja, Gortahork nein.« Saravyi grinste. »Au ßerdem hatten sie viel Hilfe – die Gouverneurin Lydia und, nicht zu vergessen, Dante Barakuda.«
    Varanira stemmte die Fäuste auf die gerundeten Hüften. »Und wir haben diese Hilfe nicht, also brauche ich dich um so mehr.«
    Saravyi nickte. Sein Gesicht wurde ernst, aber das Lauern blieb. »Du wirst meine und die Hilfe vieler Menschen ha ben, Fürstin.«
    »Wie das?« Varanira blickte ihn aufmerksam an.
    Saravyi hustete. »Nun, da du alle Anweisungen gegeben hast und nicht mehr zurück kannst, will ich es dir sagen.« Er beugte sich vor und sprach leise. »Ich werde hinabstei gen. Die Heiler der Berge sagen, die Wege seien in gutem Zustand.«
    Varanira schwieg fast eine Minute. »Ach ja«, sagte sie dann. »Und was willst du dort unten?«
    »Du weißt, daß ich nicht zum ersten Mal hinabsteige.«
    Varanira nickte. »Ich weiß, daß du seit sechs Jahrzehnten die alten Geheimnisse über und unter der Erde erforschst. Wohin willst du, und wozu?«
    »In den Bergen bei Sa’orq gibt es eine Gruppe von Hei lern. Ich habe sie – ihre Meister, genauer – vor fünfzig Jahren etwas gelehrt, was ich zunächst selbst enträtseln und lernen mußte. Nun ist es an der Zeit, es anzuwenden.«
    Die Königin seufzte. »So lange Jahre … Hast du all dies vorbereitet, damit du es eines Tages einsetzen kannst?«
    »Bläser und Speier«, sagte Saravyi wie nebenher.
    Varanira wurde blaß. »Gibt es diese schrecklichen Waf fen doch noch? Es ist also so furchtbar, daß du sie verwenden willst?«
    Saravyi hustete. »Ich habe Kenntnisse gesammelt«, sagte er. »Ich weiß, was in Gashiri geschieht, wo genau es geschieht, und was geschehen wird, wenn nicht bald was geschieht. Drücke ich mich klar aus?«
    Die Königin grunzte nur.
    Saravyi legte eine Hand an ihren Hals, zog ihren Kopf zu sich und flüsterte in ihr Ohr. Als er fertig war, ließ er die Königin los.
    Varanira betrachtete ihn einen Moment lang. Ihr Gesicht war blutlos, die

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