Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras
Moment blieb sie stehen und umklammerte das Geländer der Brücke über den Piagas. Dann eilte sie zum Palais und begab sich in den Funkraum.
Am Abend kamen die Antworten auf ihre Fragen; eine halbe Stunde später trafen sich die erreichbaren Mitglieder des Krisenrats im Palais. Kommandant Maqari holte die Se kretärin für Sicherheit McVitie, die Richterin Lunz, den Präfekten der Gendarmerie Ataratz mit dem Gleiter ab; die Obfrau des Territoriums, Baramky, war ebensowenig aufzutreiben wie die Erste Operatorin des Rechners, Khalila, und die Leiterin des Raumhafens, Batauy.
»Ich hätte diese Fragen längst stellen sollen, aber sie wa ren mir nicht in den Sinn gekommen«, begann die Gouverneu rin. Sie sah müde aus und war bleich. »Sie wissen, daß in Cadh ras und Umgebung seit vielen Zehntagen nur Fehlgeburten auf die Welt gekommen sind.« Sie machte eine Pause, goß Tee nach und starrte auf ihre schlanken Finger.
Maqari beugte sich vor. »Madame, was haben Sie he rausbekommen?« Seine Stimme war belegt.
»Ich hatte befürchtet, es könnte mit Gashiri zu tun haben. Aber die Analyse der Waren aus der AVU hat ja nichts er geben, und aus anderen Gebieten, in denen AV-Delegationen waren, haben wir nichts gehört. Heute habe ich endlich die Residenten und die erreichbaren Agenten aufgefordert, sich nach Krankheiten, Fehlgeburten und so weiter umzuhören. Die Antworten liegen vor. Überall, wo Delegationen aus Gashiri waren, ist kein Kind mehr geboren worden.«
Maqari war aschgrau unter der gebräunten Haut. »Aber das hätten die doch längst melden müssen!«
Hsiang schüttelte den Kopf und sah ihn traurig an. »Eben nicht.«
Die Residenten des Gouvernements vertraten die Interessen von Cadhras und meldeten, ebenso wie die Agenten des Sekretariats für Sicherheit, alle wichtigen Vorgänge an die Hauptstadt. Alle hatten gehört, daß Fehlgeburten aufgetreten waren – aber alle wußten es nur aus ihrer direkten Umgebung. Private Tragik gehörte nicht zu den meldenswerten Ereignissen. Keiner hatte gewußt, daß das gleiche Phäno men anderswo auftrat.
»Als ich ihn fragte, sagte der Resident in Hastamek so fort: ›Ja, hier hat es viele Fehlgeburten gegeben. Aber wieso in teressiert Sie das?‹«
McVitie zwang sich, an praktische Fragen zu denken. »Was ist zu tun?«
Die Gouverneurin hob die Achseln. »Ich habe Anweisun gen vorbereitet. Am Ende der Beratung gehen sie ins Universum. Ich bitte Sie, solange dazubleiben; vielleicht brauche ich Zeugen.«
»Und wir können gar nichts gegen Gashiri unternehmen?« fragte die Richterin.
»Wir haben keinen Beweis – nur Indizien. Ich glaube nicht an eine zufällige Seuche, aber das ist nicht zu belegen. Mit dem Laborschiff habe ich schon gesprochen, sie machen ab sofort auch nachts weiter. Aber – wenn es sich um eine biologische Waffe der AVs handelt, kann ich, solange wir nicht mehr darüber wissen, nicht einmal die Garnison einsetzen. Wir würden jedes Kommando in den Untergang schicken. Und wir müssen die Galaxis warnen.«
Maqari schloß die Augen. »Natürlich«, sagte er dumpf. »Wie viele Frachter waren hier, seit die AVs uns Rum und alles mögliche andere gebracht haben? Wenn es eine Seuche ist – wie weit haben die Frachter sie dann schon im Commonwealth verbreitet?«
Hsiang erhob sich. Sie blickte die anderen nacheinander ruhig und intensiv an. »Sie wissen alle, was das heißt, nicht wahr? Shilgat muß blockiert werden.«
Sie gingen sehr langsam und still zum Funkraum. Die Gouverneurin setzte sich ans Pult, schaltete den Großrechner zu und gab die Anweisungen und Anforderungen selbst aus. Die Liste war lang und bedrückend. Start- und Landeverbot für den Raumhafen, Sperrung des Hyperfunkverkehrs – Ausnahme nur für das Gouvernement –, Rundum-Ausstrahlung des Quarantäne-Signals über Normal- und Hyperfunk, Liste der Schiffe, die in den letzten Standardmonaten Cadhras an gelaufen hatten, und ihrer Heimat- sowie Zielhäfen, Bereitstellung einer Blockadeflotte mit Labor- und Lazarettschiffen zum sofortigen Einsatz im Orbit um Shilgat …
»Und Bondaks und Gortahorks Schiffe?« fragte McVitie.
Hsiang breitete die Arme aus. »Bondaks Leute sind längst infiziert«, sagte sie düster. »Sie haben Gashiri-Rum getrunken und waren in Cadhras, als die Delegation kam. Für die Shil ist es vielleicht noch nicht zu spät. Übernehmen Sie das, Sarela? Vielleicht kann Gortahork eine Art Seeblockade von Gashiri durchführen. Wir? Wir können im Moment nur auf
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