Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras
Flachland nahe der Gashigar- Mündung und hatte sich beim Fleischessen erwischen las sen. Nach einem kurzen Verfahren, an dem Mitglieder seiner Kommune und ein Kontrolleur teilnahmen, hatte man ihn zur Verbannung verurteilt, aus der Kommune ausgestoßen und auf ein Schiff gebracht. Oberhalb von Gashir waren er und einige andere an Land und zu Karren geschafft worden, die nach Süden fuhren. Man hatte sie nach Tag’gashir’dir gebracht. Den letzten Teil der Strecke, von dem Punkt an, wo die Wüstenroute von der Nordsüdstraße abzweigte, hat ten sie marschieren müssen. In der zweiten Nacht gab man ih nen Wasser zu trinken, in dem winzige graue Partikel schwammen. Zwei Tage später, als der Treck bereits in der Wüste war, wurden die ersten Gefangenen krank. Von über hundert Frauen und Männern erreichten nur zwanzig die Denkzentrale.
Nach und nach bekam Toyami noch mehr heraus. Bei schwierigen Teilen des Berichts übernahm sie die Zügel, und der Mann schrieb mit vielen Kürzeln und zittriger Schrift. Die Verbannten starben an Verformungen, aufweichenden Knochen, vor allem aber an entsetzlichen Beulen, die sich am ganzen Körper bildeten und platzten.
»Wie heißt du?«
– Lanshi.
»Berichte weiter, Lanshi.«
Er schrieb, hielt das Heft so, daß sie ihm über die linke Schulter sehen und dabei den Karrenweg im Auge behalten konnte.
Einige waren zäher als andere; er gehörte zu denen, die zuletzt von der Beulenkrankheit befallen wurden, einen Tag vor Erreichen der Zentrale. Offenbar hatte der Marsch mit der gezielten Verseuchung als Härtetest gedient; die Überleben den wurden mit Injektionen behandelt. Zwar platzten auch bei ihm die Beulen und bildeten sichtbare Narben, aber sie platz ten in langen Abständen und sonderten nicht, wie bei den Sterben den, eine grünliche, ekelhafte Brühe ab. Dafür verfärbte sich die Haut der Behandelten, wurde gelblich-braun.
In der Zentrale liefen viele Sklaven herum, die diesen Härtetest überstanden hatten, aber auch sehr viele Frauen und Männer, deren Haut gelblich-braun ohne Narben war; Lanshi nahm an, daß es sich um Immunisierte handelte. Die Sklaven wurden zu den verschiedensten Arbeiten herangezogen: sie mußten unterirdische Stollen graben, schwere Gegenstände schleppen, oder, wie er seit kurzem, mit Karren in die Savanne fahren, Wassertanks füllen und zur Zentrale bringen.
»Warum kommen uns keine Karren entgegen?«
– Geschl. Kreislauf/Weg Zentrale-Brunnen südl. von hier –
Man verließ die Wüste auf dem einen Weg, kehrte auf dem anderen zur Zentrale zurück. An der Zentrale, am Brunnen und an verschiedenen Stationen wurden die Wagen scharf überwacht.
– Keine Sorge / jetzt erst wieder Zentrale –
»Wann kommen wir an?«
Lanshi warf einen Blick in den Himmel und hob fünf, dann noch einmal drei Finger.
Toyami überlegte.
»Acht Uhr? Oder acht Stunden?«
Bei der zweiten Möglichkeit nickte Lanshi. Toyami stell te weitere Fragen, erfuhr aber nicht mehr viel. Was in der Zentrale tatsächlich vorging, wußte Lanshi nicht. Man hatte ihm und den anderen Sklaven die Zungen herausgeschnitten; erstens konnten sie so niemandem etwas verraten, es sei denn schriftlich, aber Papier gab es nicht; und zweitens schränkte es die Möglichkeiten einer Sklavenverschwörung drastisch ein.
Toyami schwieg eine Weile und stellte mehrere widersprüchliche Hypothesen auf, die sie sämtlich verwarf, ohne Lanshi zu befragen. Er reichte ihr plötzlich wieder die Zügel und griff noch einmal zu Papier und Stift.
– Ballons / Feuer – schrieb er.
Toyami starrte ihn verblüfft an. Was machten die anonymen AV-Oberen in der Wüste mit Heißluftballons? Lanshi zuckte die Achseln; er hatte nur die fliegenden Kugeln von weitem gesehen und ergänzte:
– Nicht Luft, Höhle –
Also, sagte Toyami sich, würde man auch davon in Cadhras nichts wissen.
Bis zum späten Nachmittag ließ sie sich von Lanshi den Wüstenstützpunkt beschreiben und zerbrach sich den Kopf. Zwischendurch trank sie, trotz seiner Warnungen, Wasser aus einem der Fässer auf dem Karren. Vielleicht infizierte sie sich; vielleicht war das Wasser sauber. Jedenfalls würde sie sicher verdursten, und die Chancen standen zwei zu eins.
Endlich senkte sich die erbarmungslose Sonne. Vor ihnen tauchten Umrisse von Gebäuden aus dem abendlichen Glast auf. Toyami kam zu einem Entschluß.
»Ich bin Cadhrassi«, sagte sie. Dabei beobachtete sie die Reaktion des Fahrers.
Lanshi warf ihr einen beinahe
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