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Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Titel: Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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die klugen Menschen im Laborschiff hoffen. Und warten.«

 
24. Kapitel
     
    Sie war immer gern und viel barfuß gelaufen und litt nur den ersten Tag ohne Stiefel; das war der zweite nach dem Tod des Pferdes. Am folgenden Tag schaffte sie etwa 50 Kilome ter, am Tag danach 30 bis zum frühen Nachmittag. Sie fühlte sich leicht, denn sie hatte nicht mehr viel abzuneh men, und die Vorräte waren fast aufgezehrt. Ihr Kopf war wärmer als sonst, wenn auch nicht heiß.
    Von einem spärlich mit Gräsern und Gestrüpp bestande nen Hügel beobachtete sie die westöstlich verlaufende Stra ße; es handelte sich um den wichtigsten Verbindungsweg zwischen der Nordroute und der Wüste.
    In kurzen Abständen rollten Karren nach Osten, in die Wüste. Die Karrenbesatzungen waren klein, meistens nur ein Fahrer, manchmal eine zweite Person. Sie konnte nicht erkennen, womit die Wagen beladen waren, aber keiner fuhr leer. Es kam auch keiner aus der Wüste heraus.
    Bis zum Abend beobachtete sie die Route. Allerdings wechselte sie zwischenzeitlich ihre Position, ging weiter nach Osten. Nach etwa einer Stunde befand sie sich gegenüber einem kleinen Depot. Karren hielten dort, die Zugtiere wurden getränkt und gefüttert, die Fahrer schienen Anweisungen, Hinweise oder Tips von den Depotbesatzungen zu erhalten und versahen sich mit Proviant.
    Toyami trank den letzten Schluck Wasser aus ihrer Le derflasche, aß die letzte Handvoll Körner. Vorsichtig verließ sie den Hügel und vertraute sich der Dunkelheit an. Nahe der Route verbarg sie sich hinter einer Unebenheit des sandigen Bodens.
    Sie rechnete sich keine Chance mehr aus, die Südgrenze von Gashiri erreichen zu können. Jedenfalls nicht zu Fuß und ohne neuen Proviant. Und nun, da sie die Sperrsysteme überwunden hatte und vielleicht näher an der geheimnisvol len Zentrale in der Wüste war als je ein anderer Agent, änderte sie ihre Pläne erneut.
    Der nächste Wagen, gezogen von zwei Pferden, kam näher; auf dem Bock saß nur ein Mann. Als der Wagen vorüberrumpelte, warf sie ihr Bündel auf die Ladefläche und sprang neben den Fahrer. Sie preßte ihm das Messer an die Kehle und sagte halblaut: »Weiterfahren!«
    Der Mann starrte sie mit aufgerissenen Augen an, nickte; sie verringerte den Druck der Schneide.
    »Wohin fährst du?« fragte sie.
    Er räusperte sich und blickte sie von der Seite an. Er war unbewaffnet; sie ließ das Messer sinken.
    »Red schon!«
    Er räusperte sich erneut und öffnete den Mund. Da sah sie, daß seine Zunge fehlte.
    Im Morgengrauen legten sie eine kurze Pause ein. Toya mi sah mißtrauisch zu, wie der Fahrer abstieg, die Tiere tränkte und ihnen Futtersäcke umhängte. Als er wieder zu ihr trat, sah sie sein verwüstetes Gesicht zum ersten Mal deutlich. Es war von Narben übersät, von denen die meisten frisch zu sein schienen. Das offene Hemd zeigte die ähnlich entstellte Brust, und auch die Hände waren wie ausgebeult und zerstochen. Die Augen des Fahrers flackerten unruhig; ein sehr tiefer Schmerz schien sie getrübt zu haben. Die Haut des Mannes war braun. Es handelte sich aber nicht um eine gesunde Bräune von Wind und Sonne; ein gelblicher Ton schwang darin mit, und im fahlen Morgenlicht wirkte alles zusammen gespenstisch.
    Sie ließ den Mann nicht aus den Augen und tastete nach ihrem Bündel. In einer Innentasche der Jacke verwahrte sie ein kleines Notizheft und einen Stift. »Kannst du schreiben?«
    Der Mahn hob die Brauen und nickte heftig; in seinem zerstörten Blick flammte so etwas wie Leben auf.
    Toyami hielt ihm Heft und Stift hin. »Wohin fahren wir?«
    Er schrieb die Antwort nieder: Denkzentrale.
    »Was ist das?«
    – Hochkontrolleure und Forscher.
    »Was machen sie in der Wüste?«
    Die so geführte Unterhaltung war mühsam und langwie rig. Toyami hatte eben erfahren, daß in der Wüste eine un terirdische Forschungsstation existierte, als der Mann auf die Straße deutete. Sie wandte sich um; der nächste Karren war knappe drei oder vier Kilometer hinter ihnen. Der Fah rer nahm den Pferden die Futtersäcke ab und kletterte wieder auf den Bock.
    Toyami beschloß, ihm in Grenzen zu vertrauen. Er hätte sie nicht auf den folgenden Wagen aufmerksam machen müssen; ebenso gut hätte er warten und den oder die Fahrer alarmieren können.
    Sie stellte eine Serie von Fragen, auf die der Mann je weils mit Kopfnicken oder -schütteln antworten konnte. Im Lauf der nächsten Stunde erfuhr sie so einen Teil seiner Geschichte.
    Er stammte aus dem

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