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Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Titel: Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Schiff zurück zum Isthmus bringen. In Cadhras gab es wenig Neues; Sarela berichtete von der allgemeinen Exodus-Stimmung und dem Versuch des Gouvernements, in dieser Lage und bei fortdauernder Quarantäne eine Art Normalität aufrechtzuerhalten.
    Nach dem Essen ging T’unga zu den Sätteln und kam mit seinem Ölhaut-Bündel zurück. Es enthielt Waffen: einen schlichten, scharfen Krummdolch in weicher Scheide; ein auch als Machete verwendbares, zweischneidiges Kurzschwert; einen Bogen aus saglodi -Holz, mit verschließbarem Lederköcher, in dem 50 Pfeile steckten; und eine Schleuder – Stahlfedern, Gummiriemen und drahtbesetztes Lederstück-, mit der Stahlwürfel verschossen werden konn ten, die rasiermesserscharfe Kanten und Stacheln aufwiesen. Der zugehörige Draht-Leder-Beutel enthielt hundert Würfel.
    »Das erinnert mich daran …«, murmelte Sarela. Sie ging zum Gleiter und holte ebenfalls ein Bündel, das sie Dante reichte. Die beiden Karabiner darin stammten nicht aus der Garnison, sondern aus den vor Jahren auf abenteuerlichen Wegen nach Shilgat geschmuggelten Arsenalen der Bandi ten des Nordens. Die Pistole dagegen war Regierungsgut.
    »Mehr war nicht möglich«, sagte Sarela bedauernd. »Die Karabiner und die Munition habe ich vor drei Tagen im Norden bei Biyang einigen Shil abgenommen. Da treiben sich noch immer Reste von Nobregas Horden herum.«
    Außerdem enthielt das Bündel ein Funkgerät, noch eine Notapotheke, einen schweren Lederbeutel und einen Briefumschlag mit den Insignien des Gouvernements.
    »Der Beutel ist von deinen Leuten. Für Wegzehrung und sonstige Reisekosten, nehme ich an. Learoyd wollte sofort mitkommen, hat sich dann aber von mir am Palais absetzen lassen, um irgendwas mit der Gouverneurin zu bereden. Von ihr ist der Umschlag. Ich weiß nicht, was drin ist.«
    Der Beutel enthielt hundert goldene Talentmünzen – zehntausend Drachmen oder fünftausend Foldar, mehr als genug für eine kleine Expedition. Dante öffnete den Umschlag. Er fürchtete, ein offiziöses Kondolenzschreiben zu finden, mußte sich dann aber eingestehen, daß er Lydia Hsi ang unterschätzt hatte. Er fand einen Grashalm, drei verflochtene, schwarzgefärbte P’aodhu-Haare, einen flachen, runden Kiesel, grün, mit einem Loch in der Mitte, und ein paar aschblonde Haare, die von einer dunkelgrünen Paste zusammengehalten wurden. Er legte den Umschlag mit den Gegenständen auf den Klapptisch, unter das Windlicht.
    T’unga und Zhazyro, beide Banyashil aus dem Protekto rat, wechselten einen Blick; T’unga pfiff leise.
    »Erleuchtet mich«, sagten Sarela und Talsilaq gleichzeitig. Der Mischling war unter Cadhrassi aufgewachsen und kannte nicht alle Feinheiten der Objektsymbolik des Nordens.
    »Der Halm steht für Haßgras«, sagte Dante langsam. Er war fast gerührt. »Wenn ein Mörder gerichtet wird und man seinen Leichnam den Aasvögeln überläßt, wird das Gras, das um das Skelett wächst, Haßgras genannt. Schwarzge färbte P’aodhu-Haare bedeuten zornige Anteilnahme an ei nem schlimmen Verlust.« Er verschwieg, daß drei dieser Haare die Anteilnahme einer liebevollen Person bezeichneten; T’unga zwinkerte kaum merklich.
    »Der grüne Kiesel, Stein und Wasser, ist Kind von Shil gat und steht normalerweise für Shil. Rund ist vollkommen, sehr wichtig, also ein bedeutender Shil; flach heißt ›aus den Ebe nen‹. Das Loch bedeutet ›Tod‹, Verlust, Lücke – und zwar eine zu schließende Lücke. Also: Ein bedeutender Shil aus den Ebenen ist getötet worden, töte den Mörder. Das sagt der Stein. Die Haare stammen vom Kopf der Gouverneurin, vom Haupt; und sie sind zusammengeklebt mit verarbeitetem Taumeltang, wie ihn die Heiler für Narkosen verwenden. Die Person, die sich durch die Haare zu erkennen gibt, gehört also den Häuptern und Heilern an und ist berechtigt, den Tötungsbefehl zu geben.«
    »Die Form des Taumeltangs«, sagte Zhazyro. »Sie leidet Schmerz, der betäubt werden muß, indem der Empfänger dem Befehl gehorcht.«
    Sarela klickte mit der Zunge und wiegte den Kopf. Ihre Augen waren groß und voll Verwunderung. »Sie erstaunt mich immer wieder«, sagte sie. »Obwohl … es ist ja nicht gerade eine Anweisung, wie sie einer Gouverneurin im Dienst des zivilisierten Commonwealth ansteht.«
    Dante lächelte müde. »Nicht zu reden von gewissen Sekretärinnen, deren Aufgabe es ist, alle modernen Waffen auf Shilgat zu konfiszieren, nicht zu verteilen.«
    »Seit wann ist Ihre Exzellenz denn eine von

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