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Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Titel: Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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vielleicht gibt es sie noch. Diese Antenne zapfte alle Strahlen der Sonne an, nicht nur die, die man sieht und die Licht sind. Alle. Und die Große Maschine machte daraus das, was ihr Energie nennt. Genug, daß ganz Shilgat damit alles tun konnte, was zu tun war.«
    Sie schwiegen lange. Schließlich fragte Dante heiser: »Wissen die mûnaks davon? Und gibt es diese Dinge noch immer?«
    Tremughati schüttelte den Kopf. »Die wahnsinnigen Mönche von Banyadir wissen nichts davon. Der Ba’nzheyadar liegt im Südosten ihres Bereichs, umgeben von anderen ho hen Bergen und Eiswüsten. Er ist von außen unzugänglich; man muß in die Eingeweide der Berge steigen, um zu ihm zu gelangen. Und die Eingänge sind von den Heilern versiegelt worden, lange ehe die Mönche nach Shilgat kamen.«
    »Wenn aber die Eingänge versiegelt sind …« sagte Lydia.
    Gortahork richtete sich auf und hob die Hand. »Nicht alle. In den Jahrtausenden haben sich kleine Berge bewegt, sind zerbrochen oder von Wind und Regen gesprengt worden. Deshalb gibt es am Fuß der Berge einige Höhlen, durch die man in die Labyrinthe unter den Bergen gelangen kann.«
    Lydia blickte Dante an. »Was könnte passieren?«
    Barakuda blähte die Wangen auf. »Pfff. Wenn die Anten ne und die Leitungen, wie immer sie aussehen mögen, noch funktionieren, und wenn die Maschine noch existiert und in Gang gebracht werden kann … Sie wird, mit sämtlichen Nebenaggregaten und Nebenleitungen, eine gewisse Speicherkapazität haben. Denkbar wäre auch, bei den uns bisher bekannten Shil-Techniken der Vorzeit, daß es andere Möglichkeiten der Energieverwandlung gibt. Ich denke da an die ›Wandler‹, die Saravyi in Tag’gashir’dir eingesetzt hat. Vielleicht läßt sich der ganze Riesenberg aufladen und als eine Art Batterie nutzen. Möglich wäre alles. Aber irgendwann müßte die Sache dann überladen sein und hochgehen, weil die produzierte und verwandelte Energie nicht abgeleitet beziehungsweise abgegeben wird.«
    »Großer Knall«, sagte Lydia leise.
    »Ja. Aber – das ist alles hypothetisch. Wenn die Antenne noch existiert, wenn die Maschine noch funktioniert, wenn jemand den Eingang findet, wenn jemand vom Eingang durch das Labyrinth an die richtige Stelle kommt, wenn er dann weiß, wie das Ding in Gang zu bringen ist, und wenn er vorhat, die halbe Welt in die Luft zu sprengen …«
     
    Sie ließen ein Funkgerät zurück, für alle Fälle. Dann flogen sie nach Osten, südlich von Banyadir, über das Flachland am Banyuli, und hinaus auf den Lysangrischen Ozean. Nach einem Besuch beim Ältesten der Bilshil, die auf den Inseln des Pangotik und des Lysangrischen Ozeans lebten, setzten sie sich mit Cadhras in Verbindung. Dort gab es nichts, was eine sofortige Rückkehr erfordert hätte. Hsiang erfand wei tere Besuche, und Dante studierte die Meereskarten.
    Dank der geringen Achsneigung wichen die Jahreszeiten der Nord- und Südhemisphäre von Shilgat nur wenig voneinander ab; entscheidend war neben Luft- und Meeresströmen, Hoch- oder Tieflage einzelner Gebiete und Abschirmung durch Bergketten vor allem die nahezu elliptische Bahn des Planeten. Wenn er seinen sonnenfernsten Punkt erreichte, war überall auf Shilgat Winter; der Winter sah nur überall anders aus. Südlich des Äquators, fast 2500 Kilome ter östlich von Kelgarla, fanden sie eine unbewohnte Insel in einer warmen Strömung. Dort blieben sie sieben Tage, bis ihr Proviant zu Ende ging.
    Rückblickend erschien Barakuda die Zeit zwischen Start und Landung in Cadhras als hitziger Fiebertraum, zunächst unterbrochen durch die Besuche, später nur noch durch schweifende, immer wieder springende Dialoge. Sie redeten über alles – Geschichte, Literatur, Kunst, Politik, Musik, Shil-Sitten, Astronomie, Verwaltungsprobleme; sie stellten abstruse Theorien auf, über die sie immer wieder hemmungslos lachten. Sie führten lange Gespräche über einzelne Aspekte der wichtigsten Staats- und Gesellschaftsphilosophie des Commonwealth, der konfuzianisch beeinflußten Neuen Stoa, von der beide geprägt waren: Selbstdisziplin, Autonomie des Individuums, Diskretion, Unantastbarkeit des essentiellen Kerns {12} , aktiver Fatalismus. Lydia und Dan te genossen körperliche Intimität und intellektuelle Ähnlich keit; diese schlossen aber Vertraulichkeit oder gegenseitige Invasion der Seele aus.
    »Was wirst du auf Gaia machen?« fragte Barakuda wäh rend des Rückflugs. Der Autopilot hielt den Gleiter in geringer Höhe über dem

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