Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir
Golgk den versperrten Zugang zur unterirdischen Bahn gefunden. Wohin er gefahren ist?« Er zuckte mit den Achseln. »Aber was ist das mit Banyadir? Es scheint euch ja zu beunruhigen. Wißt ihr mehr?«
Tremughati drehte sich wieder auf den Rücken und blick te zum Rauchabzug des Zeltes hinauf. »Sag es, Herr meines Herzens.«
Gortahork schwieg; er atmete schwer und tief. Dann richtete er die Augen auf Dante, Lydia, wieder Dante.
»Es gibt etwas unter Banyadir. Die Heiler und Häupter wissen wenig darüber – wenig Genaues. Ich weiß ein wenig mehr, denn ich bin einmal dort gewesen. Nicht weit, aber weit genug. Saravyi wußte, was ich weiß; vielleicht hat er in Sa’orq mehr gefunden. – Nein, ihr braucht nun nicht nach Sa’orq zu fliegen, um nachzusehen. Ihr würdet vermutlich nichts finden. Saravyi hat Jahre gebraucht, um den Schatz geheimen Wissens zu enträtseln und herauszufinden, wo welche Geheimnisse verborgen sind.«
»Ich habe schon einmal etwas dort gefunden«, sagte Dan te mürrisch. »Warum nicht ein zweites Mal?«
Tremughati schien zu lächeln; ihre Stimme klang so, aber ihr Gesicht blieb im Dunkeln. »Die Taggabahn, alangra , die Bläser und Feuerspeier, das gehört alles zum Wissen der Heiler und Häupter, deswegen konnte man dir in Sa’orq sagen, in welchen Teilen des Labyrinths der Archive du suchen mußtest. Was unter Banyadir ist … Es ist älter, viel älter, und was darüber im Labyrinth von Sa’orq zu lesen steht, und wo es zu lesen steht, das weiß keiner. Saravyi hat es wohl herausgefunden. Aber der Vater aller Shil ist tot. Und du würdest jahrelang suchen und vielleicht doch nichts finden.«
»Dann sagt uns, was ihr wißt.« Lydias Stimme klang bittend, aber es lag eine unverkennbare Schärfe in ihrem Ton.
Gortahork lächelte. »Hörst du?« sagte er.
Draußen wieherten Pferde; Frauen- und Männerstimmen waren zu vernehmen. Dann Hufschläge, die leiser wurden und in Schnee und Ferne verklangen.
»Jägerinnen und Jäger der Banyashil werden die Zugänge zu den Tiefen von Banyadir bewachen. Ich hoffe, daß sie nichts finden.«
Tremughati setzte sich auf. »Man könnte«, sagte sie leise und langsam; die Wörter tropften; »von Golgit nach Gashiri unter der Erde fahren. Nicht ganz bis Gashiri, aber nahe her an. Wie ihr wißt. Dort könnte ein früher großer Mann aus Gas hiri sehen, ob er in dem Durcheinander alte Mitarbeiter findet. Er wird sie finden. Mit diesen besteigt er ein Schiff und se gelt über das Meer, das ihr Binnenmeer nennt. Er landet irgend wo zwischen Hastamek und dem Norden des Isthmus und begibt sich durch das Land am Banyuli nach Norden, bis er die Berge von Banyadir erreicht. Diesen Weg würde ich nehmen.«
Dante stöhnte. »Schon recht, Fürstin. Aber was soll Shevshan dort? Was gibt es unter den Bergen?«
»Das weiß Shevshan nicht. Aber er weiß, wie wichtig und klug Saravyi war. Und wenn Saravyi sagt, unter diesen Bergen ist etwas, kann das für Shevshan durchaus reichen, um hinzureiten und nachzusehen. Und vergeßt nicht, er hat in Golgit mindestens einen Shil aus Sa’orq bei sich gehabt. Und in der Steppe und am Banyuli treiben sich noch immer Reste der Banditen herum; auch bei ihnen sind Shil, Ausgestoßene; vielleicht wissen diese Geächteten mehr, als uns lieb ist.«
Gortahork räusperte sich. »Habt ihr euch nie gefragt, womit unsere Vorfahren in der Zeit, als Shilgat das war, was ihr eine ›technisch fortgeschrittene Zivilisation‹ nennt, diese Technik gespeist haben?«
Lydia nickte sehr langsam.
Dante blinzelte ins Feuer. »Das stimmt. Nein, ich habe mich nie gefragt und muß mich eigentlich schämen. Irgendwie habe ich angenommen, ihr hättet, wie wir heute, Meiler oder Reaktoren gehabt. Oder etwas, was wir noch nicht kennen.«
Gortahork ließ sich auf den Rücken sinken und redete die Zeltkuppel an. »Die Gipfel von Banyadir sind die höchsten auf Shilgat. Sie sind der Sonne am nächsten. Der größte Berg ist der Ba’nzheyadar.«
»Neuntausendsiebenhundertelf Meter, nach unserer Rechnung«, sagte Barakuda. Er war jetzt hellwach.
»Er war einmal fast hohl. Es gab dort Kammern und Schächte, riesige Hallen und gewaltige Maschinen. Vieles wird in den Jahrtausenden verfallen sein, aber die Große Maschine, heißt es, war für die Ewigkeit.«
»Ewigkeit ist ein ziemlich langes Wort«, sagte Lydia.
»Vielleicht für die halbe Ewigkeit. Auf dem Gipfel des Ba’nzheyadar gab es – wie sagt ihr, Anta? Ah, Antenne. Es gab eine Antenne, und
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