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Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Titel: Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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abgeflogen, mit Pa’aira und Kakoiannis; bald würden Wissenschaftler der GERAFARMA zurückkehren, um ein Labor in Cadhras einzurichten. »Yasuhiro«, murmelte er. »Nichts zu machen.« T’unga war wieder aus Golgit nach Cadhras gekommen; Lugo Bondak, Toyami, Terence Learoyd, Sten Timoara, Kara Kikuyo, Shulamit as-Sabah – alle halfen bei der Verpflegung und Verschiffung der Emigranten. Cadhras mit seinen 25000 Einwohnern beherbergte im Ort und in der Umgebung über 100 000 Menschen zusätzlich; das Chaos war gewaltig. Die Blockadeflotte war abgezogen. Die Truppentransporter, mit denen die Auswanderer evakuiert wurden, hatten nur Notbesatzungen für Betrieb und Versorgung an Bord, keine Kampftruppen. Die beiden Ausbildungskompanien waren fort. Die Gendarmerie und die verbliebenen Profis der K-centuria hatten mit dem Exodus mehr zu tun, als sie bewältigen konnten.
    »Oh, verdammter Mist.«
     
    Sarela McVitie hatte zwei Stunden in einem Nebenraum des Tower geschlafen. Ihre Augen waren rot, ebenso die Lider. Dante hockte sich auf die Pritsche, reichte Sarela einen Be cher Kaffee und berichtete.
    »Nichts, Dante.« Sie schüttelte den Kopf und sah ihn traurig an. »Nichts und niemand.«
    »Unsere Kundschafter?«
    »Alle im Einsatz, noch. Überall auf Shilgat.«
    »Gibt es eine Möglichkeit, hier oder von außerhalb Verstärkung zu holen? Truppen, ehemalige Wehrhafte Jungfrauen, Korallkorsaren?«
    »Truppen vom Sektor-HQ? Das dauert zehn Tage, mindestens. Zu lange, wie? Ja. Und Frauen aus Pasdan oder Kämpfer von den Inseln? Mit viel Glück, aber nur mit sehr viel Glück, kann ich vielleicht in sieben oder acht Tagen genug Transportraum freimachen, um ein Dutzend von ihnen zu holen. Mehr als ein Gleiter ist nicht drin, Dante. Und das frühestens in sieben Tagen.«
     
    Lydia Hsiang war total erschöpft. In den letzten Tagen hatten sie wenig voneinander gesehen – drei Minuten zwischen zwei Konferenzen, ein Kaffee im Stehen. Um jederzeit eingreifen zu können, hatte sie ihr Quartier aus dem Palais in den Militärtower verlegt. In einer nebligen Nacht war sie für drei Stunden in Dantes Apartment gekommen, und die Heimlichtuerei, die unvermeidlich war, zehrte zusätzlich an den Nerven.
    Sie schwankte leicht, nachdem er in kurzen, leisen Sätzen berichtet hatte. Der Raum war voller Menschen. Barakuda stützte sie, und eine Sekunde lang schloß sie die Augen. Dann ließ sie sich in einen Sessel fallen.
    »Ich bin tot, innen, Dante«, flüsterte sie kaum hörbar. »Ich weiß nicht, was ich tun soll.« Dann, halblaut, setzte sie hinzu: »Tut mir leid, Barakuda, aber für Sondereinsätze ha ben wir weder Zeit noch Leute noch Transportraum. Das müssen Sie verstehen. Und – ich glaube nicht an Maschinen, die nach Jahrtausenden noch funktionieren. Wenn da jemand unbedingt nach Banyadir will, um sich mit den mûnaks anzulegen, bitte sehr. Sollen die das untereinander ausschießen.«
    Barakuda sah sie bestürzt an. Diese Lydia Hsiang kannte er nicht.
    »Ich bin fertig, völlig fertig, verstehst du?« Sie hatte noch genug Beherrschung, dies nur zu flüstern. »Ich kann nur noch wie ein Automat weitermachen, Dante.« Trockenes Schluchzen erschütterte den schlanken Körper. »In fünf Ta gen werde ich abgelöst. Das ist mein einziger Gedanke. In fünf Tagen. Noch fünf Tage. Noch fünf endlose, überfüllte, zerfetzende Tage. Komm mit mir.«
    Er schaute in ihre Augen, und sie flehten. Lydia griff nach seiner Hand, als hätte sie die Umgebung vergessen.
    »Ich muß in den Norden«, sagte er langsam und gequält. »Ich muß – verstehen Sie, Exzellenz, ich kann Tremughati und Gortahork damit nicht alleinlassen. Ich glaube nämlich an diese alten Maschinen.« Er wollte sie an andere alte Shil-Erzeugnisse erinnern, die nach Jahrtausenden noch funktioniert hatten, aber er schluckte die Wörter; es hatte keinen Sinn, jetzt noch zu argumentieren. Er hatte selbst in den letzten Tagen und Zehntagen bis zur Erschöpfung mitgeholfen – aber er war ein Rädchen, Hsiang dagegen verantwortlich für mehr als hunderttausend Leben.
    »Das heißt – Shilgat ja, Nuzuarán nein, nicht wahr?« sag te sie mit flacher Stimme.
    »Es heißt vorläufig Shilgat, Ferien vielleicht später. Wenn jemand überlebt.« Er beugte sich vor, streifte ihre Wange mit den Lippen. »Ich wünsche dir schnelle fünf Tage«, sagte er so leise, daß nur sie es hören konnte. »Wünsch mir Glück – Liebste.«
    Sie blickte mit einem verhangenen Lächeln auf.

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