Barbarossa, Botticelli und die Beatles
auszudrücken, sich selbst zu bilden und so den freien Willen zu erlangen. Kunst und Politik greifen für ihn ineinander. Der »ästhetische« Mensch, davon ist Schiller überzeugt, werde schließlich aus seinem Bedürfnis heraus moralisch handeln.
Zunächst arbeitet Schiller wie sein Vater als Militärarzt für den absolutistisch regierenden württembergischen Erzherzog Karl Eugen, verschreibt sich aber früh der Dichtung. Als 1780 in Mannheim sein erstes Drama Die Räuber uraufgeführt wird, eines der Schlüsselwerke des Sturm und Drang, reist der erst 21-jährige Dichter unerlaubt dorthin.
Das Stück ist ein überwältigender Erfolg und macht Schiller über Nacht bekannt. Der Herzog hingegen belegt ihn mit Arrest und Schreibverbot. Schiller flüchtet, lebt in den nächsten Jahren an verschiedenen Orten und verfasst weitere Dramen.
1789 wird er Geschichtsprofessor in Jena. Er sucht die Nähe Goethes, was seit 1794 zu einer engen Zusammenarbeit und Freundschaft führt und erst mit Schillers Tod endet. Mit Goethe macht er sich in den gemeinsam verfassten Xenien lustig über die Romantiker, für die die Botschaft wichtiger sei als die Form. Schiller begrüßt die Französische Revolution, die Revolutionäre ernennen ihn zum Ehrenbürger. Doch als König Ludwig XVI. hingerichtet werden soll, will er nach Paris reisen, um für diesen zu sprechen. Der Dichter setzt das Menschliche gegen die Tyrannei. Seine Ästhetik verbindet Neigung und Pflicht und erkennt im Schönen das Abbild der Vernunft. Schillers Ideal des ästhetischen Menschen in einem vernünftigen Staat wird zu einem Gegenentwurf der Terrorherrschaft im revolutionären Frankreich und des Absolutismus der herrschenden Fürsten in den deutschen Kleinstaaten.
Schiller, Meister der Ballade – Lied von der Glocke , Die Bürgschaft – und durch Dramen wie Wallenstein , Maria Stuart und Wilhelm Tell der bedeutendste deutsche Dramatiker, wird zum Helden des wachsenden deutschen Bürgertums. Das hat aufgrund der kleinstaatlichen Zersplitterung des Landes kaum Möglichkeiten des politischen Einflusses. Über die Sprache und insbesondere die Literatur findet es eine Artikulation. Schiller ist die Speerspitze.
Hokusai: Fernöstlicher Prolog der modernen Malerei
Hokusai lebt von 1760 bis 1849
Auf seinem Sterbebett soll der fast 89-Jährige gesagt haben: »Würde der Himmel mir zehn oder fünf weitere Jahre schenken, würde ich tatsächlich ein Maler werden.«
Katsushika Hokusai schafft in seinem wechselvollen Leben mit über 30 000 Arbeiten ein nahezu unglaubliches Werk. Geboren wird er in einem Vorort von Edo, dem heutigen Tokio. Er ist drei Jahre alt, als ihn ein Spiegelmacher adoptiert, der für den Hof des Shoguns arbeitet.
Während Hokusais Lebenszeit ist das japanische Inselreich von der Außenwelt abgeschlossen. Die Shogune der mächtigen Familie Tokugawa erlauben nur niederländischen Kaufleuten, einen gewissen Handel zu treiben. Über sie gelangen Grafiken Hokusais nach Europa und finden in Vincent van Gogh einen großen Bewunderer, der dessen Stil und die Bildaufteilung ebenso aufgreift wie Paul Gauguin oder Egon Schiele.
Hokusais Werk ist der Aufbruch eines Genies in einer abgeschotteten Welt und es zeigt einen ganz eigenen Weg in die Moderne. Der junge Hokusai lernt die traditionelle japanische Malerei und die Kunst des Holzschnitts. Mit 19 Jahren veröffentlicht er als erste Arbeiten eine Serie von Schauspielerporträts, die, anders als die streng standardisierte Form in vielen der japanischen Künste jener Zeit wie etwa dem No-Theater, die Gesichtszüge sehr individuell wiedergeben.
Weil Hokusai sich den Prinzipien seines Lehrmeisters nicht unterordnet, muss er ihn verlassen. Er ist Mitte zwanzig, wandert durch Japan, wechselt Dutzende Male seine Lehre und seinen Namen.
1798 unterrichtet er eigene Schüler in der Kunst des Holzschnitts und im Zeichnen. Von nun an nennt er sich Hokusai. Viele seiner zahlreichen Schüler werden seinen Namen variiert übernehmen. Daneben verfasst er auch volkstümliche Romane und veröffentlicht mit eigenen Illustrationen 32-jährig sein erstes Buch. Um diese Zeit gelingt ihm der Durchbruch. Trotzdem bleibt er bescheiden, doch die Verschwendungssucht seines Enkels stürzt ihn erneut in größte Armut, sodass er gezwungen ist, seine Werke auf der Straße zu verkaufen und Auftragsarbeiten anzunehmen.
Die zwischen 1814 und 1815 in 15 Bänden veröffentlichten Hokusai-Manga folgen keiner Dramaturgie, bilden aber die
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