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Barbarossa, Botticelli und die Beatles

Barbarossa, Botticelli und die Beatles

Titel: Barbarossa, Botticelli und die Beatles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helge Hesse
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Grafenstand erhebt.
    Alessandro Voltas Gesamtleistung ist atemberaubend: Er entwickelt während seines langen Lebens außerdem das Elektrophor, eine Influenzmaschine, und konstruiert aus Experimenten mit Methangas die Volta-Pistole, eine Art Gasfeuerzeug. Zu Voltas Ehren wurde die Maßeinheit für die elektrische Spannung Volt genannt.
Jeremy Bentham und das Primat des Nutzens
    Jeremy Bentham lebt von 1748 bis 1832
    Das Denken Jeremy Benthams ist von tiefer und nachhaltiger Wirkung auf das Gesellschafts- und Staatsverständnis der angelsächsischen Welt, die das 19. Jahrhundert durch das Britische Weltreich und das 20. Jahrhundert durch die Vereinigten Staaten wesentlich prägt. Daher verwundert es, dass dieser Staatsphilosoph außerhalb dieses Kulturkreises nur wenig bekannt ist.
    Jeremy Bentham kann im Alter von vier Jahren schon lesen. Er bringt sich selbst Latein bei und studiert mit zwölf Jahren Rechtswissenschaften, findet aber wenig Interesse daran. Viel mehr begeistert er sich für die Naturwissenschaften und die Fragestellungen der Philosophie. So muss sein Vater enttäuscht einsehen, dass sein hochbegabter Sohn sowohl für die Profession des Advokaten als auch des Politikers verloren ist. Dennoch gewährt er ihm eine finanzielle Unterstützung, die es Jeremy Bentham ermöglicht, das Leben eines Privatgelehrten zu führen. Und das tut er gründlich. Bentham schreibt täglich zehn bis 20 Seiten und veröffentlicht in großem Umfang. Doch zunächst nimmt man das kaum zur Kenntnis.
    1789 erscheint seine wohl berühmteste Schrift: An Introduction to the Principles of Morals and Legislation . Der Mensch sei nutzenorientiert, strebe nach Glück und wolle den Schmerz meiden, sagt er darin. Daraus sei alles menschliche Handeln zu erklären. Mit diesem am Nutzen ausgerichteten Denken ebnet Bentham einer ganzen Denkschule den Weg, den Utilitaristen.
    Eine Tat beurteilt Bentham als gut, wenn sie möglichst vielen nutzt. Daher muss der Staat auch als Instrument für das Glück der größtmöglichen Zahl von Menschen sorgen. Die Frage, ob eine Entscheidung ethisch richtig ist, klammert Bentham bewusst aus. Was gerecht oder sozial sei, könne ein Staat nicht entscheiden.
    Gegen Ende seines Lebens mag Bentham seine Maxime vom »größten Glück der größten Zahl« nicht mehr so ohne Weiteres gutheißen. Er könne womöglich für die Mehrheit die Rechtfertigung liefern, die Minderheit zu unterdrücken. Das aber hat er nie im Sinn gehabt. Im Gegenteil: Er kämpft mit der Gruppe der Radicals jahrelang für ein erweitertes und geheimes Wahlrecht, auch für Frauen. Er will die Monarchie abschaffen und den Einfluss der Kirche auf den Staat ausschalten. Bentham hinterlässt Zehntausende Seiten unveröffentlichter Schriften und lässt nach seinem Tod seinen in Straßenkleidung gekleideten Körper in einer Glasvitrine am University College in London ausstellen. Dort sitzt er heute noch.
Johann Wolfgang Goethe: Vom Sturm und Drang zur Klassik
    Johann Wolfgang Goethe lebt von 1749 bis 1832
    Er durchlebt fast jene Lebensspanne wie in England der ein Jahr ältere Jeremy Bentham, den er 81-jährig in einem Gespräch mit seinem Vertrauten Eckermann einen Narren nennt: »In seinem Alter so radikal zu sein, ist der Gipfel aller Tollheit.«
    Goethe ist eher gemäßigt liberal und bei Weitem nicht so radikal wie sein Dichterfreund Friedrich Schiller und eben Bentham. Denen wird von den Revolutionären in Frankreich die Ehrenstaatsbürgerschaft verliehen. Doch auch die Entwicklungen dort sind Goethe suspekt.
    Goethes Großvater ist Schultheiß der Reichsstadt Frankfurt, sein Vater Kaiserlicher Rat. 1770 macht der junge, hochbegabteJohann Wolfgang die Bekanntschaft des Dichters Johann Gottfried Herder, der ihn stark beeindruckt. Zu jener Zeit beginnt der Rechtsstudent Goethe, fasziniert von dem Prozess gegen eine Kindesmörderin in Frankfurt, mit der Arbeit an der Tragödie Faust , die ihn sein Leben lang beschäftigen und das eines der bedeutendsten Werke der deutschen Literatur wird. Erst nach Jahrzehnten ist das gewaltige in Versen verfasste Drama fertig. Die letzte Szene des zweiten Teils beendet Goethe wenige Monate vor seinem Tod mit 82 Jahren.
    Goethes Erlebnisse als Rechtspraktikant in Wetzlar ab 1772 schlagen sich im Roman Die Leiden des jungen Werthers von 1774 nieder. Es ist das Gründungswerk des Sturm und Drang, jener Epoche der deutschen Literatur, in der junge Dichter unter dem Einfluss der Aufklärung das Individuelle,

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