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Barcelona 01 - Der Schatten des Windes

Barcelona 01 - Der Schatten des Windes

Titel: Barcelona 01 - Der Schatten des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Ruiz Zafon
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Leib, schien der Anführer zu sein. Sein Gesicht und seine körperliche Präsenz ließen mich an einen Nero denken, der Harfe spielte, während Rom zu seinen Füßen verfaulte. Mit majestätischem Ausdruck lächelte mir Kaiser Nero zu. Hoffnungsfroh erwiderte ich die Geste.
Er bedeutete mir, näher zu treten, als wollte er mir etwas ins Ohr flüstern. Ich zögerte, doch dann kam ich seiner Aufforderung nach.
»Können Sie mir sagen, wo ich Señora Jacinta Coronado finde?« fragte ich zum letzten Mal.
Ich näherte das Ohr seinen Lippen, so daß ich seinen stinkig-lauen Atem auf der Haut spüren konnte. Ich fürchtete schon, er werde mich beißen, da ließ er unerwartet einen gewaltigen Wind fahren. Seine Kollegen brachen in Gelächter aus und klatschten in die Hände. Ich wich einige Schritte zurück, doch schon hatte mich der Blähungsduft erreicht. Jetzt bemerkte ich neben mir einen in sich zusammengesunkenen Alten mit dem Barte des Propheten, schütterem Haar und feurigen Augen, der sich auf einen Stock stützte und die andern verächtlich betrachtete.
»Sie verlieren Ihre Zeit, junger Mann. Juanito kann nichts als furzen, und die andern erschöpfen sich darin, darüber zu lachen und die Fürze einzuatmen. Wie Sie sehen, ist die Gesellschaftsstruktur hier nicht groß anders als in der Außenwelt.«
Der greise Philosoph sprach mit tiefer Stimme und perfekter Diktion. Er musterte mich von oben bis unten.
»Sie suchen die Jacinta, wenn ich richtig gehört habe?«
Ich nickte, verblüfft über die Erscheinung intelligenten Lebens in diesem Horrorloch.
»Und warum?«
»Ich bin ihr Enkel.«
»Und ich der Marquis von Matoimel. Eine verlogene Vogelscheuche, das sind Sie. Sagen Sie mir, warum Sie sie suchen, oder ich stelle mich verrückt. Das ist einfach hier. Und wenn Sie vorhaben, diese armen Teufel einen nach dem andern zu befragen, werden Sie auch bald verstehen, warum.«
Juanito und seine Claque von Inhalierern schütteten sich noch immer aus vor Lachen. Nun gab der Solist eine Zugabe von sich, gedämpfter und länger als die erste Nummer, in Form eines Zischens, das einen angestochenen Reifen imitierte und deutlich machte, daß Juanito seinen Schließmuskel nahezu virtuos beherrschte. Ich beugte mich den Tatsachen.
»Sie haben recht. Ich bin kein Verwandter von Señora Coronado, aber ich muß mit ihr sprechen. Es ist überaus wichtig.«
Er hatte ein schelmisches Lächeln wie ein alt gewordener Junge, und sein Blick glühte von Schlauheit.
»Können Sie mir helfen?« flehte ich ihn an.
»Das hängt ganz davon ab, wie weit Sie mir helfen können.«
»Wenn es in meiner Hand liegt, mit Freuden. Soll ich Ihrer Familie eine Mitteilung zukommen lassen?« Der Alte lachte bitter.
»Meine Familie ist es, die mich in dieses Loch verbannt hat. Diese Meute von Blutsaugern ist imstande, einem die Unterhose noch warm vom Leib zu klauen. Die können zur Hölle oder ins Rathaus fahren. Ich habe sie lange genug ertragen und ausgehalten. Was ich will, ist eine Frau.«
»Verzeihung?«
Der Alte schaute mich ungeduldig an.
»Ihre jungen Jahre sind keine Entschuldigung dafür, daß Sie ein nicht eben helles Köpfchen sind, mein Lieber. Ich sage, ich will eine Frau. Ein weibliches Wesen – Dienstmädchen oder Rasseweib. Das ist es, junger Mann, jünger als fünfundfünfzig und gesund, ohne Wunden und Brüche.«
»Ich bin nicht sicher, ob ich Sie richtig verstehe …«
»Sie verstehen mich großartig. Ich will vor meiner Reise ins Jenseits eine Frau vernaschen, die Zähne hat und sich nicht in die Hosen macht. Es ist mir egal, ob sie sehr hübsch ist oder nicht. Ich habe keine Adleraugen mehr, und in meinem Alter ist jedes Mädchen eine Venus, wenn sie etwas hat, woran man sich festhalten kann. Ist das deutlich genug?«
»Wie ein offenes Buch. Aber ich weiß nicht, wie ich eine Frau für Sie finden soll …«
»Als ich in Ihrem Alter war, da gab es im Dienstleistungssektor so was wie leichte Mädchen. Ich weiß zwar, daß sich die verändert, aber nie in wesentlichen Belangen. Besorgen Sie mir eine, füllig und geil, und wir kommen ins Geschäft. Und wenn Sie sich fragen bezüglich meiner Fähigkeit, mit einer Dame zu schlafen, dann denken Sie daran, daß ich mich damit zufriedengebe, sie in den Hintern zu zwicken und ihre Schönheiten in den Händen zu wiegen. Vorteil der Erfahrung.«
»Die technischen Einzelheiten sind Ihre Angelegenheit, aber jetzt auf der Stelle kann ich Ihnen keine Frau herbringen.«
»Ich mag ja ein alter Bock sein,

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