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Barcelona 02 - Das Spiel des Engels

Barcelona 02 - Das Spiel des Engels

Titel: Barcelona 02 - Das Spiel des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Ruiz Zafón
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Hinausschiebens. Jeder alte Hase in diesem Geschäft weiß, dass vom Bleistiftspitzen bis zum Tagträumen alles wichtiger ist, als sich einfach hinzusetzen und das Gehirn auszuwringen. Diese grundlegende Lektion hatte Isabella durch Osmose verinnerlicht, und als ich nach Hause kam, fand ich sie nicht an ihrem Schreibtisch, sondern in der Küche, wo sie einem Gericht die letzte Würze gab, das duftete und aussah, als hätte seine Zubereitung mehrere Stunden gekostet.
    »Haben wir etwas zu feiern?«, fragte ich.
    »Bei dem Gesicht, das Sie machen, wohl nicht unbedingt.«
    »Wonach duftet es?«
    »Kandierte Ente mit Birnen aus dem Ofen und Schokoladensoße. Ich habe das Rezept in einem Ihrer Kochbücher gefunden.«
    »Ich habe keine Kochbücher.«
    Sie stand auf und legte einen ledergebundenen Band mit dem Titel Die 101 besten Rezepte der französischen Küche von Michel Aragon auf den Tisch.
    »Das glauben Sie. In der hinteren Reihe der Bücherregale habe ich alles Mögliche gefunden, sogar ein Handbuch der Ehehygiene von einem Dr. Pérez-Aguado mit überaus anregenden Illustrationen und Sätzen wie aufgrund des göttlichen Ratschlusses kennt das Weib keine Fleischeslust und findet seine geistige und gefühlsmäßige Verwirklichung in der Erfüllung der natürlichen Aufgaben von Mutterschaft und Hausarbeit‹. Da sind wir gleich wieder in Ali Babas Höhle.«
    »Und darf man fragen, was du in der hinteren Reihe der Regale gesucht hast?«
    »Inspiration. Die ich auch gefunden habe.«
    »Aber kulinarischer Art. Wir hatten doch ausgemacht, dass du jeden Tag schreiben würdest, mit Inspiration oder ohne.«
    »Ich stecke fest. Und das ist Ihre Schuld, weil Sie mir zu viele Aufgaben zuteilen und mich in Ihr Spiel mit dem unbefleckten Sempere junior verwickeln.«
    »Findest du es nett, den Mann zu verspotten, der bis über beide Ohren in dich verliebt ist?«
    »Was?«
    »Du hast schon richtig gehört. Der junge Sempere hat mir gestanden, dass du ihn um den Schlaf bringst. Wörtlich. Er schläft nicht, isst nicht, trinkt nicht – der Ärmste kann nicht einmal urinieren, weil er den ganzen Tag an dich denken muss.«
    »Sie phantasieren wohl.«
    »Wer phantasiert, das ist der arme Sempere. Du hättest ihn sehen sollen. Um ein Haar hätte ich ihm eine Kugel verpasst, um ihn von seinem Schmerz und Elend zu erlösen.«
    »Der nimmt mich doch gar nicht ernst«, protestierte sie.
    »Weil er nicht weiß, wie er sich dir offenbaren und seinen Gefühlen Ausdruck verleihen soll. Wir Männer sind so. Roh und primitiv.«
    »Er hat aber durchaus Worte gefunden, um mich anzufahren, weil ich mich bei der Bestellung der Nationalen Episoden geirrt habe. Da war er sehr beredt.«
    »Das ist nicht dasselbe. Administrative Formalitäten sind eines, die Sprache der Leidenschaft ist etwas ganz anderes.«
    »Dummes Zeug.«
    »In der Liebe gibt es nichts Dummes, werte Assistentin. Und um das Thema zu wechseln – essen wir nun zu Abend oder nicht?«
    Isabella hatte den Tisch ihrem Festschmaus entsprechend gedeckt und ein ganzes Arsenal Teller, Besteck und Gläser aufgefahren, die ich noch nie gesehen hatte.
    »Ich weiß nicht, warum Sie diese Kostbarkeiten nicht benutzen, wo Sie sie schon haben. Das war alles in Kisten in dem Zimmer neben der Waschküche«, sagte sie. »Typisch Mann.«
    Ich hob eines der Messer und betrachtete es im Licht der Kerzen, die Isabella aufgestellt hatte, und mir wurde klar, dass diese Dinge Diego Marlasca gehört hatten. Ich konnte förmlich spüren, wie mir der Appetit verging.
    »Ist was?«, fragte Isabella.
    Ich schüttelte den Kopf. Meine Assistentin servierte zwei Teller und schaute mich erwartungsvoll an. Ich kostete einen ersten Bissen und nickte mit einem Lächeln.
    »Sehr gut.«
    »Ein bisschen zäh, glaube ich. Im Rezept steht, man müsse es ich weiß nicht wie lange auf kleiner Flamme braten, aber bei Ihrem Herd gibt es entweder gar keine Flamme oder eine, die alles versengt, dazwischen ist nichts.«
    »Es schmeckt gut«, wiederholte ich und aß ohne Appetit.
    Isabella schaute mir argwöhnisch zu. Wir speisten schweigend weiter, sodass nur das Klappern des Bestecks auf den Tellern zu hören war.
    »Haben Sie das mit dem jungen Sempere ernst gemeint?«
    Ich nickte, ohne vom Teller aufzuschauen.
    »Und was hat er sonst noch über mich gesagt?«
    »Er hat gesagt, du seist eine klassische Schönheit, intelligent, zutiefst weiblich – er ist nun mal so kitschig –, und er fühle, dass es zwischen euch eine geistige

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