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Barcelona 02 - Das Spiel des Engels

Barcelona 02 - Das Spiel des Engels

Titel: Barcelona 02 - Das Spiel des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Ruiz Zafón
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wachsam.
    »Ihr Laden ist mir empfohlen worden.« »Darf ich fragen, wer so freundlich war?« »Ricardo Salvador.«
    Das vorgeblich liebenswürdige Lächeln verschwand aus seinem Gesicht.
    »Ich wusste nicht, dass er noch lebt. Ich habe ihn seit fünfundzwanzig Jahren nicht mehr gesehen.«
    »Und Irene Sabino?«
    Roures seufzte und schüttelte den Kopf. Er steuerte um den Ladentisch herum auf die Tür zu, hängte das ›Geschlossen‹-Schild daran und schloss ab.
    »Wer sind Sie?«
     
     
    »Mein Name ist Martín. Ich versuche, die Umstände von Señor Diego Marlascas Tod zu klären, den Sie gekannt haben, soviel ich weiß.«
    »Soviel ich weiß, sind die schon vor vielen Jahren geklärt worden. Señor Marlasca hat sich umgebracht.«
    »Ich habe es anders verstanden.«
    »Ich weiß ja nicht, was Ihnen dieser Polizist erzählt hat. Das Ressentiment greift das Gedächtnis an, Señor … Martín. Salvador wollte schon damals alle von einer Verschwörung überzeugen, für die er keinerlei Beweise hatte. Alle wussten, dass er die Bettflasche von Marlascas Witwe war und sich zum Helden aufschwingen wollte. Und wie zu erwarten war, pfiffen ihn seine Vorgesetzten zurück und suspendierten ihn dann vom Dienst.«
    »Er glaubt, man habe versucht, die Wahrheit zu vertuschen.«
    Roures lachte.
    »Die Wahrheit … Dass ich nicht lache. Wenn etwas vertuscht werden sollte, dann der Skandal. Die Anwaltskanzlei Valera und Marlasca hatte die Finger überall im Spiel, egal was in dieser Stadt gedeichselt wurde. Niemand war daran interessiert, dass eine Geschichte wie diese bekannt wurde. Marlasca hatte Stellung, Beruf und Ehe aufgegeben, um sich in diesem alten Haus einzuigeln und dort weiß Gott was zu machen. Jeder, der halbwegs bei Verstand war, konnte sich ausmalen, dass das nicht gut enden würde.«
    »Was Sie und Ihren Partner Jaco nicht daran gehindert hat, aus Marlascas Wahn Kapital zu schlagen, indem Sie ihm versprochen haben, in Ihren spiritistischen Sitzungen mit dem Jenseits in Verbindung treten zu können …«
    »Ich habe ihm nie etwas versprochen. Diese Sitzungen waren reiner Zeitvertreib. Das wussten alle. Versuchen Sie nicht, mir die Schuld an seinem Tod anzuhängen – ich habe nie etwas anderes getan als auf ehrliche Weise meinen Lebensunterhalt verdient.«
    »Und Ihr Partner Jaco?«
    »Ich bin nur für mich selbst verantwortlich. Was Jaco möglicherweise getan hat, habe ich nicht zu verantworten.«
    »Also hat er etwas getan.«
    »Was wollen Sie denn hören? Dass er mit diesem Geld abgehauen ist, von dem Salvador immer wieder sagte, es liege auf einem Geheimkonto? Dass er Marlasca umgebracht und uns alle hintergangen hat?«
    »War es denn nicht so?«
    Roures schaute mich lange an.
    »Ich weiß es nicht. Ich habe ihn nicht mehr gesehen seit dem Tag, an dem Marlasca gestorben ist. Ich habe Salvador und den anderen Beamten alles gesagt, was ich wusste. Ich habe nie gelogen, nie. Falls Jaco etwas getan hat, dann habe ich nie etwas davon erfahren.«
    »Was können Sie mir über Irene Sabino sagen?«
    »Irene liebte Marlasca. Sie hätte nie irgendetwas ausgeheckt, was ihm hätte schaden können.«
    »Wissen Sie, was aus ihr geworden ist? Lebt sie noch?«
    »Ich glaube schon. Sie soll in einer Wäscherei im Raval arbeiten. Irene war eine gute Frau. Zu gut. Und so weit ist es nun mit ihr gekommen. Sie glaubte an all diese Dinge aus tiefstem Herzen.«
    »Und Marlasca? Was hat er in dieser Welt gesucht?«
    »Marlasca steckte in irgendetwas drin, fragen Sie mich nicht, was. Nichts, was ich oder Jaco ihm verkauft hatten oder hätten verkaufen können. Alles, was ich darüber weiß, habe ich irgendwann von Irene gehört. Anscheinend hatte Marlasca jemanden getroffen, jemanden, den ich nicht kannte, und glauben Sie mir, ich kannte und kenne jeden in dieser Branche. Dieser Jemand hatte ihm versprochen, wenn er irgendetwas mache, ich weiß nicht, was, dann würde er seinen Sohn Ismael von den Toten zurückbekommen.«
    »Hat Irene je erwähnt, wer dieser Jemand war?«
    »Sie hat ihn nie gesehen. Marlasca hat es nicht erlaubt. Aber sie wusste, dass er Angst hatte.«
    »Angst wovor?«
    Roures schnalzte mit der Zunge. »Marlasca glaubte, er sei verdammt.« »Können Sie sich etwas deutlicher ausdrücken?« »Ich habe es ja vorhin schon gesagt. Er war krank. Er war überzeugt, dass etwas in ihn gefahren war.« »Etwas?«
    »Ein Geist. Ein Parasit. Ich weiß auch nicht. Sehen Sie, in diesem Gewerbe lernt man viele Leute kennen, die nicht

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