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Barcelona 02 - Das Spiel des Engels

Barcelona 02 - Das Spiel des Engels

Titel: Barcelona 02 - Das Spiel des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Ruiz Zafón
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vielleicht einen Sekretär?«
    »Ich habe bereits die beste Sekretärin, die man haben kann. Sie ist intelligenter als ich, unendlich viel fleißiger, und wenn sie lächelt, habe ich sogar das Gefühl, diese schweinische Welt habe so etwas wie eine Zukunft.«
    »Und wer ist dieses Wunderkind?«
    »Manuels Tochter.« »Cristina.«
    »Endlich höre ich dich einmal ihren Namen aussprechen.«
    »Sie haben sich eine schlechte Woche ausgesucht, um sich über mich lustig zu machen, Don Pedro.«
    »Schau mich nicht mit diesem Opferlammgesicht an. Glaubst du wirklich, Pedro Vidal würde tatenlos zusehen, wie dich diese geizigen und neidischen Durchschnittsmenschen vor die Tür setzen?«
    »Ein Wort von Ihnen zum Chef hätte bestimmt alles geändert.«
    »Ich weiß. Aus diesem Grund war ich es, der vorgeschlagen hat, dich zu entlassen.«
    Ich fühlte mich, als hätte ich eine Ohrfeige bekommen.
    »Vielen Dank.«
    »Ich habe ihm gesagt, er soll dich entlassen, weil ich etwas viel Besseres für dich habe.« »Betteln?«
    »Kleingläubiger Mensch. Erst gestern habe ich mit zwei Partnern über dich gesprochen, die gerade einen neuen Verlag gegründet haben und frisches Blut zum Ausquetschen und Ausbeuten suchen.«
    »Klingt wundervoll.«
    »Sie kennen natürlich Die Geheimnisse von Barcelona und sind bereit, dir ein Angebot zu unterbreiten, das aus dir einen gestandenen Mann macht.«
    »Meinen Sie das ernst?«
    »Natürlich meine ich es ernst. Du sollst für sie einen Fortsetzungsroman in dem barocksten, blutrünstigsten und berauschendsten Stil des Grand-Guignol schreiben, der Die Geheimnisse von Barcelona für immer verstummen lässt. Ich glaube, das ist die Chance, auf die du gewartet hast. Ich habe ihnen gesagt, du würdest sie aufsuchen und könntest mit der Arbeit sogleich anfangen.«
    Ich seufzte tief. Vidal zwinkerte mir zu und umarmte mich.
     

 7
    So kam es, dass ich wenige Monate nach meinem zwanzigsten Geburtstag das Angebot bekam und annahm, unter dem Pseudonym Ignatius B. Samson Groschenromane zu verfassen. Laut Vertrag musste ich monatlich zweihundert Schreibmaschinenseiten abliefern. Sie sollten von Intrigen, Morden in der Hautevolee, Gräueltaten in der Unterwelt und verbotenen Liebschaften zwischen grausamen Gutsbesitzern mit kräftigem Kinn und zarten Damen mit unaussprechlichen Sehnsüchten strotzen, verworrene Familiensagas aller Art behandeln und sich vor einem Hintergrund abspielen, der schmutziger und trüber war als das Wasser im Hafen. Die Reihe, die ich Die Stadt der Verdammten zu taufen beschloss, würde monatlich in einem kartonierten Band mit bunt illustrierter Titelseite erscheinen. Dafür würde ich mehr Geld bekommen, als ich nach meiner Vorstellung für etwas verdienen konnte, was mir zu Selbstachtung verhalf und keiner weiteren Zensur unterworfen war als dem Interesse der Leser, die ich für mich gewinnen könnte. Die Vertragsbestimmungen verpflichteten mich, aus der Anonymität eines kauzigen Pseudonyms heraus zu schreiben, aber das fand ich in diesem Moment einen geringen Preis dafür, dass ich mein Brot mit meinem Traumberuf verdienen konnte. Ich würde das eitle Glück opfern müssen, meinen Namen auf meinem Werk gedruckt zu sehen, nicht aber mich selbst und das, was ich war.
    Meine Verleger waren zwei pittoreske Bürger mit Namen Barrido und Escobillas. Barrido, klein, rundlich und mit aufgesetztem ölig-sibyllinischem Dauerlächeln, war das Hirn des ganzen Unternehmens. Er kam aus der Wurstindustrie, und obwohl er in seinem ganzen Leben nicht mehr als drei Bücher gelesen hatte, darunter den Katechismus und das Telefonbuch, fälschte er die Geschäftsbücher seiner Geldgeber mit einer Kühnheit und einem dichterischen Gehabe, das ihm die Autoren nur zu gern nachgemacht hätten, die vom Haus, genau wie Vidal vorhergesagt hatte, betrogen, ausgebeutet und schließlich auf die Straße gesetzt wurden, sobald ihr Stern zu sinken begann, was früher oder später immer der Fall war.
    Escobillas spielte eine komplementäre Rolle. Großgewachsen, hager und von leicht bedrohlichem Aussehen, war er im Bestattungswesen ausgebildet worden, und durch den betäubenden Duft des Kölnischwassers, mit dem er seine Weichteile tränkte, schien immer ein vager Formalingeruch durchzudringen, der einem die Haare zu Berge stehen ließ. Seine Aufgabe war im Wesentlichen die des finsteren Aufpassers, der mit der Peitsche in der Hand die schmutzige Arbeit erledigte, für die Barrido mit seiner heitereren, nicht so

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