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Barcelona 02 - Das Spiel des Engels

Barcelona 02 - Das Spiel des Engels

Titel: Barcelona 02 - Das Spiel des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Ruiz Zafón
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etwas füllte, was dickflüssiger aussah als Teer, und mir bedeutete, es wie er in einem Zug zu leeren.
    »Ich habe in Vidals Buch geblättert«, sagte er. »Der Erfolg der Saison«, bemerkte ich. »Weiß er, dass Sie es geschrieben haben?« Ich zuckte die Achseln. »Und wenn schon?«
    Sempere schaute mich mit demselben Blick an, mit dem er eines weit zurückliegenden Tages den Jungen empfangen hatte, der mit Prellungen und abgebrochenen Zähnen bei ihm geklingelt hatte.
    »Geht es Ihnen gut, Martín?«
    »Hervorragend.«
    Sempere schüttelte schwach den Kopf und stand auf, um aus einem Regal mein Buch zu holen. Lächelnd legte er es zusammen mit einer Feder vor mich hin.
    »Seien Sie so lieb und schreiben Sie mir eine Widmung hinein.«
    Nachdem ich ihm den Wunsch erfüllt hatte, nahm Sempere das Buch und stellte es in die Ehrenvitrine hinter dem Ladentisch mit den unverkäuflichen Erstausgaben. Das war sein Privatheiligtum.
    »Das brauchen Sie wirklich nicht zu tun, Señor Sempere«, sagte ich leise.
    »Ich tue es, weil ich es will und weil es das wert ist. Dieses Buch ist ein Teil Ihres Herzens, Martín. Und was mich betrifft, auch meines Herzens. Ich stelle es zwischen Le Père Goriot und L’Éducation Sentimentale.«
    »Das ist ein Sakrileg.«
    »Dummes Zeug. Es ist eines der besten Bücher, die ich in den letzten zehn Jahren verkauft habe, und ich habe viele Bücher verkauft.«
    Semperes freundliche Worte vermochten die eiskalte, undurchdringliche Ruhe kaum anzukratzen, die mich mehr und mehr befiel. Auf einem Umweg ging ich gemächlich zum Haus mit dem Turm. Dort schenkte ich mir ein Glas Wasser ein, und als ich es in der dunklen Küche trank, konnte ich nicht an mich halten und brach in Gelächter aus.
     
    Am nächsten Vormittag bekam ich zweimal Besuch. Der erste Besucher war Pep, Vidals neuer Fahrer. Er brachte mir eine Einladung seines Herrn für ein Mittagessen in der Maison Dorée, zweifellos um das Erscheinen unserer Bücher zu feiern, wie er es mir vor einiger Zeit versprochen hatte. Pep wirkte verkrampft und schien so schnell wie möglich wieder wegkommen zu wollen. Die vormals so vertraute Atmosphäre zwischen uns war verflogen. Er wollte nicht eintreten, sondern im Treppenhaus warten. Den Umschlag mit Vidals Mitteilung übergab er mir, ohne mir in die Augen zu schauen, und sowie ich ihm bestätigt hatte, die Einladung anzunehmen, verschwand er grußlos.
    Als zweiter Besuch, eine halbe Stunde später, standen meine beiden Verleger in Begleitung eines Gentleman von finsterer Erscheinung und stechendem Blick vor der Tür, der sich als ihr Anwalt vorstellte. Dieses treffliche Trio trug einen Ausdruck zwischen Trauer und Streitlust zur Schau, der keinen Zweifel an der Natur der Begegnung ließ. Ich bat sie in die Veranda, wo sie sich von links nach rechts in absteigender Größe aufs Sofa setzten.
    »Darf ich Ihnen etwas anbieten? Ein Gläschen Zyankali?«
    Ich erwartete kein Lachen, und es kam auch keines. Nach einer kurzen Vorrede von Barrido bezüglich der schrecklichen Verluste, welche der Fehlschlag der Schritte des Himmels dem Verlag verursachen würde, gab mir der Anwalt in einer unmissverständlichen Zusammenfassung zu verstehen, wenn ich mich nicht in meiner Verkörperung als Ignatius B. Samson wieder an die Arbeit mache und binnen anderthalb Monaten ein Manuskript von Die Stadt der Verdammten abliefere, würden sie mich wegen Nichterfüllung meines Vertrags auf Schadensersatz verklagen – sowie in weiteren fünf oder sechs Belangen, die mir entgingen, weil ich da schon nicht mehr hinhörte. Es gab aber nicht nur schlechte Nachrichten. Trotz des durch mein Verhalten verursachten Ärgers hatten Barrido und Escobillas in ihrem Herzen eine Perle der Großzügigkeit gefunden, um die Meinungsverschiedenheiten zu beseitigen und eine neue Allianz von Freundschaft und Nutzen zu begründen.
    »Wenn Sie möchten, können Sie zum Vorzugspreis von siebzig Prozent des Verkaufspreises alle Exemplare von Die Schritte des Himmels erwerben, die nicht ausgeliefert worden sind, da wir festgestellt haben, dass der Titel nicht läuft und wir sie unmöglich in die nächste Auslieferung einbeziehen können«, erklärte Escobillas.
    »Warum geben Sie mir nicht die Rechte zurück? Schließlich haben Sie keinen Heller dafür gezahlt und wollen nicht einmal versuchen, ein einziges Exemplar abzusetzen.«
    »Das können wir nicht, mein Freund«, führte Barrido aus. »Obwohl kein Vorschuss an Sie gezahlt wurde, war die

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