Barcelona 02 - Das Spiel des Engels
Herausgabe für den Verlag eine höchst bedeutsame Investition, und der von Ihnen unterzeichnete Vertrag hat eine Laufzeit von zwanzig Jahren und verlängert sich automatisch zu denselben Bedingungen, falls der Verlag sein legitimes Recht ausüben will. Sie müssen verstehen, dass auch wir etwas bekommen müssen. Nicht alles kann an den Autor gehen.«
Am Ende seiner Tirade forderte ich die drei Herren auf, sich jetzt hinauszubegeben, je nach Wahl aus eigenem Antrieb oder mit einem Tritt. Bevor ich hinter ihnen die Tür zuschlug, warf mir Escobillas noch einen seiner bösen Blicke zu.
»In einer Woche erwarten wir eine Antwort, oder Sie sind geliefert«, knirschte er.
»In einer Woche sind Sie und Ihr schwachsinniger Partner tot«, erwiderte ich ganz ruhig, ohne recht zu wissen, warum ich das sagte.
Den Rest des Vormittags starrte ich an die Wand, bis mich die Glocken von Santa Maria daran erinnerten, dass die Stunde meiner Verabredung mit Pedro Vidal nahte.
Er erwartete mich am besten Tisch des Saales, mit einem Weißweinglas spielend und dem Pianisten lauschend, der mit Samtfingern ein Stück von Enrique Granados liebkoste. Als er mich erblickte, stand er auf und gab mir die Hand.
»Herzlichen Glückwunsch«, sagte ich.
Vidal lächelte unerschütterlich und wartete, bis ich mich gesetzt hatte, ehe er wieder Platz nahm. In die Klänge der Musik gehüllt, ließen wir schweigend eine Minute verstreichen, während Menschen vornehmen Geblüts Vidal anschauten, ihm zuwinkten oder an den Tisch traten, um ihn zu seinem Erfolg zu beglückwünschen, der das Stadtgespräch war.
»David, du weißt gar nicht, wie leid mir tut, was geschehen ist«, begann er.
»Es soll Ihnen nicht leidtun, Sie sollen es genießen.«
»Glaubst du, das bedeutet mir etwas? Die Schmeicheleien von ein paar Trotteln? Ich hatte vor allem gehofft, deinen Erfolg zu erleben.«
»Ich bedaure, Sie abermals enttäuscht zu haben, Don Pedro.«
Vidal seufzte.
»Es ist nicht meine Schuld, David, dass sie auf dich losgegangen sind. Es ist deine Schuld. Du hast es herausgefordert. Du bist mittlerweile alt genug, um zu wissen, wie so etwas läuft.«
»Sagen Sie es mir.«
Er schnalzte mit der Zunge, als beleidigte ihn meine Naivität.
»Was hast du erwartet? Du bist keiner von ihnen. Du wirst es nie sein. Du hast es nicht sein wollen und glaubst, man wird dir das verzeihen. Du vergräbst dich in deinem alten Kasten und meinst, du kannst überleben, ohne dich dem Chor der Messknaben anzuschließen und die Uniform anzuziehen. Da irrst du dich, David. Du hast dich immer geirrt. Das Spiel läuft anders. Wenn du allein spielen willst, pack die Koffer und geh irgendwohin, wo du Herr deines Schicksals bist. Aber wenn du hierbleibst, schließt du dich besser einer Gemeinde an, welcher auch immer. So einfach ist das.«
»Und das tun Sie, Don Pedro? Sich der Gemeinde anschließen?«
»Ich habe das nicht nötig, David. Ich gebe ihnen zu essen. Auch das hast du nie begriffen.«
»Sie wären erstaunt, wie schnell ich dazulerne. Aber machen Sie sich keine Gedanken, diese Kritiken haben nichts zu bedeuten. So oder so wird sich morgen keiner mehr an sie erinnern, weder an meine noch an Ihre.«
»Was ist dann das Problem?«
»Schwamm drüber.«
»Sind es diese beiden Dreckskerle? Barrido und der Leichenfledderer?«
»Vergessen Sie es, Don Pedro. Wie Sie selbst sagen, es ist meine Schuld, ausschließlich meine.«
Der Oberkellner näherte sich mit fragendem Blick. Ich hatte nicht in die Karte geschaut und gedachte es auch nicht zu tun.
»Das Übliche, für beide«, sagte Don Pedro.
Der Oberkellner entfernte sich mit einer Verneigung. Vidal beobachtete mich wie ein gefährliches Tier hinter Käfigstangen.
»Cristina konnte nicht kommen«, sagte er. »Ich habe das mitgebracht, damit du ihr eine Widmung hineinschreibst.«
Er legte die in purpurfarbenes Papier mit dem Firmenzeichen von Sempere und Söhne gehüllten Schritte des Himmels auf den Tisch und schob mir das Buch zu. Ich machte keine Anstalten, es in die Hand zu nehmen. Vidal war blass geworden, sein Ton weniger heftig und weniger defensiv. Jetzt kommt der tödliche Stoß, dachte ich.
»Sagen Sie mir endlich, was Sie mir zu sagen haben, Don Pedro. Ich werde Sie nicht beißen.«
Vidal leerte sein Weinglas in einem Zug.
»Es gibt zwei Dinge, die ich dir sagen wollte. Sie werden dir nicht gefallen.«
»Langsam gewöhne ich mich dran.«
»Das eine hat mit deinem Vater zu tun.«
Ich spürte, wie mir
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