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Barcelona 03 - Der Gefangene des Himmels

Barcelona 03 - Der Gefangene des Himmels

Titel: Barcelona 03 - Der Gefangene des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Ruiz Zafón
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überzeug ihn, dass es zu seinem Besten ist und vor allem zum Besten einer gewissen Dame, die er sehr schätzt, und ihres Mannes und des Sohnes der beiden, wenn er alles daransetzt, sein Meisterwerk zu schreiben.«
    »Sie meinen Señora Isabella?«
    »Aha, ich sehe, dass er dir von ihr erzählt hat … Du müsstest sie sehen«, sagte er, während er seine Brille mit dem Taschentuch reinigte. »So jung, mit dieser straffen Haut einer Schülerin … Du weißt nicht, wie oft sie da gesessen hat, wo du jetzt sitzt, und um den armen unglücklichen Martín gefleht hat. Ich werde dir nicht sagen, was sie mir angeboten hat, denn ich bin ein Gentleman, aber unter uns beiden, die Verehrung, die dieses junge Ding Martín entgegenbringt, ist schon fast kitschig. Ich würde wetten, dieser Junge, Daniel, ist nicht von ihrem Mann, sondern von Martín, der zwar einen miserablen literarischen Geschmack hat, aber einen auserlesenen für Flittchen.«
    Der Direktor unterbrach sich, als er bemerkte, dass ihn der Gefangene mit einem undurchdringlichen Blick ansah.
    »Was glotzt du denn so?«
    Er klopfte auf den Tisch, und sogleich ging hinter Fermín die Tür auf. Die beiden Posten packten ihn an den Armen und hoben ihn vom Stuhl auf, so dass seine Füße in der Luft schwebten.
    »Denk an das, was ich dir gesagt habe«, bemerkte der Direktor. »In vier Wochen will ich dich wieder auf diesem Stuhl haben. Wenn du Resultate mitbringst, versichere ich dir, dass dein Aufenthalt hier um einiges angenehmer wird. Andernfalls mache ich einen Termin für dich im Keller bei Fumero und seinen Spielsachen aus. Ist das klar?«
    »Wie Glas.«
    Dann bedeutete er seinen Leuten mit einer überdrüssigen Geste, den Gefangenen abzuführen, und trank seinen Brandy aus, voller Ekel, sich tagtäglich mit diesen ungebildeten, verachtenswerten Menschen abgeben zu müssen.

10
Barcelona, 1957
    »Sie sind ja ganz weiß, Daniel«, murmelte Fermín und riss mich damit aus meiner Trance.
    Der Speiseraum von Can Lluís und die Straßen, durch die wir hergekommen waren, gab es nicht mehr. Alles, was ich zu sehen imstande war, war das Büro im Kastell auf dem Montjuïc und das Gesicht dieses Mannes, der von meiner Mutter in Worten und Anspielungen sprach, die mich marterten. Ich spürte, wie sich in mir etwas Kaltes, Schneidendes Bahn brach, eine Wut, wie ich sie noch nie gekannt hatte. Einen Moment lang wünschte ich mir nichts sehnlicher auf der Welt, als diesen elenden Mistkerl vor mir zu haben, um ihm den Hals umzudrehen und von nahem zu verfolgen, wie ihm die Adern in den Augen platzten.

    »Daniel …«
    Ich schloss einen Augenblick die Augen und atmete durch. Als ich sie wieder öffnete, war ich zurück im Can Lluís, und Fermín Romero de Torres schaute mich völlig niedergeschlagen an.
    »Verzeihen Sie mir, Daniel«, sagte er.
    Mein Mund war ausgetrocknet. Ich schenkte mir ein Glas Wasser ein und leerte es in der Hoffnung, wieder Worte über die Lippen bringen zu können.
    »Da gibt es nichts zu entschuldigen, Fermín. Nichts von dem, was Sie mir erzählt haben, ist Ihre Schuld.«
    »Zuerst einmal ist es meine Schuld, weil ich es Ihnen erzählen muss«, sagte er fast unhörbar leise.
    Er senkte den Blick, als getraute er sich nicht, mich anzuschauen. Ich begriff, wie sehr ihn die Erinnerung an jene Episode schmerzte und auch die Verpflichtung, mir die Wahrheit zu sagen, und schämte mich des Grolls, der mich gepackt hatte.
    »Fermín, sehen Sie mich an.«
    Er schaffte es, mich aus dem Augenwinkel anzuschauen, und ich lächelte ihn an.
    »Sie sollen wissen, dass ich Ihnen dankbar bin dafür, dass Sie mir die Wahrheit erzählt haben, und dass ich verstehe, warum Sie mir vor zwei Jahren nichts von alledem sagen wollten.«
    Er nickte schwach, aber etwas in seinem Blick gab mir zu verstehen, dass ihn meine Worte keineswegs trösteten. Ganz im Gegenteil. Eine Weile schwiegen wir.
    »Da ist noch mehr, nicht wahr?«, fragte ich schließlich.
    Er nickte.
    »Und was noch kommt, ist schlimmer?«
    Wieder nickte er.
    »Viel schlimmer.«
    Ich wandte den Blick ab und lächelte Professor Alburquerque zu, der den Rückzug antrat und uns zum Abschied zuwinkte.
    »Warum bestellen wir also nicht noch eine Flasche Tafelwasser, und Sie erzählen mir den Rest?«
    »Besser Wein. Vom Fusel.«

11
Barcelona, 1940
    Eine Woche nach dem Gespräch zwischen Fermín und dem Direktor führten zwei Männer, die noch nie jemand auf dem Gang gesehen hatte und die schon von weitem nach

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